Die Regimentsfahne

 

Die Fahne im IR 59

 

Geschichte

 

Schon aus der Zeit der Antike kennt die Militärgeschichte das Feldzeichen, das symbolhaft für einen bestimmten Truppenteil stand und auf Feldzügen und in der Schlacht mitgeführt wurde. Im alten Rom führten die einzelnen Legionen einen Adler auf einer Stange mit sich, an der Erinnerungsplaketten und Auszeichnungen angebracht wurden. Im Mittelalter wurden Fahnen mit Farben und Wappen zum wichtigen Erkennungsmerkmal in der Schlacht, da man Freund und Feind aufgrund fehlender einheitlicher Kleidung (Uniform) noch nicht unterscheiden konnte. Im Gefecht wurden die Fahnen stets von dem jüngsten Offizier, dem Fähnrich begleitet. Er hatte dafür zu sorgen, dass das Symbol der Einheit nicht in Feindeshand geriet.

In der Neuzeit schließlich hatte die Truppenfahne ihren festen Platz als Erkennungssymbol militärischer Verbände gefunden. Wichtig dabei ist, dass sie noch keineswegs ein allgemeines staatliches oder nationales Symbol war, sondern lediglich für eine bestimmte Einheit als Erkennungs- und Feldzeichen diente. Aufgrund ihrer bedeutenden Rolle als Mittelpunkt in der Schlacht und Orientierungshilfe für die Soldaten ihrer Einheit gewann die Fahne einen ungeheuren Nimbus. Ihr Verlust im Kampf galt als die größte Schmach, die eine Einheit treffen konnte. Noch in den napoleonischen Kriegen bei denen Musketen die Hauptwaffe waren, wurden Unteroffiziere mit Hellebarden abgestellt, um eine Eroberung der Fahne zu verhindern. Oft wurde für das Erobern feindlicher Flagge ein Preis oder Orden ausgelobt: So wurde in der britischen Armee das Erobern eines (französischen) Regimentsadlers mit einem Orden für die teilnehmende Einheit belohnt, der einen in Ketten gelegten Adler zeigte. Für direkt beteiligte Soldaten gab es oft noch weitere Auszeichnungen und Beförderungen, da der Widerstand quasi immer enorm verbissen war und im blutigen Nahkampf endete. Eroberte Flaggen wurden oft im Triumphzug in der jeweiligen Heimat präsentiert. Manchmal wurden sie z.B. durch die Straßen der Hauptstadt geschleift, damit das einfach Volk sie beschimpfen konnte. Da das Fallen der Flagge nicht nur als Zeichen des Besiegt seins einer Einheit, sondern auch noch als höchst ehrlos galt, wurden die Flaggen getöteter Fahnenträger wieder aufgenommen, obwohl das den Soldaten selbst zum bevorzugten Ziel machte. Spätestens mit dem massenhaften Aufkommen von Schusswaffen war es lebensgefährlich, eine Flagge zu tragen. Schon im Sezessionskrieg wurde damit begonnen, die Flaggen im Kampf mehr und mehr abzuschaffen. Dennoch marschierten europäische Armeen bis nach 1914 mit ihren Truppenfahnen an der Spitze in den Ersten Weltkrieg, doch im modernen Abnutzungs- und Stellungskrieg hatte die Fahne ihre eigentliche Rolle eingebüßt. Hinter der Front blieb sie Erkennungs- und Identitätssymbol ihrer Einheiten.

 

Regimentsfahnen

 

Im Jahre 1883 wurde bestimmt, dass für jedes der 102 k.u.k. Infanterieregimenter nur noch eine Fahne führt. Aus historischen Gründen gab es Regimenter mit weißen und mit gelben Fahnen. Das Fahnenblatt aus Seide bildete ein Rechteck von 1,32 × 1,75 m. Die weiße Fahne hatte auf der (heraldischen) Vorderseite ein, von goldenen Linien umsäumtes Bildnis, der unbefleckten Mutter Gottes mit 12 silbernen Sternen um das Haupt. Auf der Rückseite befand sich der k.u.k. Reichsadler mit den Wappen aller Königreiche und Länder. Diese Abbildung befand sich bei der gelben Fahne auf beiden Seiten. Die Ränder beider Fahnenvarianten hatten einen 12 cm breiten Rand aus einer eingewebten Bordüre, die abwechselnde schwarz-gold-rot-silberne Flammen zeigt. Das Fahnenblatt war um die Stange gerollt und mit vier Reihen von je 30 vergoldeten Messingnägeln, mit halbkugelförmigen Köpfen, befestigt. Jeder Nagelreihe war je ein weißes, rotes, schwarzes, und gelbes Band von 1,3 cm Breite unterlegt. Die Fahnenstange war 2,84 m lang und mit einem spiralförmigen rot-weiß-schwarz-gelben Anstrich versehen. Die Fahne hatte eine lindenblattförmige Spitze aus vergoldetem Messing, an deren beiden Seiten sich die Initialen FJI befanden die von einer Kaiserkrone überhöht wurden.