Oberleutnant d.R  Franz Ortner

 

Das Tagebuch von Oberleutnant d.R Franz Ortner ist ein Glücksfall, da er aus berufener Sicht den Einsatz des X. Marschbaons zu Anfang des Krieges darstellt. Aus dieser Zeit ist vom X. Baon nicht viel erhalten, denn es gehörte zu denen, die schon vom ersten Kriegstag an der Südfront dabei waren. Das Rainerregiment kämpfte zu dieser Zeit noch an der Nordfront und wurde erst im Jänner 1916 an die Südfront verlegt. Besonders die Skizzen der Gefechtsfelder, das Wissen um Anmarschwege, Gefallene und Befehle geben enormes Detailwissen frei. Franz Ortner wurde in Hoen erwähnt und bekam das bronzene und das silberne Signum Laudis sowie zwei kleine silberne Tapferkeitsmedaillen als höchste Auszeichnungen, dazu naürlich die Verwundetenmedaille und das Karl Truppenkreuz. Er überlebte den Krieg, wurde aber nach 1916, noch als Fähnrich, nicht weiter in Hoen erwähnt. Das Tagebuch umgeht, anders als z.B. die Feldpost, die Zensur. Deswegen ist mit solchen Details aus Briefen der Soldaten nicht zu rechnen. Die weiterer glücklicher Umstand ist, dass Olt Ortner nicht in Kurzschrift geschrieben hat.

 

 


 

 

 

 

Lt. i. d. Res. Franz Ortner

AUSZUG AUS: Kriegserinnerungen

Mit dem 10. Baon gegen Italien

Franz Ortner Lt

 

 

Da der Gegner uns entdeckt hatte gab es kein Besinnen. Geradewegs lief ich auf den Gipfel zu, gefolgt von ein paar Leuten, den ersten die Kletterei überwunden hatten dort oben kam es nun zur Feuertaufe.

 

Die Welschen unsere Absicht erratend wollten uns wahrscheinlich zuvorkommen und den Gipfel vor uns besetzen, denn eben als ich hinauf kam stürzten die Alpini, die besten italienischen Truppen wie tolle Hunde auf uns, das heißt auf mich und die paar Mann, los. Voran lief ein Riesenkerl ein welscher *Hauptmann in der Rechten den Revolver, in der Linken den gezückten Säbel und – ein weißes Taschentuch. Dabei schrie er verrückt: „Ergebt euch, ergebt euch, ihr seid alle verloren!“ Da kam er bei uns recht an. Einige Schüsse brachten ihn zum Schweigen und taumelnd stürzte er den Abhang hinunter. Viele seiner tapferen Schar mussten ihrem Anführer zum Tode nachfolgen. Auch wir hatten Verluste. Knapp vor mir wurde der Inf. Lederbauer in den Kopf getroffen.

*mgl. Oberleutnant Tessiori – Brustschuß (Schemfil S. 144)

 

Die Gehirnschale und die Augen wurden ihm vollends herausgerissen, und das schlammige und noch warme Gehirn, wurde durch die Macht zum Großteil ins Gesicht und auf die Bluse geschleudert, wo es hängen blieb. Das feindliche Feuer, das jetzt ganz dicht herüberkam, fing zu wirken an. Mein Zug der heraufgekommen war hatte gewaltige Verluste. Meist waren es dazu noch recht schwere Verluste. Pfeifend und surrend sausten die Kugeln auf die Steine an hinter denen wir lagen und das Feuer erwiderten. Die nächsten Toten waren: die Inf. Lackerbauer und Meierhofer. An Verwundeten hatte ich schon: Inf. Rusch (Kopfschuss), Inf. Strudl (Bauchschuss), Inf. Buchner (Armschuss), Inf. Kurz (Brust- und Bauchschuss), Inf. Berer (Halsschuss) Inf. Buchner (Armschuss), Inf. Fletscher (Brustschuss) und Inf. Brunnhuber (Bauchschuss).

 

Kaum eine Stunde war ich im Gefecht als das Häuflein schon merklich schmolz. Da kamen die beiden anderen Züge und gruben sich ein. Mein Zug konnte etwas verschnaufen. Da fiel noch der Älteste meines Zuges, der Vater, Inft Pettighofer,


Das Original wurde in Kurrentschrift geschrieben.
Übersetzung Erni Gurtner,