Oberst Ludwig Hesshaimer - ein Künstler im IR 59

 

 

 

Originalfotos aus der Salzburger Wehrgeschichtlichen Rainerforschung 

 

Ludwig Hesshaimer wurde am 10. März 1872 in Kronstadt geboren. Seine Vorfahren mütterlicherseits waren Pfarrer, Lehrer und Musiker, in der Linie des Vaters waren es vorwiegend erfolgreiche Kaufleute. Nach den ersten Kindheitsjahren zog die Familie nach Stockerau bei Wien und von dort im Jahre 1878 nach Triest. Hier entdeckte der inzwischen 5jährige sein Interesse für die Briefmarken. Er schrieb darüber in seinen Erinnerungen: "In diesen jungen Jahren entdeckte ich meine Liebe zu Briefmarken. Ich wurde ein leidenschaftlicher Sammler“. Auf Wunsch seines Vaters beschritt er aber die Offizierslaufbahn in der k.u.k. Armee. Durch 15 Garnisonen führte ihn sein militärischer Werdegang. Von Galizien bis in die Alpen und von den Karpaten bis nach Bosnien.


Ab 1909 konnte Hesshaimer in Wien an der Akademie der Bildenden Künste und an der Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt seine künstlerische Ausbildung vervollkommnen. Er schuf wertvolle Werke im Rahmen des militärischen Dienstes und stellte an den k. u. k Militärschulen den Zeichenunterricht auf neue Grundlagen. Hierfür schrieb er ein Lehrbuch und arbeitete bis zum Ersten Weltkrieg an künstlerisch hochwertigen Diplomen, Urkunden und anderen dekorativen Stücken. In Sarajewo sollte er persönlich dem Thronfolger Franz Ferdinand eine Mappe mit eigenen Zeichnungen überreichen, das Attentat verhinderte jedoch diesen Auftrag. 1914 zog er mit dem Infanterieregiment 59 „Erzherzog Rainer“ aus Salzburg in den Krieg und dokumentierte in seinen künstlerischen Werken die Kämpfe an vielen Frontabschnitten. 

Sein Zyklus „Heil und Sieg", eine Lichtdruckmappe mit 35 Zeichnungen auf 30 Tafeln, entstand 1915 und ist eines seiner bekanntesten Werke. Seine Zeichnungen entstanden auf dem Vormarsch in Russisch-Polen, teilweise mitten im Gefecht, im Feindfeuer - daher sind sie so ausdrucksvoll, viel aussagekräftiger als Fotografien. 

Für den Generalstab der k.u.k. Armee und für die Leipziger Illustrierte Zeitung arbeitete Hesshaimer als offizieller Kriegszeichner. Mit dem Ende des Ersten Weltkrieges endete auch seine Offizierslaufbahn, und er ließ sich in Wien nieder. Er arbeitete als Berufskünstler, Maler, Radierer, Vortragender und Schriftsteller für viele Zeitungen, und war bis 1938 Vorstand des „Albrecht Dürer Bundes", der ältesten österreichischen Künstlervereinigung. Er gründete die Kunstsektion des österreichischen Offiziersverbandes im Palais des Fürsten Schwarzenberg, dem Offizierskasino am Schwarzenbergplatz in Wien und führte sie 20 Jahre ehrenamtlich.

Das Interesse Ludwig Hesshaimers an Briefmarken blieb auch über seine Jugend, den Ersten Weltkrieg sowie die Nachkriegsjahre bestehen. Nach mehreren für Österreich gezeichneten Entwürfen, die von der Post jedoch nicht angenommen wurden, erschienen 1930 die ersten von ihm entworfenen Briefmarken. Es ist eine Ausgabe Islands zum 1000jährigen Bestehen des Allthings (Landtag). Die Mittelstücke des aus 16 Werten bestehenden Briefmarkensatzes entstanden zum Teil nach Skizzen einheimischer Künstler; der Rahmen wurde von Hesshaimer entworfen. Zwei Jahre später erschien eine Flugpostausgabe in Kolumbien.

Insbesondere nach dem Ersten Weltkrieg engagierte sich Ludwig Hesshaimer für die organisierte Philatelie. 1921 wurde er erster Präsident des Verbandes Österreichischer Philatelisten. Er übt dieses Amt 20 Jahre aus. Unter seiner Präsidentschaft wurden zwei philatelistische Auszeichnungen Österreichs geschaffen. Für Verdienste um die philatelistische Forschung wurde die Österreichische Verbandsmedaille eingeführt. Die Medaille zeigt auf der Bildseite einen Postreiter sowie ein Wiener Stadttor, sie trägt die Umschrift "Verband Österreichischer Philatelistenvereine". Die Rückseite hat die Umschrift "Für Verdienste um die philatelistische Forschung", in der Mitte ist der Name des Inhabers und das Jahr der Verleihung eingraviert. Der Entwurf der Medaille stammt von Ludwig Hesshaimer, ausgeführt wurde sie vom Bildhauer Placht. Verdienste um die philatelistische Organisation würdigt die silberne Hesshaimer-Plakette. Sie zeigt den Kopf Hesshaimers, darüber den Namen Ludwig Hesshaimer, sowie die Jahreszahl 1928, darunter "Verband Österreichischer Philatelistenvereine" und in einem rechteckigen Feld eingraviert den Namen des Inhabers, sowie das Jahr der Verleihung. 

Als Kronstädter war Hesshaimer ein Förderer des Vereins der Siebenbürger Sachsen in Wien. Mit seiner Unterstützung fanden auch Veranstaltungen des Vereins in den Räumlichkeiten am Schwarzenbergplatz statt. Zum 70. Vereinsjubiläum (1941) hielt Oberst Ludwig Hesshaimer eine Festrede.

Im Jahr 1950 übersiedelte Hesshaimer zu seiner Tochter nach Brasilien, hier fertigte er seine letzten Briefmarkenentwürfe, die jedoch nicht zur Ausgabe gelangten. Aus Anlass der Briefmarkenausstellung WIPA 1981 erschien in Ungarn im selben Jahr ein Briefmarkenblock. Die vier in den Block aufgenommenen Marken zeigen Werbemarken, die Hesshaimer für die WIPA 1933 entworfen hatte. Eine späte Ehrung erlebte Hesshaimer auch durch die Postverwaltung von Antigua & Barbuda: Der Hintergrund einer Briefmarke zu Ehren von Hermann Ernst Sieger beruht auf einer Zeichnung von Ludwig Hesshaimer. Auch in seiner neuen Heimat Brasilien war Hesshaimer in der Jury von Briefmarkenausstellungen tätig.

Ludwig Hesshaimer hat es nie überwunden, dass die Postverwaltung Österreichs keine seiner Entwürfe angenommen hat. Nach dem Zweiten Weltkrieg und dem Verlassen Europas geriet er in Vergessenheit. Erst im Oktober 1992 wurde er mit einem Sonderstempel gewürdigt und im Mai dieses Jahres widmete ihm der Verband Österreichischer Philatelisten-Vereine eine Sonderschau aus Anlass der 75jährigen Verbandsgründung. 

Seine Werke sind heute unter anderem in der Albertina und im Heeresgeschichtlichen Museum in Wien zu sehen. Sein Nachlass befindet sich in der Siebenbürger Bibliothek auf Schloss Homeck in Gundelsheim. Der Verein der Siebenbürger Sachsen in Wien verfügt über eines seiner Bilder. Der Offizier, Graphiker und Maler starb am 10. Januar 1956 in Rio de Janeiro (Brasilien).

 

Hessmaimer Kriegsgefangene 10 K WIR HOFFEN
Hessmaimer Kriegsgefangene 10 K WIR HOFFEN
Hessmaimer Kriegsgefangene 2 K WIR HUNGERN
Hessmaimer Kriegsgefangene 2 K WIR HUNGERN
Hessmaimer Kriegsgefangene 20 K WIR WARTEN

Hessmaimer Kriegsgefangene 20 K WIR WARTEN
Hessmaimer Kriegsgefangene 3 K WIR FRONEN
Hessmaimer Kriegsgefangene 3 K WIR FRONEN
Hessmaimer Kriegsgefangene 5 K WIR DULDEN
Hessmaimer Kriegsgefangene 5 K WIR DULDEN
Hessmaimer Kriegsgefangene 50 K WIR STERBEN

Hessmaimer Kriegsgefangene 50 K WIR STERBEN
Mappe Deckblatt
Mappe Deckblatt
Mappe Inhaltsverzeichnis
Mappe Inhaltsverzeichnis
Mappe Widmung von Erzherzog Friedrich

Mappe Widmung von Erzherzog Friedrich
Mappenumschlag
Mappenumschlag
Nr.02-Vormarsch der Reserven in die Feuerlinie.Bizoreda 16.4.1915
Nr.02-Vormarsch der Reserven in die Feuerlinie.Bizoreda 16.4.1915
Nr.03 Im Schützengraben an der Dreikaiserecke an der Nida. 84.Infantrie-Regiment

Nr.03 Im Schützengraben an der Dreikaiserecke an der Nida. 84.Infantrie-Regiment
Nr.04 Die Deutschmeisterburg an der Nida 24.4.1915
Nr.04 Die Deutschmeisterburg an der Nida 24.4.1915
Nr.05 Feldwache der Hoch und Deutschmeister bei Brezezno an der Nida
Nr.05 Feldwache der Hoch und Deutschmeister bei Brezezno an der Nida
Nr.06 Die Deutschmeisterburg ganze Ansicht

Nr.06 Die Deutschmeisterburg ganze Ansicht
Nr.09 Waldhütten des 84.Infantrie-Regiments an der Dreikaiserecke
Nr.09 Waldhütten des 84.Infantrie-Regiments an der Dreikaiserecke
Nr.10 Gefangene Russen marschieren zur Menageverteilung
Nr.10 Gefangene Russen marschieren zur Menageverteilung
Nr.11 Train auf russisch-polnischen Schneefeldern  und Gefangenlager bei Zsolna

Nr.11 Train auf russisch-polnischen Schneefeldern und Gefangenlager bei Zsolna
Nr.12 Fliegerlager bei Miechow Fliegerkompanie Nr.7
Nr.12 Fliegerlager bei Miechow Fliegerkompanie Nr.7
Nr.13 30,5cm Mörser bei Gory in Feuerstellung
Nr.13 30,5cm Mörser bei Gory in Feuerstellung
Nr.14 Wirkung eines Mörsers bei Tokarnia in Russisch-Polen

Nr.14 Wirkung eines Mörsers bei Tokarnia in Russisch-Polen
Nr.15 Rast bei Stepanow und Ein eingestürztes Haus durch Luftdruckes 30,5cm Mörser
Nr.15 Rast bei Stepanow und Ein eingestürztes Haus durch Luftdruckes 30,5cm Mörser
Nr.16 Artilleriekampf bei Bizoreda
Nr.16 Artilleriekampf bei Bizoreda
Nr.17 Gesprengter Viadukt der Iwangoroder Bahn bei Miasowa

Nr.17 Gesprengter Viadukt der Iwangoroder Bahn bei Miasowa
Nr.18 Drahtverhaue beim Stützpunkt Czarkow 2.5.1915
Nr.18 Drahtverhaue beim Stützpunkt Czarkow 2.5.1915
Nr.19 Der sogenannte Dankplatz am Stützpunkt Czarkow
Nr.19 Der sogenannte Dankplatz am Stützpunkt Czarkow
Nr.20 Brustwehr aus Sandsäcken im Stützpunkt Czarkow

Nr.20 Brustwehr aus Sandsäcken im Stützpunkt Czarkow
Nr.21 Beginn der Dunajec-Offensive. Die 3 Toten der 1.Mainacht 1915
Nr.21 Beginn der Dunajec-Offensive. Die 3 Toten der 1.Mainacht 1915
Nr.22 Stützpunkt Czarkow 2.5.1915
Nr.22 Stützpunkt Czarkow 2.5.1915
Nr.23 Fliegertrain-Lager und 1.Armee-Etappen-Kommando in Slomnjki

Nr.23 Fliegertrain-Lager und 1.Armee-Etappen-Kommando in Slomnjki
Nr.24 Truppentrain in Tarnow mit russischen Gefangenenkolonnen
Nr.24 Truppentrain in Tarnow mit russischen Gefangenenkolonnen
Nr.25 Zerschossener Bahnhof von Tarnow und Im Laufgraben bei Czarkow
Nr.25 Zerschossener Bahnhof von Tarnow und Im Laufgraben bei Czarkow
Nr.26 Mlodzowy male in Russisch-Polen und Tarnow Wirkung einer 42er Bombe

Nr.26 Mlodzowy male in Russisch-Polen und Tarnow Wirkung einer 42er Bombe
Nr.27 Kolomea-Brückenkopf der von steirischen Truppen verteidigt wurde
Nr.27 Kolomea-Brückenkopf der von steirischen Truppen verteidigt wurde
Nr.30 Jaryczow nach der dritten Schlacht bei Lemberg von den Russen niedergebrannt
Nr.30 Jaryczow nach der dritten Schlacht bei Lemberg von den Russen niedergebrannt
Pressespiegel

Pressespiegel
Schreiben des Major Hesshaimer an das Ersatzbaonkommando 59
Schreiben des Major Hesshaimer an das Ersatzbaonkommando 59

 

 

DAS KPQ

 

Das Kriegspressequartier (KPQ) war Österreich-Ungarns zentrale militärische Propagandaeinrichtung während des Ersten Weltkrieges. Es koordinierte ab dem Kriegsbeginn zunächst nur die Zeitungsberichterstattung, für die es Journalisten wie auch namhafte Schriftsteller heranzog. Im weiteren Kriegsverlauf erweiterte es seinen Aufgabenbereich und baute seine Dienste immer weiter aus. Ausgehend von der Zeitungsjournalistik – dem zentralen Leitmedium am Beginn des Jahrhunderts – bündelte das KPQ bis zum Ende des Krieges alle damals zur Verfügung stehenden medialen Ausdrucksformen und entwickelte sich zu einer umfassenden Informations- und Propagandaeinrichtung. Als solche stellte es etwa die Disziplinen Malerei, Fotografie, Film, Musik und Theater in seinen Dienst und übte darüber hinaus die Zensur im Bereich der militärischen Berichterstattung bzw. in allen militärischen Belangen aus.

Das kaiserlich und königliche Kriegspressequartier (KPQ) wurde am 28. Juli 1914 als Abteilung des Armeeoberkommandos gegründet. Kommandant des KPQ war von Kriegsbeginn an Generalmajor (zuvor Oberst) Maximilian Ritter von Hoen. Ab März 1917 hatte der Oberst des Generalstabes Wilhelm Eisner-Bubna bis Kriegsende das Kommando.

Die Aufgabe des KPQ war die Koordination aller Presseinformationen und Propagandatätigkeiten von Österreich-Ungarn während des Ersten Weltkrieges unter Einbeziehung sämtlicher damals verfügbarer Massenmedien. Insgesamt waren im Verlauf des Krieges 550 Künstler und Journalisten als Mitglieder des k.u.k. Kriegspressequartiers tätig, darunter 346 Kriegsmaler der Kunstgruppe des KPQ.


Die Mitglieder der Kunstgruppe standen von 1914 bis 1916 unter der Leitung von Oberst Wilhelm John, der ab 1909 auch Direktor des k.u.k. Heeresmuseums (heute: Heeresgeschichtliches Museum) war; und von 1916 bis 1918 unter jener von Major Georg Sobicka. Von den mitwirkenden Malern und Bildhauern wurden unzählige Produkte wie Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen, Plakate, Künstlerpostkarten, Illustrationen, Plastiken und Skulpturen im Auftrag des KPQ erstellt. Die Künstler wurden zur künstlerischen Berichterstattung an die jeweiligen Kriegsschauplätze entsandt. Ihre Aufgabe war, "die für die Gegenwart wirksame Propaganda im In- und Ausland, um die Leistungen der Wehrmacht in das rechte Licht zu rücken, für die Zukunft aber die Beschaffung jenes Materials, dessen die Geschichtsschreibung und die nachträgliche Verherrlichung kriegerischer Großtaten durch die Kunst zur Ergänzung der schriftlichen Überlieferung dringend bedürfen". Die teils wehrpflichtigen, teils freiwillig mitarbeitenden Künstler hielten ihre Reflexionen vorwiegend an den jeweiligen Fronten fest, seltener im sicheren Hinterland. Sie waren durch schwarz-gelbe Armbinden mit den Aufdruck "Kunst" oder "Kriegspressequartier" gekennzeichnet und erhielten entsprechende Legitimationen.

Die Künstler mussten von sich aus "malerisch wirksame und interessante Motive aus dem Leben des Krieges" finden. Die betreffenden Kommandos hatten sie zu unterstützen und dafür zu sorgen, dass sie militärisch "Nützliches" schafften. Landschaftsmaler waren zur Zeichnung von Stellungen und Gefechtsfeldern "anzueifern". "Figurale Talente" hingegen, die sich zu Schlachtenmalern eigneten, sollten möglichst Gelegenheit zur Beobachtung von Kampfszenen erhalten. Die Zuteilung sollte hier vorzugsweise zur Artillerie erfolgen, um eine persönliche Gefährdung hintanzuhalten. Porträtisten waren zur Anfertigung von farbigen, mitunter auch Bleistiftskizzen, "der höheren Führer, besonders ausgezeichneter Offiziere und Mannschaftspersonen" zu verwenden. Als ungefähres Maß hatte gemäß den Vorschriften des KPQ zu gelten, dass für jede Woche Zuteilung zur Front eine Skizze, für je einen Monat Ruhe ein Bild abzuliefern war.

Es bewarben sich sehr viele Künstler um die Aufnahme ins KPQ, hochqualifizierte, ernsthafte Männer ebenso wie weniger qualifizierte, eher bescheidene Talente, und auch solche, die versuchten, über die Kunstgruppe dem Kriegsdienst an der Waffe zu entgehen. Die Aufnahmekriterien waren jedoch sehr streng und wurden es mit Fortschreiten des Krieges immer mehr, da der Front kein auch nur halbwegs tauglicher Mann entzogen werden sollte. Bei der Aufnahme wurde auch Wert auf Ausgewogenheit hinsichtlich der Herkunft gelegt, so sollten gleich viel Künstler der cisleithanischen wie der transleithanischen Reichshälfte entstammen.

Wehrpflichtige Kriegsmaler und Kriegsbildhauer mussten einen Teil der während ihrer Dienstleistung geschaffenen Werke dem Kommando des KPQ übergeben. Von dort aus wurden die Werke, je nach Eignung, dem k.u.k. Kriegsarchiv, dem k.u.k. Heeresmuseum oder höheren Militärbehörden zur dauernden Ausschmückung der Amtsräume zugewiesen.

Im KPQ, und hier vor allem in der Kunstgruppe, wurden völlig entgegen den militärischen Gepflogenheiten der Zeit auch Frauen aufgenommen. Die älteste von ihnen, die als Malerin unbekannt gebliebene Friederike („Fritzi“) Ulreich (1865–1936), selbst Offizierstochter, ging 1914 an die Südostfront nach Belgrad und malte dort die zerstörten Festungsanlagen und auch immer wieder Soldatenfriedhöfe und einzelne Gräber. Helene Arnau (1870–1958), Tochter eines Hofschauspielers, der in seiner Jugend an der Wiener Akademie Bildhauerei studiert hatte, malte von Februar bis Mai 1917 an der Kärntner Front. Die jüngste, Stephanie Hollenstein (1886–1944) verkleidete sich sogar als Mann, um mit den k.k. Standschützen ins Gefecht ziehen zu können.

Der Kunstgruppe unterstellt war die Bildersammelstelle, die ab dem Frühjahr 1916 in der Akademie der bildenden Künste Wien untergebracht war. Dort wurden die Bilder deponiert, verwaltet und registriert sowie für die diversen Kriegsbilderpräsentationen gerahmt. Bis Kriegsende kamen 33 Präsentationen mit über 9000 Werken im In- und im neutralen oder verbündeten Ausland zustande. Die bekanntesten Kriegsmaler in der Kunstgruppe des Kriegspressequartiers bzw. im Umkreis des KPQ waren: Albin Egger-Lienz, Anton Faistauer, Anton Kolig, Ferdinand Andri, Alexander Demetrius Goltz, Oskar Laske, Karl Friedrich Gsur, Ludwig Heinrich Jungnickel, Alexander Pock, Victor von Eckhardt und Oskar Kokoschka. In der Dauerausstellung des Wiener Heeresgeschichtlichen Museums befindet sich eine stattliche Anzahl an Gemälden zahlreicher Maler aus dem Kriegspressequartier.

Die Journalisten, unter Ihnen die erste weibliche, offiziell zugelassene Kriegsberichts-Erstatterin der Geschichte Alice Schalek, und Schriftsteller verfassten die Presseberichte für das KPQ.

1914 wurde das K.u.k. Telegraphen-Korrespondenz-Bureau (heute APA) eingegliedert.

Zur Steigerung der künstlerischen Qualität wurde eine große Anzahl namhafter Künstler zur Mitarbeit gewonnen. Folgende Namen werden unter anderen in Zusammenhang mit dem KPQ genannt: Albert Paris Gütersloh, Alfred Kubin, Egon Erwin Kisch, Robert Musil, Leo Perutz, Alice Schalek, Hugo von Hofmannsthal, Roda Roda, Rainer Maria Rilke, Alfred Polgar, Franz Karl Ginzkey, Franz Theodor Csokor, Felix Salten, Stefan Zweig, Ferenc Molnár, Robert Michel und Franz Werfel.

Viele waren überzeugte Patrioten und meldeten sich freiwillig, einige versuchten durch die Mitwirkung im KPQ dem Dienst mit der Waffe zu entgehen (Mitarbeiter waren freigestellt) und einige wurden schlichtweg zwangsversetzt.

Gegen Kriegsende beabsichtigte das KPQ die Kennzeichnung seiner Kriegsberichterstatter bzw. Journalisten im Kriegsgebiet neu zu gestalten. Laut einem Dienstzettel des KPQ vom 20. September 1918 waren mehrere Abzeichenentwürfe angefertigt worden. Von den insgesamt 16 Entwürfen sind 11 Stück erhalten geblieben, die hier als Faksimile zu sehen sind. Wie aus dem handschriftlichen Vermerk zu entnehmen ist, sollte die Ausführung der Abzeichen „Auf schwarzem Samt in Gold gestickt“ erfolgen.

Die Fotosammlung des k.u.k. Kriegspressequartiers, der Propagandaabteilung der österreichisch-ungarischen Armee, stellt eine einzigartige Quelle zur Geschichte des ersten Weltkriegs aus Sicht der Donaumonarchie dar. Das Bildmaterial umfasst alle Kriegsgebiete der Monarchie, aber auch den russischen, serbischen und italienischen Kriegsschauplatz. Im Rahmen des Projekts „Europeana Collections 1914 – 1918“ wurde der Gesamtbestand der Kriegsalben (109 Bände plus neun Annexbände) vollständig digitalisiert. Im Zuge der inhaltlichen Bearbeitung wird sukzessive das Fotomaterial, thematisch und chronologisch geordnet, von der Nationalbibliothek der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.