ZÜNDER
 
 
Zünder sind sehr häufig auf den Schlachtfeldern, und oft in sehr gutem Zustand, zu finden. Das liegt daran, dass viele aus Buntmetallen bestehen, und andererseits, wie die Bodenzünder, sehr massiv sind. Diese Zünder lassen viele Rückschlüsse bei der Schlachtfeldarchäologie zu.
 
Die wichtigsten sind:

 
*Welche Hersteller erzeugten die Zünder.
*Wie alt waren die eingesetzten Zünder ( dies läßt auf die Reserven schließen).
*Welche Kaliber waren eingesetzt.
*Welches Land hat die Granaten abgeschossen.
*Gab es Feuer auf eigene Truppenkörper.
*Welche Art von Granaten wurden verwendet ( Sprenggranaten, panzerbrechende Granaten, Schrapnellgranaten usw..).
*Welche Ziele wurden damit bekämpft (weiche Ziele wie Infanterie, oder harte Ziele wie Kavernen).
 
 
Daher sind schon Funde von Zünderteilen sehr informativ, zur Identifizierung soll diese Seite dem Finder dienlich sein.
 
 
 
1.) Arten der Aufschlagzünder
 
 
Der direkt wirkende Aufschlagzünder besitzt eine Zündnadel, die beim Aufschlag durch das Zielmaterial direkt in den Detonator gestoßen wird und damit die Detonation auslöst.
Beim indirekt wirkenden Aufschlagzünder, auch Trägheitszünder genannt, bewirkt die Verzögerung des Kampfmittels beim Aufschlag, dass sich eine Schlagmasse aufgrund ihrer Masseträgheit weiter nach vorne bewegt und dabei auf den, zusammen mit dem Kampfmittel abgebremsten, Detonator „aufläuft“. Dieses Prinzip wird bei allen Heckaufschlagzündern angewandt, Beispiele sind Bodenzünder von panzerbrechenden Granaten*.
 
Hochempfindliche Aufschlagzünder weisen eine Kombination von direkt wirkender Aufschlagzündung auf. Erstens durch Hineindrücken der Zündnadel, und zweitens indirekt wirkend, durch Vorlaufen des im Schlagstück befindlichen Detonators, Da sich beim Aufschlag Zündnadel und Detonator aufeinander zubewegen, sprechen derartige Zünder schneller an.
 
Allseitig wirkende Aufschlagzünder weisen üblicherweise Konstruktionsmerkmale von hochempfindlichen Aufschlagzündern auf, die bewegliche Zündnadel und der beweglicher Detonatorträger, zusätzlich besitzen sie noch ein weiteres ringförmiges Massestück, das durch seine konische Formgebung bei Aufschlägen quer zur Flugbahn die Zündnadel und den Detonatorträger zusammentreibt, so dass auch bei seitlichen Aufschlägen die Funktionsauslösung erfolgt.
 
2.) Weitere Funktionen von Zündern
 
 
 
Bodenzünder: Werden im Geschossboden platziert, um eine Zerstörung des Zünders beim Auftreffen auf das Ziel zu verhindern. Bodenzünder wurden bei der schweren Schiffs- und Belagerungsartillerie verwandt, da die Sprengladung erst nach Durchdringen einer starken Panzerung detonieren sollte. Allerdings wurden im Ersten Weltkrieg auch schon Kaliber ab 10 cm verschossen. So z.B. bei der 12. Isonzoschlacht. Der Bodenzünder reagiert erst, wenn nach dem Aufschlag die durch das Geschoss laufende Stoßwelle diesen erreicht.
 
Doppelzünder: Wirken als Zeitzünder und als hochempfindliche Aufschlagzünder
Zeitzünder: Die Zündung erfolgt nach voreingestellter Zeit z.B. bei der Schrapnellgranate. Diese ist im Prinzip ein Behälter für überdimensionierte Schrotkugeln die genau über den Zielen detonieren muss. Ein Bodeneinschlag hätte nicht die beabsichtigte Wirkung. Vor allem im Einsatz gegen „weiche“ Ziele.
 
 
Verzögerungszünder: Die Sprenggranate war auch gegen Befestigungsanlagen einsetzbar. Hier war aber nicht mehr ein Explodieren über dem Ziel, oder beim Auftreffen gewünscht, sondern ein Eindringen in das Ziel.
 
3.) Entsicherung und Schärfung
 
 
Jeder Aufschlagzünder muss vor seinem Einsatz entsichert werden. Früher war die Entsicherung zugleich die Schärfung, bei heutigen Sprengkörpern wird dies getrennt. Die Entsicherung (Vorschärfung), zum Beispiel durch das Ziehen eines Splintes, ermöglicht erst die Schärfung. Scharf ist der Sprengkörper erst nach Eintritt des Schärfungsereignisses – bei einer Granate ist dies beispielsweise die Beschleunigung beim Abschuss oder zusätzlich auch die Fliehkraft ihres Dralls.
 
4.) Sicherheitsforderungen an Zünder
 
 
Lagerbeständigkeit
 
Für militärische Munition wird in der Regel eine lange (mindestens zehn Jahre) Lagerbeständigkeit gefordert. Während dieser Zeit dürfen weder die Sicherheits- noch die Funktionseigenschaften beeinträchtigt werden. Dies bezieht sich beispielsweise auf Korrosion, Reaktion der unterschiedlichen Materialien im Zünder miteinander oder das Eindringen von Feuchtigkeit, Schmutz etc. in den Zünder.
 
 
Handhabungs- und Transportsicherheit
 
Die Sicherungselemente des Zünders müssen während der zu erwartenden Belastungen bei der Handhabung und beim Transport eine unbeabsichtigte Entsicherung und insbesondere eine unbeabsichtigte Auslösung wirksam verhindern. Hierbei sind die Anforderungen bei militärischen Zündern deutlich höher als im zivilen Bereich, da insbesondere im Einsatzfall durch Hektik, feindlichen Beschuss u.s.w. nicht immer eine vorsichtige Behandlung gewährleistet ist.
 
 
Masken- oder Fallstreckensicherheit
 
Nach dem Verschuss soll gerade bei Aufschlagzündern die vollständige Entsicherung des Zünders solange verzögert werden, bis das Geschoss sich soweit vom Geschütz entfernt hat, dass eine Detonation dieses nicht mehr gefährdet. Das soll verhindern, dass beispielsweise beim Verschuss aus getarnten Deckungen der Zünder unmittelbar vor der Rohrmündung durch das Tarnmaterial oder einen zufällig vorbeifliegenden Vogel ausgelöst werden kann, und damit die eigene Geschützbedienung gefährdet.

 

 
 
Bahnsicherheit

 

Bei Artilleriezündern, insbesondere bei Aufschlagzündern von kleinkalibrigen Maschinenkanonen muss konstruktionsgemäß die Auslösung durch kleine Objekte in der Flugbahn (Insekten, Regentropfen, Hagelkörner) vermieden werden. Dies ist hauptsächlich für Aufschlagzünder erforderlich, die an der Zünderspitze lediglich eine Abdeckmembran vor der Zündnadel aufweisen. Beschädigte Abschussplättchen können zu Frühzerspringern führen.

 
 
5.) Geschichte der Zünderentwicklung
 
 
Erste Zünder zum Auslösen einer Sprengladung waren Lunten und Zündschnüre, welche die, um das 10. Jahrhundert in China, üblichen Schwarzpulverladungen zur Explosion brachten. Diese Technik wurde auch bei den ersten mit Schwarzpulver gefüllten Granaten verwendet. Der Grenadier zündete die Zündschnur und warf die Granate, genauso wurde beim Werfen von Granaten mit Wurfmaschinen verfahren. Als die ersten Schwarzpulvergeschütze aufkamen, wurden die Granaten geladen, die Zündschnur angezündet und erst dann das Geschütz abgefeuert. Man bemerkte jedoch recht schnell bemerkt, dass die Treibladung den Zünder der Granate auslösen kann. Als Zünder wurden durchbohrte Holzstücke mit einer schwarzpulvergefüllten Bohrung verwendet. Diese primitiven Zeitzünder waren für Belagerungsgeschütze durchaus geeignet. Um 1650 erkannte man, dass eiserne Bomben auch in der Feldartillerie oder als Mörsergranate von Nutzen sind, insbesondere wenn sie kurz über dem Ziel in der Luft gezündet werden. In England wurden mit Schwarzpulver gefüllte Stäbe entwickelt, deren Brenndauer über die Länge bekannt war. Man war schon in der Lage, die Flugdauer zu bestimmen. Der Geschützmeister schnitt die Stäbe entsprechend der Flugdauer zurecht. Dies war Stand der Technik bis zur Zeit Napoleons; Versuche, Granaten mit Feuersteinen beim Aufschlag zu zünden, waren wenig erfolgreich. Mit Erfindung der Perkussionszündung wurden um 1846 die ersten Aufschlagzünder aus Holz verwendet. Zünder aus Metall wurden erst nach 1861 durch die britische Marine eingeführt.
 
 
Breithaupt:
 
Breithaupt trat 1825 in den kurhessischenArtilleriedienst ein und zeichnete sich bereits früh durch Erfindungsreichtum und wissenschaftliche Leistungen aus. Als Hauptmann erfand er 1854 den Aufbau des ringförmigen Zeitzünders, die eine nahezu unbeschränkte Zeitüberwachung durch kreisförmige Drehung eines Gliedes im Zeitzünder zuließ. Dieser Rotations-Zeitzünder war ursprünglich für die Schrapnell-Munition berechnet, konnte jedoch nach einiger Anpassung auch für die gezogenen Geschütze angewendet werden. Der Breithauptsche Zeitzünder wurde 1854 in Kurhessen eingeführt und ab 1859 vom Prinzip her auch in Österreich benutzt. Armstrong wendete das Prinzip ebenfalls für die Schrapnells der britischen Armee an.
 
1859 trat Breithaupt als Major zur österreichischen Artillerie über und übertrug hier seine Zünderkonstruktion auf das gezogene Feldgeschütz, wobei er für die Erreichung größerer Zünderzeiten den Etagenzünder konstruierte. Auch beschäftigte er sich hier mit der Anbringung von Zündern am Boden länglicher Geschosse. 1862 wurde Breithaupt in den persönlichen nicht erblichen Adelsstand erhoben, verließ dann 1866 als Oberstleutnant den Dienst und lebte seitdem in seiner Heimat. Wilhelm von Breithaupt gehört, wie auch Georg August Breithaupt und Wilhelm Breithaupt, zu der alten Kasseler Erfinder- Feinmechanikerfamilie, welche seit 1762 das heute noch bestehende feinmechanische Unternehmen Breithaupt leitet.
 
Wilhelm von Breithaupt starb am 26. März 1889 in Kassel. quelle wikipedia
 
 
6.) Zündereinstellung
 

 

Die Ringeinstellung am Beispiel der M99 10cm


Die Feldhaubitze M 1899 (10 cm Feldhaubitze M / 99), Kaliber 104 mm, war ähnlich der deutschen 105 mm Feldhaubitze. Es war zu Beginn des Krieges die wichtigste österreichische Feld Artillerie Haubitze. Sie feuerte sowohl nach hinten geladene Schrapnellgranaten als auch hochexplosive Granaten ab. Beide Geschossetypen waren mit der aus Bronze gefertigten Zeit- und Perkussions-Sicherung für 10-cm-Schrapnell-Geschosse (10 cm S.D.Z. 99) ausgestattet, die hier abgebildet ist. Die drehbaren Scheiben wurde mit folgenden Markierungen graviert, um verschiedene Funktionen zu ermöglichen:

Rein Zeitzünder - Markierungen von 4 bis 56 hundert Metern. Graduierung "K" (Kartätschrapnell) - Explosion von 5 bis 10m von der Waffenmündung. Verzögert - Graduierung "V" (Vortempierung) - Explosion in 260 m Entfernung von der Waffenmündung. Perkussion - Abschluss "A" (Aufschlag) - Explosion beim Aufprall.

 
 
ÖSTERREICHISCHE ZÜNDER

AUFSTELLUNG DER K.U.K. ARTILLERIE

 

Kaliber Modell Geschütz- Granat- Mündungs- Reichweite Daten von
gewicht - kg
gewicht- kg
geschwindigkeit
3,7 cm M15 56 363
7 cm M99 315,6 4,68 310 4,8
7 cm M8 400 4,68 310 5,2
7 cm M75 194 2,9 289 3,4
7 cm M9 456 4,68 310 5,3
7,5 cm M15 613 6,3 365 6,8
7,5 cm L15 470 5,3 300 5,6
7,5 cm L29 905 6,5 510 7,3
8 cm M5/8 1050 6,5 509 7,3 Kanone M5
8 cm M75 800 4,3 422 5,2
8 cm M14
8 cm M17 1320 8 500 9,9
8 cm M18 1330 8 500 10,5
9 cm M75 1070 6,3 6,4 M75/96 oder M75
9 cm M61 7 4,6
10 cm M14 1417 13,6 397 8,1
10 cm M16 1235 13,6 397 8,1
10 cm M99 1022 15,5 293 6,1
10 cm M10 1210 15,5 300 6
10 cm M8 1233 15,5 300 6
10 cm M99a 961 15,5 293 6
10 cm M14 1250 14,7 310 6,3
10,4 cm M15 3299 17,5 680 12,4
10,5 cm M14T 1397 15,4 350 7,7 13
12 cm M80 3650 17,5 516 8
12 cm M61/95 2580 14,6 332 5,8 61/10
15 cm M99/4 2660 33,1 293 6,2 99
15 cm M94/4 33,1 6,2 94
15 cm M80 5520 33,1 484 8,5
15 cm M61/95 4220 27,5 334 6,7 61/10
15 cm M15 12200 56 700 20,1 15/16
15 cm M14/16 2765 42 340 7,9
15 cm M15 5560 38,2 508 11,5
15 cm M80 2000 33,1 205 3,5
15 cm M78 1190 27,5 205 3,4
18 cm M80 4360 58,1 258 5,1
21 cm M73 9942 86,9 241 4,9 80
24 cm M98/7 7040 133 278 6,5 98
24 cm M16 79100 215 750 26,3
30,5 cm M11/16 20880 287 407 11 11 und 16
35 cm M16 710 770 31,5
38 cm M16 81300 740 460 15
42 cm M16 113000 800 470 14,6

17

 

Die folgenden stationären und mobilen Geschütztypen wurden von der k.u.k. Festungsartillerie zwischen 1914 und 1918 in den festen Plätzen eingesetzt. 

 

leichte Artillerie mittlere Artillerie schwere Artillerie
6 cm Kasemattkanone M.98 12 cm Kanone M.61 21 cm Küstenkanone
6 cm Kasemattkanone M.10 12 cm Kanone M.80 u. M.96 22 cm Minenwerfer M.15
7 cm Gebirgskanone M.99 12 cm Minimalscharten- 24 cm Kanone M.16
7 cm Gebirgskanone M.08           kanone M.80 24 cm Küstenkanone L/22
7,5 cm Minimalschartenkanone M.14 12 cm Minenwerfer M.15 24 cm Mörser M.98
         14 cm Minenwerfer M.15 28 cm Küstenkanone L/35
8 cm Schnellfeuerkanone M.94 15 cm Luftminenwerfer M.15 30,5 cm Küstenkanone L40
8 cm Feldkanone M.05 15 cm Panzermörser M.80 30,5 cm Mörser M.11/16
8 cm Minimalschartenkanone M.05 15 cm Panzerhaubitze M.94 30,5 cm Mörser M.16
8 cm Tradiatorkanone M.09 15 schwere Haubitze M.99/4 35 cm Marinekanone M.15
9 cm Kanone M.04 15 cm Küstenkanone L/40 38 cm Haubitze M.16
9 cm Minenwerfer Lanz 15 cm Autohaubitze M.15 42 cm Autohaubitze M.17
10 cm Feldhaubitze M.99 15 cm Autokanone M.15 (entspr. 42 cm Küstenhaubitze)
10 cm Panzerhaubitze M.05 15 cm Autokanone M.15/16
10 cm Gebirgshaubitze M.08
10 cm Panzerhaubitze M.09
10 cm Gebirgshaubitze M.10
10 cm Turmhaubitze M.14
10 cm Minenwerfer M.15