Korporal - Kadettaspirant ? Karl Reisenbichler

 

 

Karl Reisenbichler, KdtAsp und Regimentsmaler

Für diesen, von ihm angegebenen Rang, gibt es keinen stichhaltigen Beweis.

Lt. Hoen Korporal !

Weiters ist seine Tätigkeit zur Zeit des NS-Regimes kritisch zu hinterfragen ! Aber aus zeithistorischen Gründen nicht Thema dieser Seite

 

 

Kadettaspirant Karl Reisenbichler (* 2. März 1885 in Attersee, Oberösterreich; † 21. Dezember 1962 in Salzburg) war Maler und Radierer.

 

 

Im Ersten Weltkrieg

Das Grundbuchsblatt zu Karl Reisenbichler und seiner militärischen Dienstleistung im k. u. k. Infanterieregiment Nr. 59 Erzherzog Rainer liegt im entsprechenden Bestand im Salzburger Landesarchiv nicht ein, daher orientiert sich die Rekonstruktion dieser Zeitspanne an publizierter Literatur. Derzufolge war Karl Reisenbichler als Kriegsfreiwilliger 1914/15 in Russland eingesetzt. Die in Linz erscheinende „Tages-Post“ brachte im August 1915 folgende Kurzmeldung, die wohl die Stimmung an der „Heimatfront“ im beginnenden zweiten Kriegsjahr stützen sollte und dabei gleichzeitig auch antisemitische Stereotype bediente: „Der akademische Maler Karl Reisenbichler, ein Salzburger, teilt uns unterm 5. d. M. aus dem Felde folgendes heitere Erlebnis mit: ‚Ich sitze in einem Lubliner Gasthof beim Nachtmahl. Ein kleiner Junge bietet mir polnische Zeitungen zum Kaufe an, die ich als echter ‚Landler‘ natürlich nicht lesen kann. Ich sage ihm, daß ich nicht polnisch verstünde, worauf er mir ganz unverfroren – einen Teil der Linzer ‚Tages-Post‘ vom 22. Juli hinhält. Der findige jüdische Junge hatte das Blatt jedenfalls hinter durchziehenden Truppen auf der Straße aufgelesen. Meine zwei Kopeken steckte er grinsend ein. So ist die ‚Tages-Post‘ jedenfalls die erste österreichische Zeitung, die in dem von uns besetzten Lublin kolportiert und verkauft wurde.[‘]“ Wann Reisenbichler vom östlichen Kriegsschauplatz zurückkehrte, ist unklar . Als Kadettaspirant war er ab 1916 als Kriegsmaler beim Infanterieregiment Nr. 59, dem Salzburger Hausregiment, engagiert. Noch im selben Jahr wurde er als Maler an die Front in Südtirol versetzt. Eine Auswahl der dort entstandenen Bilder zeigte der Salzburger Kunstverein bei der 33. Jahresausstellung im Sommer 1918, darunter „Monte Cimone unter Trommelfeuer“, „Gebirgssattel“, „Stellung der Rainer an der italienischen Front“ und „Übergang am Revallasattel“. Der Rezensent der „Salzburger Chronik“ war voll des Lobes für den Maler: „Daß er malen kann, sehen wir in den kleineren Formaten von Porträts, Blumenstücken, Landschaften und Genrebildern; aber er bringt noch anderes. Seine Kriegsbilder sind von wuchtigem Eindruck. Er stellt die Handelnden mitten zwischen die Bergriesen und Schneekolosse. Das Vorgehen unserer Braven kennzeichnet sich hier als aufopfernde Tat, die durch die sichtbaren Strapazen und Gefahren im Kampfe mit der Natur noch vergrößert und so zum historischen Ereignis wird.“ Ist diese Hervorhebung der propagandistischen Bilder von der Front noch aus der Zeit heraus erklärbar, so verwundert das anschließende Lob. „Das Letzte und Großartigste sind seine Totentänze. Wir stehen hier vor etwas ganz hervorragendem [sic], so etwas war noch nie da, es fehlt jeder Vergleich. Es ist eine elementare Gährung [sic], die sich in den wildesten Bewegungen Luft macht, die Gerippe werden leidenschaftlich in ihren Windungen und Krümmungen. Ein brünstiger Traum qualmt aus der Tiefe und nimmt Gestaltung an. In unendlichen Linienverschlingungen der Gebeine, ihrer Schatten und Farben wälzt sich der wirbelnde Tanz an uns vorüber, und dabei ist es kein Wirrwarr, alles ist klar und deutlich und verständlich. Entschieden offenbart sich darin ein ungeheures Talent. Einen Maßstab für dieses Bild haben wir nicht, wir können nur unsere Bewunderung äußern und raten allen die Besichtigung.“ Ehrung erfuhr Reisenbichler jedoch nicht für eines der beschriebenen Motive, die Jury des Kunstvereins unter dem Vorsitz von Präsident Ludwig Schmederer erkannte dem Künstler für sein Ölbild „Bildnis Th. K.“ die Medaille der Stadt Salzburg zu. Darüber hinaus konnte Reisenbichler im Zuge der Ausstellung ein Stillleben in Öl verkaufen. Wenige Wochen vor Kriegsende waren Werke des Künstlers bei der Kriegsgräberausstellung, die unter dem Protektorat von Kaiser Karl stand, in der Aula Academica zu sehen. Seinem Regiment blieb er auch nach dem Umbruch von 1918 treu. 1924 gestaltete er für sein Stammregiment das Umschlagbild des Gefechtskalenders, das den Titel „Unsere Rainer im Weltkrieg“ trug. Etliche Werke des Malers aus dem und über den Ersten Weltkrieg befinden sich seit den 1920er Jahren im Rainermuseum auf der Festung Hohensalzburg. Für seinen Kriegseinsatz erhielt Reisenbichler die Bronzene Tapferkeitsmedaille und das Karl-Truppenkreuz. In seinem Personalfragebogen für die Gauhauptstadt Salzburg gab er 1944 als Dienstgrad „Fahnenj. Feldw. 1914–1918“ an. Tatsächlich existierte der Rang des Fahnenjunker-Feldwebels in der Armee der Habsburgermonarchie nicht, sondern war die Bezeichnung für den Feldwebel in der Deutschen Wehrmacht, der die Offizierslaufbahn anstrebte. Diese Angabe Reisenbichlers deckt sich mit der in der Literatur genannten Charge eines Kadettaspiranten.

Quelle: https://stadt-salzburg.at/internet/websites/nsprojekt/ns_projekt/strassennamen/biografien_439210/karl_reisenbichler_484974/lebenslauf_484984.htm 

 

 

Leben

Reisenbichler begann in Wien nach der Schulausbildung mit dem Musikstudium und sattelte bald auf das Kunststudium, Malerei und Grafik um. Nach vielen Studienreisen nach Island, Schweden, der Schweiz, Italien und Deutschland wurde Karl Reisenbichler um 1939 Sachbearbeiter für bildende Kunst im Gaukulturamt, für den damaligen Reichsgau Salzburg, später oberster Kunstfunktionär des Reichsgaus. In Salzburg wohnte der Künstler in der Vierthalerstraße Nr. 4. Nach Kriegsende zog sich der politisch gebrochene Künstler verarmt nach Großgmain zurück.

 

 


Ehrung und Auszeichnungen

*Tapferkeitsmedaille in Bronze

*Karl Truppenkreuz

*Am 20. September 1927 wird dem Akademischen Maler Karl Reisenbichler "Lob, Dank und *Anerkennung für die Erstellung der Fresken am Hause des Herrn Franz Thalhammer" durch den Geschäftsführer, Schriftleiter des Salzburger Stadtvereines, Herrn Sepp Zulehner, ausgesprochen.

*In Salzburg-Aigen erinnert die Karl-Reisenbichler-Straße an den Künstler. In seiner Sitzung vom 5. Februar 1965 beriet der Unterausschuss für Straßenneubenennungen, bestehend aus Dr. Herbert Glaser (ÖVP, Vorsitz), Gemeinderat Hermann Ingram (FPÖ), Gemeinderat Adolf Merz (SPÖ), Amtssekretär Josef Schaubeder (Vermessungsamt), Oberstaatsarchivar Dr. Herbert Klein (Leiter des Salzburger Landesarchivs), Dr. Heinz Klier als Vorstand der Magistratsabteilung II und Amtsrat Walter Strasser als Schriftführer rund 30 Benennungsvorschläge im gesamten Stadtgebiet. Der Name des Künstlers Karl Reisenbichler fand dabei Eingang in den „Vorgang X (Elsbethen-Glasenbach)“, bei dem „4 kurze Straßenzüge an der Stadtgrenze“ nach Malern benannt wurden. Neben Karl Reisenbichler waren dies Franz Schrempf, Franz Jung-Ilsenheim (beide ebenfalls ehemalige NSDAP-Mitglieder) und Michael Ruppe. In der der Liste beigelegten Legende wurde über Reisenbichler ausgeführt: „Salzburger Kunstmaler; sein Hauptgebiet waren die Figur- und Landschaftsmalerei, aber auch Zeichnungen und Sgraffittoarbeiten. Zahlreiche seiner Bilder hatten die Salzburger Landschaft und die Stadt Salzburg zum Thema.“ Nachdem sich der Kulturausschuss am 2. Juli und in der Folge der Stadtsenat am 12. Juli für diese Benennung ausgesprochen hatten, beschloss der Gemeinderat in seiner Sitzung am 30. Juli 1965 die vorgelegte Liste von Straßenneubenennungen einstimmig.

 

 

Funktionen

Karl Reisenbichler war Obmann des Verbandes der bildenden Künstler Salzburgs. Kunst wurde während der NS-Zeit vor allem daran gemessen, ob sie für „das deutsche Volk“ verständlich war. Der Maler Karl Reisenbichler überwachte als Landesleiter der Reichskammer der bildenden Künstler die „Volksverbundenheit“ der heimischen Künstler.

Alle Bereiche der bildenden Kunst fielen auch in Salzburg unter Kontrolle von NS-Funktionären. Sepp Piffrader, Richard Spitz und Karl Reisenbichler erhielten wichtige Funktionen in der Verwaltung. Piffrader war zunächst Leiter des „Gaukulturamtes“ der NSDAP und Reisenbichler „Fachschaftswalter für bildende Kunst“. Nach einer Umstrukturierung übernahm Richard Spitz als Landesleiter der Reichskammer der Bildenden Künste alle Funktionen, bis Karl Reisenbichler ihm nach der Einberufung in die Wehrmacht in dieser Funktion nachfolgte.

Piffrader, Spitz und Reisenbichler kontrollierten die Aufnahme der in Salzburg tätigen Künstlerinnen und Künstler in die Reichskammer – eine Ablehnung der Mitgliedschaft aus politischen, religiösen oder Abstammungsgründen bedeutete Arbeitsverbot.

 


Werke

Während des Ersten Weltkrieges war Reisenbichler als Kriegsfreiwilliger in Russland Kriegsmaler beim Salzburger Hausregiment Erzherzog Rainer Nr. 59 und im Stab der 181. Brigade. Er erreichte den Rang eines Korporals. Einige Kriegs- und Todesallegoriebilder über die Verwüstungen des Krieges, das Elend der Krüppel und die Präsenz des Todes, die ihn in den Bann schlugen, befinden sich, zusammen mit Portraits und größeren Kriegsbildern, im Rainer-Regiments-Museum auf der Festung Hohensalzburg und in Privatsammlungen. RUO Ammerer wurde in Russland im November 1915 gebeten, für die Postkarte des bekannten "Rainermalers" Karl Reisenbichler Modell zu stehen. Er ist auf dieser Karte der Mann mit dem Säbel, in der Reihe hinter dem Fahnenträger. Die Karte hat Herr Ammerer beschrieben und gerahmt. Sie ist heute im Besitz der SWGR. Karl Reisenbichler macht in seinem „Totentanzzyklus Krieg“ überhaupt den Tod zum Hauptakteur. Der Kriegsmaler zeichnet den Tod übergroß und beobachtet ihn sozusagen bei der Verrichtung seiner täglichen "Aufgaben", er erwacht, streckt sich und geht an die Arbeit.

Er erschafft 1921 ein Plakat zur Salzburger Volksabstimmung über den Anschluss an Deutschland. Stellt auf der Ausstellung "Berge und Menschen der Ostmark" im Künstlerhaus, Wien 1939, das Ölgemälde "Salzburg" sowie die Bleistiftzeichnung "Schilehrer" aus.

In der Bürgerstube des Salzburger Sternbräus spiegelt sich die Geschichte der Bürgerkultur dieser Stadt. Wer den großangelegten Bilderzyklus des Malers Karl Reisenbichler um 1924 betrachtet, kann die Geschichte des Erzbistums Salzburg wie in einem aufgeschlagenen Bilderbuch ablesen. In der wirtschaftlich sehr schlechten Zwischenkriegszeit erhielt der Maler Karl Reisenbichler um 1924 den Auftrag, „einen wandbedeckenden Ölbilderzyklus" für den neugebauten „Bürgersaal" im Sternbräu zu gestalten. Für Kost und Quartier schuf er acht Historienbilder über die Bauernaufstände, die Salzburger Dult, den Zug der Kaufleute über den Radstädter Tauern und die Verbrennung einer Hexe auf dem Kapuzinerberg.

Großes Staunen erwecken heute noch seine Bilder von der Belagerung der Festung durch die aufständischen Bauern um 1525 mit dem Freiherrn Georg von Frundsberg um 1526, wie auch die Darstellung der alten Salzburger Dult am Platzl und vor dem Salzburger Dom. Frauen, Mütter und Kinder beeinflussen auf ihre Weise die großzügige Szenerie inmitten der Hast des Alltages in der nahen Getreidegasse. Einige markante Erzbischöfe, „Leonhard von Keutschach mit dem Rübenwappen 1495 - 1519", die „Flucht des Wolf Dietrich von Raitenau 1587 – 1612" und das stirnseitige Gemälde mit der Verbrennung einer Hexe auf dem Scheiterhaufen am Kapuzinerberg ergänzen die am Originalplatz erhaltene Sammlung.

Bräustuben, Bürgerstuben in altehrwürdigen Gasthöfen mit Dienern, Knechten sowie Umspannmöglichkeiten für Pferd und Wagen waren einst die Raststätten der Reisenden, in denen die kulinarischen Genüsse nie zu kurz kamen. Das Sternbräu mit seiner jahrhundertealten Braugeschichtstradition, das vermutlich schon im 13. Jahrhundert in der „Trabgasse" (Getreidegasse) an dieser Stelle bestand, ist auch heute noch eine Art Schlupfwinkel, eine Oase für Einheimische und Gäste aus aller Welt geblieben.
Die 1926 für den Platzlkeller entstandenen Salzburger Wandbilder Reisenbichlers befinden sich nun zusammengeschnitten in den Stuben des Sternbräus, Eingang Griesgasse.

 

 

Notgeldscheine für das Land Salzburg, die Gemeinden Badgastein, Golling, Grödig, Hofgastein, Neumarkt am Wallersee, Seekirchen-Markt, Mondsee, St. Wolfgang und Grödig und Exlibris *1

Nach den schwierigen Nachkriegsjahren (Erster Weltkrieg), durch die Einbrüche für das Kunstinteresse, denen bittere Not, Elend und Arbeitslosigkeit vorausgingen, hielt sich der Maler mit Entwürfen für Künstlerpostkarten, Radierungen, und später Tusch-Zeichnungen der „Salzburger Mappen" sowie Exlibris über Wasser

Eine gute Einnahmequelle für Reisenbichler waren die Entwürfe für das Notgeld. Das sogenannte Notgeld war Kleingeld in Papierform, das nach dem Ersten Weltkrieg das inflationsbedingte Verschwinden des Hartgeldes (der Metallwert der Münzen überstieg immer mehr ihren nominellen Geldwert) ausgleichen und so den Zahlungsverkehr im Alltag erleichtern sollte. Herausgeber dieser Kleingeldscheine waren zuerst die Länder und nachfolgend auch viele Gemeinden. Die Marktgemeinde St. Wolfgang leistete sich diesen Künstler der „Neukunstgruppe" und des „Wassermann" für die Raritäten der Österreichischen Währungsgeschichte um 1920, die kurz nach der Auflage ein begehrtes Sammelobjekt waren: 10, 20, 50 Heller, Vorder- und Rückseite nach Original-Radierungen des Malers Karl Reisenbichler, aus dem Faistauerkreis. Hergestellt im Druckhaus Kiesel Salzburg am 15. August 1920.

Das Notgeld von Grödig wurde mit den gängigsten Sagenmotiven geschmückt, u.a. die vier Musikanten bei Kaiser Karl, der Hirte im Untersberg die Raben vom Untersberg, die Untersberger bei der Arbeit gestaltet von K. Reisenbichler

Das Notgeld von Bad Gastein ist eher schmucklos. Die Rückseite zeigt keine Bilder, die Vorderseite Gesamtansichten.

 

Weder vor noch nach der Notgeldperiode hat es bildlich so schöne Geldscheine gegeben wie gerade zu dieser Zeit. Durch seine Geburt am Attersee fühlte sich Karl Reisenbichler dem Salzkammergut in einer besonderen Weise verbunden. Seine Heimatkunst, Darstellungen der bäuerlichen Bevölkerung, Landschaftsmalerei, der Tracht und volkskundlichen Themen blieb er durch kräftige Farbgebung ein Leben lang treu.

 

 


Sgraffito-Technik − Neue Sachlichkeit *2

Ab 1927 wendet sich der Akademische Maler Karl Reisenbichler der Sgraffito-Technik, der „Neuen Sachlichkeit", vor allem der haltbaren Mehrfarbentechnik und der Entwicklung neuer Ausdrucksformen des Neosgraffito für Ornamentik und Architektur-Design am Bau zu. Der Maler wagte den Schritt zur plastischen Wirkung durch die Mehrfarbigkeit und der Beständigkeit der Außenmalereien. Durch Übereinanderlegen von mehreren feuchten Farbputzschichten erzielte er große Unterschiede zur herkömmlichen Bearbeitungsweise. Durch Kratzen und Bürsten, durch teilweises Stehen lassen der höheren Farbschicht kam die Bildgestaltung freskoartiger Technik nahe. Sgraffito von Karl Reisenbichler am

Textilhaus Thalhammer

Für seinen großen Auftrag zur „Außenbemalung des Kaufhauses Thalhammer am Rathausplatz" und um die „Gestaltung des monumentalen Bildschmuckes der Außenarchitektur einzuleiten", zog sich der Künstler Karl Reisenbichler für einige Wochen in den Lungau zurück, um Skizzen einzelner handwerklicher Arbeiten (Bewegung des Menschen, aber auch der Pflanzen und Tierwelt, Schafschur, Web-, Walkszenen, Färberei, Frächterei) für das ca. 100 m² große Kunstwerk vorzubereiten. Im August 1927 erregten die Arbeiten aufgrund der zu befürchtenden Verkehrsstörungen in der „räumlichen Enge der Altstadt" großes Aufsehen. „Das Für und Wider erreichte derartige Anteilnahme, dass selbst die Polizei daran teilnahm."
In elf Sgraffito-Darstellungen wird die Tucherzeugung von der Schafschur bis zur fertigen Kleiderverarbeitung zum Ausdruck gebracht. Ein Spruchband mit Texten des Künstlers verbindet die einzelnen Schmuckbilder des Frieses am Rathausplatz (Stadt Salzburg).

 

Sigmund-Haffner-Gasse 2:
*Die Wolle die man hier gewinnt
*und an dem Rad zu Garne spinnt
*die wird allhier zu Tuch gemacht
*und ferner nach der Walch gebracht
*es folgt Farb und Scher hierauf
*womit es fertig zum Verkauf

 

Rathausplatz 2:
*Der Frächter führt es über Land
*der Kaufherr prüft mit kund’ger Hand
*zur Auswahl liegt das Tuch bereit
*und jeder wählet hier sein Kleid

Signiert am unteren Rand der vorletzten Bildszene Karl Reisenbichler 1927

 

Gerade die genaue Detailfreudigkeit des Künstlers in den einzelnen Szenerien beeindruckt bis heute. Die in Neo-Sgraffito-Technik eingekratzte Erbauungsgeschichte des Thalhammer-Hauses beginnt in der Sigmund-Haffner-Gasse 2. Dieses Haus, ursprünglich Landschadenhaus, später k&k Polizeidirektion war um 1421 im Besitz von Bernhard Hohenfelder und endete 1896 im Besitz von Maria Wegscheider (geb. Biebl), die in diesem Bürgerhaus ein Verkaufsgewölbe für Textilien errichtete. In diesem Hause lebte und starb auch der große Barockkomponist Heinrich Ignaz Franz Biber (* 1644, † 1704) von 1690 bis zu seinem Tode um 1704 mit seiner kinderreichen Familie (11 Kinder).

 


Kaffeehaus Lohr

Im Oktober 1927 wurde Reisenbichler vom Besitzer des Café Lohr - Ecke Linzer Gasse - Dreifaltigkeitsgasse, an der Stelle der alten Andräkirche - beauftragt, eine dem Stadtbild angepasste Fassade zu entwerfen. Heute befindet sich das ca. 150 cm hohe, an die zwölf Meter lange, mit sechs Spielkartenbildern ausgeführte Zwölffarben-Sgraffito an der Außenfassade des Schuhhauses Denkstein. Diese für diese Zeit neue Technik der Tiefenwirkung und der feinen Musterung durch zwölf übereinander gelegte Farbschichten wäre bei der üblichen Kratztechnik nie möglich gewesen. Die einzelnen Spielkarten sind im Obergeschoss des Denksteingebäudes zu sehen, die Fensterreihe lässt dem Spruchband genügend Platz.

Wieder liegt dieser Idee ein selbstverfasstes Gedicht des Künstlers über die Sinnhaftigkeit des Kartenspieles zugrunde:

 

Inschrift Dreifaltigkeitsgasse 2:
Das Leben gleicht dem Kartenspiele, bewegt und unberechenbar. (Pik-Dame)
Geleitet uns des Schicksals Wille, durchs Leben oft ganz wunderbar. ( Treff VII )
Das Schicksal mischt und teilt die Karten, und Jedermann erhält sein Spiel.
Auf seines Lebens Wanderfahrten, kommt jeder einmal ans Ziel. (VIII Herz)
Der eine spielt sein Spiel verwegen, der andere spielt es mit Bedacht. (Pik-Reiter)
Dem Einen eilt das Glück entgegen, den Anderen stürzt es über Nacht. (Herz-As)
Der Eine kann die Zeit erwarten und spielt im letzten Augenblick. (Herz Dame und Herz-Bub zugeordnet)

 

Inschrift Linzer Gasse:
Der Andere prahlt mit seinen Karten und zwingt doch niemals so das Glück.
Gar mancher glaubt was er gewonnen, das ist von ewigem Bestand,
und morgen ist in nichts zerronnen, was er noch heut als Glück empfand.
So schreiten wir ins Unbekannte, der eine arm der andere reich.
Am End der große Abgesandte, der macht uns alle gleich.

Schellen und darunter die Signatur: K.REISENBICHLER 1927

 


1928 folgte der Auftrag für das Ankerhaus am Waagplatz mit genauen Vorgaben. „Aussaat und Ernte" (ca. 7x9m). Ein Spruchband: „Der Anker- Allgemeine Versicherungs – Aktiengesellschaft" in blauer Farbe. Signatur: Karl Reisenbichler unter Mitarbeit der Gehilfen R. Brandstätter, Albin Müller-Rundegg, F. Pichler; auch heute noch im Originalzustand zu besichtigen.

 

Diese Großaufträge, die der Stolz der Salzburger Bürgerschaft waren, brachten nicht nur künstlerischen Erfolg, nein,auch viel Kritik aus der Salzburger Künstlerszene. 1929 erfolgte eine Wappendarstellung auf dem Erker der Kaiser-Karl-Straße 4.

 

Am Erker der Bäckerei Bacher, Willibald-Hauthaler-Straße 12, befindet sich seit 1931 ein Sgraffito des Karl Reisenbichler, das den Werdegang des Brotes zeigt.

 

Von März bis April 1932 entstand am Platzl Nr. 5 ein Riesensgraffito Reisenbichlers mit der „Geschichte der Deutschen", das dem Künstler den Vorwurf „wimmelndes Bilderbuch" von Georg Jung eintrug. Auch dieser finanziell völlig unabhängige Salzburger Maler befasste sich mit der Fresko- und Sgraffitotechnik und farbtheoretischen Spekulationen.

 

Mit sehr großem Aufwand, Können und Genauigkeit wurde 1933 die naturgetreue Darstellung am Verlagshaus Kiesel, welches die einzelnen Berufsabläufe schildert, ausgeführt. Dem Verlagsleiters Hans Glaser, porträthafter Darstellungen der Chefredakteure, des Wegs des Satzes und des Druckes wird in besonderer Weise gedacht. Vor dessen Umbau zum Magistratsgebäude 1984/85 wurde sie von der Wand abgenommen und auf 5 Platten übertragen. Seither lagerten diese Platten in der HTL. Allerdings war Landeskonservator Ronald Gobiet im Jänner 2011 über einen Fund entsetzt. Auf dem Gelände der Höheren Technischen Bundeslehranstalt Salzburg fand er Wandmalereien von Reisenbichler offen im Freien gelagert, bereits mit Rissen, hohlen Stellen und sich ablösenden Teilen. Nun werden rund 100.000 Euro für die Restaurierung notwendig, der Steuerzahler freut sich, der verantwortliche Direktor haftet natürlich nicht.

 

Im Salzburg Museum liegen seit 1939 zwei große Sgraffito-Entwürfe in Rotbraun, Grau und Weiß, für die Offiziersbauten in der Reichenhaller Straße 17 - 19, signiert mit „K. Reisenbichler", auf. Als Spruchband: „Was durch die Reichenhallerstraße kommt und geht." Ausgeführt wurde nur das Neosgraffito auf dem Hause Reichenhallerstraße 19, signiert „K. Reisenbichler, L. Stemeseder 1940". Das großzügig ausgeführte Sgraffito ist eine Fundgrube heimatlichen Brauchtums. Bäuerinnen in Salzburger Dirndltracht mit dem großen schwarzseidenen Kopftuch, Marktfieranten, Handwerker und Fuhrleute bringen volle Wagenladungen Lebensmittel zur Stadt. Kraut, „Milchpitschen" auf zweirädrigen Handkarren, Leiterwagerl von großen Bernhardinern gezogen, Schweinehirten, Kühe und Pferde ziehen hier durch die Reichenhaller Straße Richtung Stadt.

 

Sein letzter künstlerischer Auftrag war 1954 ein Sgraffito an der Außenseite der Volksschule Großgmain, mit der Darstellung „Das Bauernjahr". Diese Aufgabe konnte der schwerkranke Maler nur durch äußerste Anstrengung erfüllen.

 

Viele Sgraffiti, Fresken, Malereien, Radierungen, Tuschzeichnungen, Grafiken und Studien zu Hugo von Hofmannsthals Jedermann auf dem Domplatz haben sich im Land Salzburg, Wien, Mitterberghütten, Innsbruck, Bischofshofen, Mondsee bis in das Ruhrgebiet erhalten. Zahlreiche Auszeichnungen wie auch Publikumsproteste waren damit verbunden.

 

Das Weitergeben von kulturellen Werten blieb bis zuletzt sein Anliegen. Er verstarb völlig verarmt am 21. Dezember 1962 im Landeskrankenhaus Salzburg und wurde am Friedhof von Großgmain begraben.

 

 


*1 „Ein Exlibris (von lat. ex „aus“ und libris „den Büchern“; wörtlich „aus den Büchern [von …]“) ist ein in Bücher eingeklebter Zettel oder ein Stempel, der zur Kennzeichnung des Eigentümers dient. Weitere Bezeichnungen sind Bucheignerzeichen, Bücherzeichen oder Buchmarken.
Die Vielfältigkeit der Exlibris spiegelt sich in einer Reihe von Untergruppen: Den Gebrauchsexlibris, die zur Gebrauchsgrafik gehören, stehen die künstlerisch ambitionierten Sammler-Exlibris gegenüber, die oft nur für Sammler, nicht für den Gebrauch in Bibliotheken hergestellt wurden. Nach den dargestellten Motiven unterscheidet man z. B. Heraldische Exlibris, Akt-Exlibris u. a. m. Unter Eigenexlibris versteht man Exlibris, die vom Urheber für die eigene Büchersammlung entworfen wurden. Infolge ihres kleinen Formats werden Exlibris auch unter Kleingrafik subsumiert, obschon es auch größere Sammler-Exlibris gibt.“

 

 

*2 Der Begriff Sgraffito (Plural: Sgraffiti) ist vom italienischen Verb sgraffiare oder graffiare, deutsch kratzen, abgeleitet. Es handelt sich um eine Dekorationstechnik zur Bearbeitung von Wandflächen. Nach der Auflage verschiedenfarbiger Putzschichten werden Teile der oberen Putzschicht abgekratzt und Teile der darunter liegenden Putzschicht freigelegt, sodass durch den Farbkontrast ein Bild erzeugt wird. Die Technik wurde besonders im Italien und Böhmen des 16. Jahrhunderts benutzt, findet aber bis in die heutige Zeit Verwendung. Sgraffito wird zu den Stucktechniken gezählt. Analog dazu werden auch bestimmte „Kratztechniken“ bei anderen Farbauftragsarten als Sgraffito bezeichnet (z. B. in der Aquarellistik).

 

Der handwerkliche Vorgang ist einfach, aber zeitkritisch. Die Vorbedingungen sind die gleichen wie bei der Freskomalerei: Über einen groben, dünnflüssig gehaltenen Spritzbewurf wird eine nicht zu starke Ausgleichschicht aus Sumpfkalk und scharfem Sand 1:3 angeworfen und nur mit der Richtlatte abgezogen. Darüber zieht man, nicht stärker als 0,5 cm, eine Mörtelschicht von gleichem oder nur wenig kalkreicherem Mischungsverhältnis auf, die mit einem licht- und kalkechten Pigment durchgefärbt ist.
Dieser Schicht folgt eine weitere, bei welcher meistens der natürliche Mörtel-Farbton belassen wird, der lediglich durch die Farbe des Sandes verschieden ausfällt. An deren Stelle darf auch eine einfache Kalktünche treten, die mit breiter Bürste in zwei bis drei Lagen aufgestrichen wird und gegebenenfalls noch abgefilzt oder mit einer Glättscheibe sauber abgezogen wird. Der Handwerker ritzt, schneidet oder kratzt in den frischen, weichen Putz Linien und Flächen, so dass die durchgefärbte Schicht gerade sichtbar wird. Dazu dienen verschieden geformte Schlingen und geschmiedete Kratzeisen. Das Problem für den Handwerker ist dabei, dass die Arbeit fertig sein muss, bevor die oberen Putzschichten abgebunden sind, weshalb die Größe der in einem Zug bearbeiteten Fläche begrenzt ist.
Bei mehrfarbigen Sgraffiti ist die Technik schwierig, da der Bildaufbau umgekehrt werden muss: Zuerst werden die Details angelegt, die Umrisse werden erst zum Schluss sichtbar. Daher ist zur Erstellung eine umfangreiche Vorausplanung erforderlich. Beliebt ist die Technik wegen ihrer langen Haltbarkeit auch unter ungünstigen Witterungsbedingungen.