Oberst August Schad

Tätigkeit des IR 59 vom 3. Oktober 1917 bis Anfang Jänner 1918

Verfasst, Salzburg am 22.10.1926


3. November 1917

Schwierig und nicht ohne kleine Intermezzos ging der Nachtmarsch von Venzone über Amaro nach Tolmezzo vor sich. Das Straßenstück bis Piani stand gleich der Brücke bei diesem Orte ( Fellabrücke Anm.d.R. ), welche zwar vom Gegner gesprengt, aber durch die technischen Truppen provisorisch passierbar gemacht worden war, unter konstantem Feuer der Besatzung (des Werkes Anm.d.R.) des Monte San Simeone. Auf Feldwegen knapp am östlichen Ufer des Tagliamento verschob sich das Regiment bis Piano und benützte im weiteren Verlauf den Bahndamm zum Marsche, da die Straße von Amaro bis Tolmezzo gleichfalls unter feindlichem Artilleriefeuer lag.

Im Morgengrauen wurde Tolmezzo erreicht, wo eine große Menge diverser Verpflegungsvorräten in unsere Hände fiel. Vom Feinde war bekannt, dass die italienische 26., 36., 63. Division den Rückzugsbefehl erhalten habe.

Eigenerseits hatte die 55. Division und die deutsche Jägerdivision den Tagliamento in der Linie Flagogna-Peonis überschritten. Die 94. Division stand bereits im Raume Socchieve, die 59. Brigade bei Villa Santina. Das I./TKJR Hptm. Tartler (zur 216. Brigade gehörig) übersetzte bei Chiaulis den Tagliamento und wurde gegen Pozzis vorgeschoben, das IV./59 übernahm die Flusssicherung im Raume Spineit bis Kote 329 westlich Cavena.

Die Stände bei den einzelnen Abteilungen des Regimentes waren infolge der Kämpfe und der Strapazen der letzten Tage stark gesunken. So zählte die Sturmkompanie 70, das I. Bataillon (Hptm. Ontl) 374, das II. Bataillon ( Obstlt. Schad) 449, das IV. Bataillon (Hptm. Tillich) 468 Gewehre. An Nahkampfmitteln standen dem Regiment nur mehr 19 Maschinengewehre, 7 Musketen, 2 Infanterie Geschütze, 3 kleine Granatwerfer und 3 Minenwerfer zur Verfügung.

4. November 1917

Rasttag in Tolmezzo

5. November 1917

Um 6 Uhr wurde das Regiment nach Villa Santina verlegt, von wo es am

6. November

über Socchieve nach sehr anstrengendem Marsche auf schwierigen Gebirgspfaden Tramonti erreichte und auch den 7.11. verblieb. Das ½ II./59 (Obstlt. Schad) war mit speziellen Weisungen nah Selva Piana entsendet und es wird dessen Tätigkeit besonders behandelt. Die Gruppe Krauss hatte inzwischen mit dem Gros den Tagliamento bei Cornino überschritten und stand mit der deutschen Jägerdivision im Raume Avansinis – Monte Corno – Pia Flagello im Kampf. Die I. Division hatte Sequals, Drt Meduna, die 59. Gebirgsbrigade (vor der Edelweißdivision marschierend) Tramonti erreicht.

Das Gefecht des II/59 Bataillons bei Selva Piana.

Das Halbbataillon (7. und 8. Kompanie, zirka 140 Gewehre und 8 Maschinengewehre) unter Kommando des Obstlt. Schad hatte den Befehl, am 6./XI 5h vm über Socchieve, Preone, Monte Teglada, Monte Spineit nach Selva Piana vorzugehen um den noch am Tagliamento stehenden feindlichen Kräften den Rückzug zu verlegen.

Um 11h vm erreichte das Halbbataillon die alte aufgelassene Sperre Chiampon, wo es einer im Rückmarsch begriffenen MG-kompanie des V. Bataillons IR 7 (59. Gebirgsbrigade) begegnete, die meldete, dass einerseits das V. Baon IR 7 sich ebenfalls über dem Monte Spineit im Vormarsch auf Selva Piana befinde, andererseits dieser Weg für Tragtiere nicht gangbar sei.

Obstlt. Schad entschloss sich daher, den Weg über San Francesco nach Selva Piana zu nehmen. Kaum war der Marsch angetreten, als die Meldung des Kaiserjäger Bataillons Tartler eintraf ( I/TKJR 4), dass sich das selbe im schweren Kampfe bei Pozzis befinde und durch einen Vorstoß über den Monte Ciuf (Kote 1349, Anm.d.Red.) um Entlastung bitte. Diese Meldung war an die 33. Hochgebirgskompanie (59. Gebirgsbrigade) gerichtet, deren Standpunkt jedoch unbekannt war. Obstlt. Schad entschloss sich daher mit seinem Halbbataillon diesem Ansuchen zu entsprechen und rückte gegen Pozzis vor. Eine vorgesendete Offizierspatrouille (Oblt. Schuh Eduard) meldete aber bald darauf, dass der Gegner vor dem Kaiserjägerbataillon bereits zurückgegangen sei.

Das Kaiserjägerbataillon und mit ihm die Patrouille Oblt. Schuh waren inzwischen bis San Franzesco vorgedrungen, der Gegner teils nach Süden, teils über den Monte Giaf (Kote 1116, Anm.d.Red.) im Rückzuge. Letztere Kolonne wurde von Oblt. Schuh gesichtet. Ein wohlgezieltes Infanterie Feuer der Patrouille 59 und der MG der Kaiserjäger auf die Queue dieser Kolonne hatte zur Folge, dass die Italiener kehrt machten und sich ergaben. (Zirka 800 Mann). Durch die Gefangenenaussagen wusste man, dass gegen Selva Piana zirka eine feindliche Brigade im Rückzug sei. Obstlt. Schad entschloss sich dieser Kolonne unmittelbar zu folgen, trotzdem die Truppen stark ermüdet waren und die Dunkelheit hereinbrach.

Der Weg über die Sattelhöhe 968 war anstrengend, noch mehr aber der Abstieg gegen Piedegiaf. Auf der Sattelhöhe 968 fand das Halbbataillon noch die glimmenden Feuer der Italiener, bald darauf hörte man auch aus der Richtung Selva Piana Gewehrfeuer. Es musste somit die Tete der Italiener bereits auf das V. Bataillon des IR 7 gestoßen sein.

Im raschesten Tempo wurde nun der Marsch in den engen Canon di Cuna fortgesetzt, um in den Kampf eingreifen zu können. Schon kamen die ersten Überläufer entgegen. Ihre Zahl schwoll derart an, dass sich der Bataillonskommandant genötigt sah, die ganze 7. Kompanie zu ihrer Bewachung bei Piedegiaf zurückzulassen.

Mit zirka 60 Gewehren (8. Kompanie) und 8 Maschinengewehren wurde gegen Mitternacht der Defileausgang von San Vincenzo erreicht und besetzt. Starkes Flugfeuer des V./7 von dem um 300m höher gelegenen Selva Piana, Feuer der Italiener, welche erst jetzt gewahr wurden, dass sie im Rücken gefasst sind, ergoss sich über die schwache Kraft der 59er. Obstlt. Schad ließ, um das IR 7 von seinem Eingreifen zu verständigen, weiße Leuchtraketen aufsteigen. An einem weiteren Vorstoß war bei der schwachen Kraft und der undurchdringlichen Dunkelheit bei den ungeklärten Verhältnissen nicht zu denken. Erst am Morgen wollte Obstlt. Schad einen Vorstoß wagen, doch ergaben sich inzwischen die Italiener. Eine ganze Brigade wurde gefangen; 75 Offiziere, 1800 Mann fielen dem Halbbataillon 59, der Rest dem V./7 in die Hände. Über 100 wertvolle Tragtiere, 10 Mitrailleusen und 20 Maschinengewehre neben sonstigem Material waren die Beute des Tages.

Nm wurde das Bataillon nach Tramonti di Sopra befohlen.

Am 8. November

marschierte das Regiment bei strömendem Regen nach Bianola Valina, am

9. November

nach Claut, wo es spät abends eintraf. Der Marsch über die Forceletta Clautana, welche mit Schnee bedeckt war, nahm bei 22km Länge und 1239m Steigung 12 ½ Stunden in Anspruch und ermüdete die Truppe sehr. In Picoleit traf das Regiment einige Verwundete und Kranke deutscher Formationen an. Dieselben wurden durch unsere braven Sanitätsmannschaften in Tragbahren bis Claut getragen, eine Leistung, welche dem Kameradschaftsgefühl unserer Leute das beste Zeugnis ausstellt.

Am 10. November 1917

wurde der Marsch über Erto nach Dogna (nächst. Longarone) fortgesetzt. Eine gesprengte Straßenbrücke bei Erto bewirkte einen stundenlangen Aufenthalt. Die MG-kompanie konnte mit den Tragtieren überhaupt nicht vorwärts, nahmen den Weg über Casso trafen aber erst am

11. November

wieder beim Regimente ein. Die Märsche von Tramonti bis Longarone stellten, abgesehen von dem schwierigen Gebirgsterrain, dem schlechten Wetter, meist Regen und Schnee, auch in bezug auf die Verpflegung ungewöhnliche Anforderungen. Seit 4. November war die Mannschaft ohne Brot, Rauchmaterial fehlte gänzlich. Die Requisitionen in der armen Gegend brachten nicht viel ein. Der Krankenabschub war ganz unterbunden. Nach einem Rasttage in Dogna wurde der Marsch am 11. November über Longarone nach Fortagna fortgesetzt. Der Weg dahin war besät von italienischem Material.

Am 12. November

wurde um die Mittagszeit Belluno erreicht, wo außerhalb des Ortes gerastet wurde. Da die Zivilbevölkerung bereits mit der Plünderung des Ortes begonnen hatte, sah sich das Regimentskommando genötigt eine Kompanie zur Herstellung der Ordnung zurückzulassen. Um 3h nm wurde der Marsch nach Sedico angetreten, welcher um 7h Nm erreicht wurde.

Am 13. November

war dem Regimente eine besonders starke Marschleistung beschieden. Der 35km lange Marsch ging über Bribano, San Giustino, Gesio Maggiore, Pedavena, Arten nach Giraron. Dort bezogen das I. und II. Bataillon Unterkunft, während das IV. Bataillon nach Arsie vorgeschoben wurde. Entsprechende Sicherungen gegen das Cismontag waren ausgeschieden. Der

14. November

sollte für das Regiment ein Ruhetag sein, doch wurde das II. Bataillon (Obstlt. Schad) zur Unterstützung des Angriffes des Sch. Regiments 3 auf den Monte Roncone befohlen, wo es auf starke feindliche Kräfte – nach Gefangenenaussagen 3-4 Bataillone – stieß und bis

15. November

morgens gebunden blieb. Das Gefecht wird gesondert behandelt. Über die Lage und die nächsten Ziele war die Truppe wie folgt orientiert:

Gegner steht am westlichen Piaveufer und hält den Monte Tomba, Monte Pallone, Monte Grappa und den Rücken gegen Cismon, anscheinend mit vorgeschobenen Gruppen auch den Monte Santo, Monte Peurna und Monte Roncone besetzt. Nach Aussagen von Überläufern sollen 3 feindliche Divisionen in den Raum des Grappamassivs verschoben worden sein. F M. Conrad wird die Meletta nehmen und dann auf Vicenza vorstoßen. 9. Gebirgsbrigade erreichte am 13.11. den Raum Arsie und dürfte im Verein mit der 18. Division über Enego Anschluss an FM Conrad suchen. Gruppe Krauss hat durch einen Stoß in 2 Gruppen das Massiv des Monte Grappa in Besitz zu nehmen und dadurch den Übergang der Armeehauptkräfte über die Piave zu ermöglichen.

a.)Gruppe GM v. Wieden (Edelweißdivision und 22. Sch. Division) soll mit dem Gros im Cismontal und Brentatal auf Bassano mit 1 Regiment der 22. Sch. Division und Gebirgsartillerie auf dem Rücken Monte Roncone, Monte Fredina, Monte Pertica den Monte Grappa angreifen und die Linie Semonza-Crespano Veneto erreichen.

b.)Gruppe Fürst Schwarzenberg (55 Division im Raume Feltre und deutsche Jägerdivision) gelangt am 14.11. in den Raum Villabruna, Foena, Zermen, Pont, wird mit der Hauptkraft die feindliche Stellung im Piavetal und auf den Hängen knapp westlich davon, mit schwächeren Kräften über die Grappa, Monte Pallone, Monte Tomba durchbrechen.

c.)Die Gruppe Stein wird bei Nidon übergehen und den Monte Montello nehmen

Eine 11h 50 nm eingetroffene Disposition besagte weiter:
Lage beim Feind:

Gegner hat Linie Monte Cismon, Monte Roncone, San Siro, Monte Peurna, Monte Santo, Guero besetzt. Während der Monte Roncone sich noch hält, haben Teile der 22. Sch. Division und 55. Division östlich des Val dene Stizzone mehrere Punkte der feindlichen Stellung erstürmt. Westlich der Brenta wurde der Monte Lisser genommen. Feind steht dort anscheinend in der Linie Monte Meletta, Monte Badelecche, Valcarpa, Sasso Rosso. Bei I. Moltoni und beim Kreuz östlich Collicello kavernierte Stellungen, bei Il Termine Geschütze im Eisenbahntunnel. Aufgaben der einzelnen Truppen nach Skizze. Oberst Mollinary marschiert in den Raum um Rocca, die 9. Gebirgsbrigade geht auf Valstagna vor.


Das Gefecht des II. Bataillons 59 am Monte R O N C O N E
am 14. und 15. November 1917

Um 10h vm des 14.11. erteilte das Regimentskommando dem Kommandanten des II. Bataillons Obstlt. Schad den mündlichen Befehl, dass das Bataillon dem Oberst Tenner des Sch. Regiments 3 unterstellt wird und durch einen Vorstoß von Giaron aus den von Caupo durchzuführenden Angriff des Sch. Regiments 3 auf den vom Gegner besetzten Monte Roncone zu unterstützen habe. Vom Bataillon war die ½7. Kompanie zur Sicherung der Linie Alle Coste – Kreuzkote 823, die 5. Kompanie aber in Fonzaso detachiert. Letztere traf erst 11 h 30 vm in Giaron ein und überbrachte nachstehenden schriftlichen Befehl des Obst. Tenner:

Sch. Regiment 3 mit 2 Bataillonen (II und III) wird 7 h 30 vm vom Bergfuß westlich Caupo zum Angriff gruppiert sein. II/59 hat Angriff aus Raum Giaron in südöstlicher Richtung auf Monte Roncone durchzuführen und sich nach Süden mit ½ Kompanie und MG-zug zu schützen. Die Bewegung wird sich zwischen 7 h 30 und 11 h Vm abspielen, vorausgesetzt, dass unbekannte Hindernisse nicht eintreten. Verbindung mit Bataillonskommandant dringend notwendig. Gegenwärtiges Verbindungsorgan zu 448 westlich Caupo. Von Raketensignal Gebrauch machen zwecks Verbindung. Mein Aufenthalt von 7 h 30 vm bei 448 westlich Caupo.

Gleich nach Erhalt des Befehls wurden die in Giaron befindlichen Teile des II. Bataillons alarmiert und die 6. Kompanie mit einem MG-zug auf die Höhe östlich Giaron vorgeschoben, um den späteren Aufstieg des Bataillons gesichert zu haben. Zur Sicherung der rechten Flanke wurde die ½7. Kompanie über Kreuz 813 auf den Col di Baio entsendet, mit dem speziellen Auftrage, mit allen verfügbaren und entbehrlichen Kräften über Colle dei Funghi in das bevorstehende Gefecht einzugreifen.

Unmittelbar nach dem Eintreffen der 5. Kompanie wurde der Rest des II. Bataillons (8., 5. und MG-Kompanie) in Marsch gesetzt.

Der Aufstieg ohne Weg nur stellenweise konnten einzelne Ziegensteige ausgenützt werden, war sehr steil und schwierig. 3 Tragtiere stürzten auch ab, eines blieb tot.

Um 2h Nm erreichte das Bataillon mit der Vorhut (6. Kompanie) die Häusergruppe westlich Casa de Boni, wo sie mit leichtem Infanterie Feuer vom Roncone her empfangen wurde. Es hatte den Anschein, dass der Gipfel nur mit schwachen Kräften besetzt sei. In dieser Annahme wurde das Bataillonskommando durch den Umstand bestärkt, dass die Bewohner mitteilten, dass starke Kräfte des Gegners im Rückzuge gegen den Prassolan gesehen wurden. Das Bataillon in breiter Front gruppiert kam auf zirka 400 Schritt an die feindliche Stellung heran. Immer heftiger wurde das feindliche Feuer, immer stärkere Besetzung zeigte der Gegner. Um 4h machte sich auch starkes Artilleriefeuer aus der Richtung Colle dei Funghi fühlbar, so dass namentlich der rechte Flügel des Bataillons ziemliche Verluste erlitt.

Der Bataillonskommandant sah sich gezwungen nach und nach alle seine Kräfte einzusetzen (5. Kompanie links der 6., 8. Kompanie rechts derselben) doch kam man nur langsam vorwärts. Um 5h nm langte die zur Verbindung mit dem Bataillon entsendete 8. Sch. Regiment 3 im Gefechtsbereich des Bataillons ein. Der Kommandant derselben war jedoch über den gegenwärtigen Stand der Kampfaktion bei seinem Regiment nicht orientiert. Später kam auch die als Nachrichtendetachement entsendete 3./14 auf den Monte Roncone. Beide Kompanien wurden am linken Flügel eingesetzt, um die linke Flanke, gegen welche der Gegner seine Kräfte immer mehr verschob, zu sichern. Am Col di Baio war die ½7. Kompanie auf kräftigen Widerstand gestoßen. Sie war vollgebunden.

Der Angriff des Bataillons war ins Stocken geraten. Der Bataillonskommandant musste sich bei der ganz unzureichenden Artillerieunterstützung damit begnügen, die feindlichen Kräfte festzuhalten und das Eingreifen des Sch.Regimentes 3 abzuwarten. Die Verbindung mit demselben wurden wiederholt, doch ohne Erfolg, angebahnt. Ein Überblick über die Kampfsituation beim Regimente konnte nicht gewonnen werden, auch Gefechtslärm war aus der Richtung Caupo nicht hörbar.

Der Bataillonskommandant erbat vom Regimentskommando 59 eine Kompanie als Reserve. Es wurde die 14. Kompanie unterstellt, mit Einbruch der Nacht aber wieder abgezogen, so dass das Bataillon ohne Reserven verblieb. Die Nacht verlief sehr unruhig. Die Italiener schossen nervös herum. Die eigenen Verluste betrugen 2 Tote und 30 Verwundete, die nach Giaron abgeschoben wurden. Um 6 h 30 vm des

15. November

überbrachte eine Offizierspatrouille den nachstehenden Befehl des Obst. Tenner:

Sch. 3 werden nach 20 min. Artillerie Vorbereitung und Abgabe eines Leuchtsignals von 3 roten Raketen den Gegner angreifen. II/59 unterstützt nach eigenem Ermessen. Bald nachher fielen auch einige Schüsse der eigenen Artillerie. Gleichzeitig meldeten aber die eigenen Kompanien, dass der Gegner scheinbar die Stellung räume. Das Bataillon nahm rasch die Vorrückung auf und machte den Rest der Besatzung 10 Offiziere und 100 Mann zu Gefangenen. Die Hauptkräfte des Gegners waren in der Nacht über das Stizzonetal zurückgegangen. 2 MG und ein Hilfsplatz, neben sonstigem Material fielen dem Bataillon zur Beute. Das Bataillon wurde nunmehr gesammelt und das Eintreffen des Sch. Regiment 3 erwartet.

Oberst Tenner rückte mit dem Regimente gegen den Monte Cismon weiter vor, während das Bataillon auf Grund der mittlerweile eingelangten Disposition über Giaron dem eigenen Regiment zu folge hatte. Es erreichte um 6h nm Rocca, wo es nächtigte.

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Über den Angriff des Sch. Regiment 3 wurde in Erfahrung gebracht, dass es am 14. November 7 h 30 vm mit dem II. und III. Bataillon bei Caupo bereitstand, nach 4-stündigem beschwerlichen Aufstiege die Höhe 700 erreichte und vorgeschobene Patrouille nach kurzem Feuer zurückgedrängt wurde. Unter ungünstigen Verhältnissen wurde der Angriff durch das II. Bataillon (Hptm. Raoter) durchgeführt, doch konnte der Widerstand des Feindes bei der geringen Artillerie Unterstützung nicht gebrochen werden. Der Angriff war auf die feindliche Stellung, welche sich vom Monte Roncone, Osthang desselben hinzog, gerichtet. Das Regimentskommando entschloss sich daher am 15. November den Angriff mit beiden Bataillonen durchzuführen. Der 6 h 45 vm angesetzte Angriff stieß anfangs auf starken Widerstand, namentlich am linken Flügel gegen das Stizzonetal zu, doch räumte bald darauf der Gegner die Stellung

15. November 1917.

Das Regimentskommando mit dem ½ IV. Bataillon (in Arsie) und dem I. Bataillon in Giaron trat um 7h vm den Vormarsch nach Cismon an. Dort ergab sich infolge der gesprengten Brücke bei Vanini ein unfreiwilliger Aufenthalt, der sich bis in die Nmstunden hinzog.

Zirka 4h nm wurde das I. Bataillon (Hptm Ontl) zur Unterstützung des I./IV. TKJB, welches im Angriffe auf den Col dei Prai war, auf Piu Istituto entsendet. Nach anstrengendem Marsche erreichte dasselbe um 11h nm diesen Punkt und bezog da inzwischen der Col dei Prai genommen war, dortselbst ein Lager.

Auch das ½ IV. Bataillon mit der MG-kompanie 4 war angewiesen, im Morgengrauen durch die Gozzaschlucht vorzurücken, den bei I. Moltoni und C. Sorde gemeldeten Gegner zu werfen und C. Bonato in Besitz zu nehmen. Das Regimentskommando nahm seinen Standpunkt auf Col Piu Istituto. Die beiden restlichen Kompanien des IV. Bataillons war im Aufklärungsdienste im Brentatale und den Höhen östlich davon tätig.

16. November 1917

In den Morgenstunden setzte das I./TKJR 4 den Angriff auf den Col di Nocente an und nahm denselben. Auch das ½ IV./59 (Major Tillich) drang bereits 3 h 30 vm von Cismon durch die Gozzaschlucht vor, gelang jedoch erst spät in den Raum Kote 736, um von dort den Angriff auf Casa Sorde durchzuführen. Der Gegner nahm den Kampf nicht an, sondern zog sich auf den Bonatorücken zurück. Das Halbbataillon folgte auf die Höhe 1069 und blieb dort stehen.

Inzwischen hatte das Regimentskommando das I./59 angewiesen, in die Gozzaschlucht abzusteigen und das IV./59 in seinem Vorgehen auf Casa Bonato zu unterstützen. Als das Bataillon den Abstieg von C. Piu Istituto durchführte, erhielt es starkes Feuer, das zu zeitraubender Umgehung zwang, so dass das Bataillon erst in den Abendstunden in der Gozzaschlucht gesammelt war. Die starke Ermüdung der Truppe ließ einen Angriff gegen C. Bonato an diesem Tage nicht mehr zu und wurde für den folgenden Tag ein gemeinsamer Angriff beider Bataillone (I und IV) beschlossen. Vom II./59, das von Rocca aus dem Regiment gefolgt war, erreichte die 6. und 7. Kompanie als Brigadereserve Piu Istituto, die 5. und 8. Kompanie samt Maschinengewehrkompanie die Gozzaschlucht.

Am 17. November 1917

Wurde der Angriff auf den Casa Bonato in einer durch den schmalen Angriffsraum bedingten Tiefengruppierung (14. und 15. Kompanie in erster, 1. und 4. Kompanie in zweiter und 2. und 4. Kompanie in dritter Linie) angesetzt. Trotz des heftigen Widerstandes gelang es in kurzer Zeit den Rücken zu nehmen. Die 14. und 15. unter Kommando des Oblt. Hrusovsky und Kriesche stieß noch weiter vor bis zur Häusergruppe C. Magnola, wo selbst der Gegner erneuert Widerstand leistete. Doch dieser war bald gebrochen. Fhr. i. R. Felkl mit Korporal Christian Friedl der 15. Kompanie sowie Lt i. R. Legradi drangen energisch vor, so dass sich der Gegner gegen die Höhe Col della Beretta zurückzogen. Lt. Legradi wurde hierbei schwer verwundet und starb Tage später (Lt. Legradi verstarb am 18.11.im Feldspital Nr. 1208 an den Folgen eines Bauchschusses und wurde am Friedhof Borgo im Grab Nr. 114 beigesetzt. Anm. der Red.)

Ein weiteres Vorgehen gegen Col della Beretta war an diesem Tage nicht mehr möglich. Heftiges Sperrfeuer der feindlichen Artillerie setzte gegen die erreichten Punkte und das Vorterrain ein. Patrouillen konstatierten, dass der Nordhang des Beretta von starken Kräften besetzt sei. Ein Angriff in diesem Terrain ohne entsprechende Artillerievorbereitung wäre nutzloses Opfern gewesen. Der Gegner bleibt ziemlich aktiv. Schon in den Vmstunden unternahm er einen Gegenangriff auf die Mga. Magnola und wiederholte denselben in den Nm- und Abendstunden. Stets wurde er glatt abgewiesen.

Das Regimentskommando verfügte zirka 5h Nm auf Grund der Lage die Einstellung des Angriffes und die Festhaltung und den technischen Ausbau der gewonnenen Linie.

Die Mga. Magnola wurde, die wohl 500 Schritte vor der eigenen Hauptstellung liegend und für eine Verteidigung minder geeignet, doch nicht freigegeben, weil sie für den folgenden Angriff immerhin als Stützpunkt günstige Momente bot.

Vom II. Bataillon gelangten die 3. und 8. Kompanie samt Maschinengewehr Kompanie auf die Höhe 1069 westlich C. Sorde, der Rest verblieb auf Piu Istituto. Auch die beiden im Nachrichtendienste tätig gewesenen Kompanien des IV. Bataillons rückten wieder zur ihrem Bataillon ein.

18. bis zum 20. November

verblieb das Regiment in der am 17. erreichten Situation. Es wurden nur am 18. 11. die 5. und 8. Kompanie zur Ablösung der 2. und 3. Kompanie herangezogen und der Rest des II. Bataillons von Piu Istituto hinter den Bonatorücken verschoben. Östlich hatte die Gruppe GM Mertens am 20. Nm von Kote 1486 einen Angriff auf Monte Pertica unternommen, der bis in die späten Abendstunden andauerte. Vom Gegner wusste man durch Überläufer, dass 3 Regimenter auf Col della Beretta stehen.

Nach fast 14-tägiger Pause erhielt die Mannschaft endlich auch wieder etwas Tabak, weiters wurde nach mehr als 3-wöchiger Sperre der Postverkehr freigegeben, was die Stimmung der Mannschaft wesentlich hob.

Am 21. November 1917

sollte um 3h Nm der Angriff des Regimentes auf Col della Beretta durchgeführt werden, wurde jedoch mit Rücksicht auf das Stocken des Angriffes gegen Monte Pertica um 6h Nm abgesagt. Die 13. Kompanie hatte sich bereits im Morgengrauen unter Sperrung des Valle Cesilla bis zum Waldspitz nordöstlich Kote 1458 verschoben.

22. November 1917

Um 4 h 15 Vm verfügte das Regimentskommando schriftlich:

Es haben im Schutze der Dunkelheit das I. Bataillon, 6 h 30 Vm das II. Bataillon und angeschlossen das IV. Bataillon zum Angriffe vorzugehen. Die eigenen Batt. werden ab 7h Vm die feindlichen Batt. niederhalten. Ansonsten Aufgaben wie früher.

In der aus nachstehender Skizze ersichtlichen Gruppierung wurde im Morgengrauen die Vorrückung seitens der Bataillone I und II angetreten und die feindliche Stellung ziemlich überraschend bis auf die nächste Distanz erreicht.

Dem Sturmzug Lt. Sippel gelang es nächst der Häusergruppe Magnola in eine feindliche Vorstellung einzudringen und dort 30 Mann zu Gefangenen zu machen und 2 Maschinengewehre zu erbeuten. Die nachfolgenden Wellen des II. Bataillons gelangten bis vor den feindlichen Drahtverhau und waren gerade im Begriffe denselben zu zerschneiden und die Besatzung, welche bereits die Hände zum Zeichen der Waffenstreckung erhoben hatte, gefangen zu nehmen, als ein italienischer Offizier herbeieilte und die Leute veranlasste, neuen Wiederstand zu leisten. Die Italiener griffen erneut zu den Waffen und zwangen die Unseren vor dem Drahthindernis halt zu machen.

Fhr i. R. Niederwanger, welcher trotz eines Streifschusses, welchen er in Gefechte am Roncone erhalten hatte, alle Strapazen überwand, zeichnete sich auch hier wieder ganz besonders aus. Leider nahm ihm ein Bauchschuss die nötige Kraft zur weiteren Tat (Fhr i.R. Alfred Niederwanger verstorben am 23. November 1917 durch Bauchschuss in Portoghatti bei der Div. San. Kolonne Nr.3. Beerdigt am Friedhof in Portoghatti. Anm. der Red.)


Das I. Bataillon, welches vom Bonatorücken zunächst tief in die vorliegende Mulde abzusteigen hatte und durch die Steinabstürze zur Verschiebung seines rechten Flügels gezwungen war, blieb etwas zurück. Bei seinem Aufstiege aus der Mulde gegen den Hang der Beretta, erhielt es empfindliches Feuer aus einem Maschinengewehrnest nördlich der Kote 1292. Die 4. Kompanie (Oblt. Hanika) verstärkt durch einen Sturmzug nebst Flammenwerfer gelang es, in einem schwierigen umfassenden Angriff diesen Stützpunkt zu nehmen und 45 Gefangene zu machen, sowie 2 Maschinengewehre und 2 Minenwerfer zu erbeuten. Dem Rest des Bataillons gelang es aber nicht, die feindliche Stellung zu nehmen. Der Widerstand war zu groß.

Die Unterstützung der eigenen Artillerie beim Angriffe war wohl relativ gut, aber nicht ausreichend. Es standen nur Batterien mit sehr geringer Munition zur Verfügung. Ganz anders war die Abwehr des Gegners. Der richtete ein überaus heftiges und wirkungsvolles Artilleriefeuer namentlich flankierend auf unsere Reihen. Der Südhang des Casa Bonato, morgens noch eine grüne Alm, wies bald Trichter neben Trichter auf und glich einer Schutthalde. Die Telephonlinien waren alle zerstört und mussten erst durch die totesmutigen Telephonmannschaften immer wieder im feindlichen Feuer in Ordnung gebracht werden.

Auf Grund der Situationsmeldung der Bataillonskommandanten verfügte das Regimentskommandant um zirka 1h Nm die Einstellung des Angriffes und die Festhaltung der erreichten Linie. Zirka 4h nm unternahm der Gegner einen Gegenstoß gegen die Häusergruppe Magnola und auch, allerdings sehr zaghaft, gegen die Front, wurde aber abgewiesen.

Die 13. Kompanie hatte während des Angriffes eine Artillerie Lauerstellung inne. Als sie wahr nehmen konnte, dass sich der Gegner auf Monte Pertica wie auf Kommando ergab und die eigene Artillerie sehr wirksam wurde, ging sie zum Angriff gegen die vom Gegner vor der Linie 453 - 1476 postierten feindliche Feldwachen vor. Auf 200 Schritte vor dem Gegner empfing sie jedoch erneuert starkes Maschinengewehr- und Infanteriefeuer, so dass sie den Angriff aufgeben und sich in die Lauerstellung zurückziehen musste. Die Nacht war kalt und sehr unruhig. Die Mannschaft knapp am Gegner liegend, konnte in dem Gesteinboden nur notdürftig Deckungen ausheben. Gegen die Kälte helfen glücklicher Weise die auf der Alm befindlichen Heuschober. Situation nach Skizze.

Am 23. November

sollte unter Einsatz zweier Kompanien samt Maschinengewehr des TKJR 3 im Raume zwischen der 3. und 16. Kompanie ein erneuerter Angriff durch geführt werden. Trotz dreier angesetzter Stürme unter Einsatz aller Reserven konnte aber ein Erfolg nicht errungen werden. Es waren nahezu 3 Bataillone vollkommen eingesetzt. Allerdings war deren Stand auf ein Minimum zusammengeschrumpft. So wies das II. Bataillon aus: 200 Feuergewehre, 32 Tote, 59 Verwundete. Von den Offizieren waren 4 verwundet, 3 krank.

Die 13. Kompanie unternahm auch an diesem Tage einen Angriff, errang aber keinen Erfolg. Zur Verstärkung wurde ein Maschinengewehrzug zugewiesen.

24. November 1917

2h Vm eröffnete der Gegner ein äußerst heftiges Artilleriefeuer. Rote Leuchtraketen stiegen auf, es hatte den Anschein, als erwarte er unsererseits einen Angriff. Eine Mittags eingetroffene falsche Nachricht, dass der Feind in breiter Front über den Monte Pallone im Rückzug sei, veranlasste das Vorgehen von Patrouillen, die jedoch nur konstatieren konnten, dass die Front feststehe. Der Feind verstärkte im Gegenteil sein Feuer. Es steigerte sich in der Zeit von 3-6 Nm zum Trommelfeuer.

In der Gruppierung des Regiments trat insoweit eine Änderung ein, als das II./3. TKJR das I./59 ablöste, welches im Verein mit der 14. und 16. Kompanie 59 die Regimentreserve bildete. Bei der 13. Kompanie waren an diesem Tage keine besonderen Ereignisse.

25. November 1917

Um 2 h 20 vm wurde der Angriffsbefehl ausgegeben. Nach dem Selben sollte nach 45 min. währender Vorbereitung durch schwere Artillerie ungefähr um die Mittagszeit angreifen:

Rechts II./3. TKJR das Saumstück nordöstlich 1292 und Kote 1292 selbst mit kleinen Abteilungen weiter rechts ausholen gegen 723
Mitte IV./3. TKJR mit der Direktion Kuppe mit dem Haus nördlich des „C“ von Col della Beretta.
Links Gruppe Obstlt Schad (II und IV Bataillon 59) Direktion gleichfalls Haus nördlich des „C“ von Col della Beretta
Gruppe Klomser (13. Kompanie 59, 1./TKJR 3, ½ Maschinengewehrkompanie IV/59 bei Häusergruppen nördlich „B“ von Beretta, Direktion Kote 1476.
I./59 (Hptm. Ontl) hatte als Reserve auf 500 Schritt zu folgen. I./TKJR (3 Kompanie und Maschinengewehrkompanie) Brigadereserve am Ostteil des C. Bonato. ½ IV. Maschinengewehrkompanie unterstützt von C. Bonatorücken den Angriff.

Der Angriff kam an diesen Tage nicht mehr zur Durchführung. Der Feind richtete 5h vm einen äußerst heftigen Feuerüberfall auf die eigenen Linien und den Raum C. Bonato. Sonst verlief der Tag relativ ruhig. Nachts trat starker Schneefall ein, der vereint mit Kälte den Truppen das Ausharren sehr erschwerte.

26. November 1917

In den Morgenstunden erneuerter feindlicher Feuerüberfall. Der am Vortage geplante Angriff fand nach einer von 1 h 30 bis 2 h 15 nm andauernden Artillerievorbereitung statt. Die Artillerievorbereitung war jedoch nur von geringer Wirkung und sehr beeinträchtigt durch den Umstand, dass Nebelschwallen die Höhen umzogen. Der Gegner setzte mit starken Feuer ein, welches flankierend von dem Grappa her schwere Verluste herbeiführte.

Die Bataillone arbeiteten sich trotz der bis 40cm hohen Schneelage bis an das Drahthindernis heran. Feindliches starkes Artillerie-, Maschinengewehr- und Minenfeuer, nebst starkem Infanteriefeuer der Besatzung verhinderten ein Durchstoßen. Ein frontaler Angriff, wie er hier durchgeführt werden sollte, konnte eben ohne Niederhaltung der feindlichen Besatzung keinen Erfolg bringen.

Besser war die eigentliche Artilleriewirkung gegen den feindlichen Frontabschnitt vor der Gruppe Hptm Klomser, (13. Kompanie 59 und ¼ 3 Kompanie TKJR 3) wo die feindlichen Drahthindernisse wenigstens teilweise zerstört wurden. Unter geschickter Ausnützung des vor der Kote 1476 liegenden toten Raumes gelang es dem 4. Zuge der 13. Kompanie (Stabsfeldwebel Mayr) und der 1./TKJR (Lt. Netribal) bis in den feindlichen Graben einzudringen und im zähen Kampfe, Mann gegen Mann, die Höhe 1476 in Besitz zu nehmen. 3 Offiziere und 37 Mann fielen in Gefangenschaft.

Der Gegner setzte seinen Widerstand weiter fort. Heftige Artilleriefeuer schweren Kalibers richtete sich gegen die Höhe. Die in Reserve gehaltene restliche 13. Kompanie wurde herangezogen. Doch immer neue Verstärkungen zog der Feind zusammen. Da eine Umzingelung namentlich des rechten Flügels drohte, eine weitere rechtzeitige Heranziehung von Verstärkungen seitens des Regimentes nicht zu erwarten stand, musste trotz des schönen Erfolges Hptm. Klomser 3 h 45 nm den Rückzugsbefehl erteilen. Eine Steinhalde als Rutschbrett benützend, war die Gruppe bald im schützenden Wald gesammelt.

Die Verluste der Gruppe waren ziemlich empfindlich. Lt. Netribal und Lt. Elsinger gerieten in Gefangenschaft, mit ihnen vermutlich noch 26 Vermisste, 2 Mann waren tot, 24 verwundet.

Um 4 h 30 nm wurde der Angriff beim Regiment eingestellt und die ursprünglichen Stellungen bezogen. Die Verluste waren auch hier ziemlich groß. Die Nacht verlief bis auf öftere Feuerüberfälle ruhig, doch war die Kälte sehr empfindlich.
In den Tagen vom

27. November 1917 bis 4. Dezember 1917

ergab sich beim Regiment keinerlei besondere Änderung der Lage. Am 30. November wurde die Gruppe Obstlt. Schad durch das I. Bataillon IR 14 abgelöst, wodurch sich folgende Gruppierung ergab:

Das I./59 mit der 7. und 8. Kompanie Regimentsreserve in der Mulde südlich des Bonatorückens. IV./59, 5. und 6. Kompanie Brigade hinter dem Bonatorücken.

In der Nacht vom 3. auf den 4. Dezember wurde schließlich das ganze Regiment durch IR 88 abgelöst, sammelte sich in Rocca und erreichte am 4. mittags Fonzaso, wo es zunächst verblieb.

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Die Kämpfe im Raume Col della Beretta waren für das Regiment äußerst schwierige, verlustreiche und zermürbende. Seit Anfang Oktober bis 1. November im Stellungskriege und Kampf im Rombongebiete unter den schwierigsten Witterungsverhältnissen und Terrainverhältnissen stehend, wurde nach diesen das Regiment in Eilmärschen über ressourcenarmes Gebirgsland vorgezogen (in 15 Tagen über 310 km mit rund 8000 m Steigung) und gelangte Mitte November schon ziemlich ermüdet in den Raum von Giaron. Von dort wurde es gleich wieder in das unwirtliche Gebiet Beretta- Asolone eingesetzt. Die Strapazen waren dort außerordentliche.

Knapp am Drahtverhau liegend war die Mannschaft bei Tag an jeder Bewegung behindert, da der Gegner von seiner überhöhenden Stellung aus vollen Einblick in die eigenen Linien besaß.

Dazu kam die Schneelage und die einsetzende große Kälte, welche direkt quälend auf alle wirkte. Nur dem Umstand, dass sich auf der Mag. viel Heu vorfand, ist es zu danken, dass das Regiment nicht durch Erfrierungen dezimiert wurde. Dabei war die Verpflegung an diesen Tagen eine kaum notdürftige zu nennen. Einmal am Tage etwas warme Nahrung ist bei einem Leben im Freien, im Hochgebirge und bei Kälte und Schnee eben zu wenig. Die Verluste waren groß. Der Stand der Bataillone sank bald auf 150 Feuergewehre herab. Was den Kampf selbst anbelangt, so wäre folgendes zu bemerken:

Dem Gegner war es, trotz unseres raschen Vorgehens doch gelungen, an der Piave den Widerstand wieder aufzunehmen. Dies bedingte natürlich für ihn auch die Festhaltung des Grappagebietes, dessen natürliche Hauptwiderstandslinie sich vom Col della Beretta über Monte Asolone – Monte Grappa zum Col del Orso hinzog. Der im Knie dieser Linie vorgeschobene Monte Pertica spielte eine große Rolle, da von ihm aus eine flankierende Wirkung gegen beide Flügel zu möglich war. Speziell für den Angriff auf Col della Beretta war die Besitznahme dieses Berges für uns eine Vorbedingung.

Der Gegner hatte zur Zeit der Einleitungskämpfe in diesem Raume gewiss nur untergeordnete Kräfte, stand aber in einer vorbereiteten, mit Drahthindernis geschützten Stellung, welche ihm große Abstoßkraft verlieh. Bei einem sofortigen Einsatz genügend starker Kräfte namentlich an Artillerie, wäre es in einem allgemeinen Angriff voraussichtlich möglich gewesen, sich dieser Stellung zu bemächtigen. So blieb dem Gegner Zeit, seine Stellung immer mehr zu verstärken, neue Kräfte heranzuziehen und den Widerstand zu vervielfachen.

Das Regiment tat sein Möglichstes, um den Widerstand zu brechen. Mit schwachen Bataillonen, aber ohne genügende Artillerie Unterstützung war es nicht möglich, in einem Frontalangriff einen Erfolg zu erzielen. Auch der Einsatz neuer Bataillone konnte daran nichts ändern. Was eine gute Artillerie Wirkung zeitigen konnte, lässt sich am besten bei der schwachen Truppe Hptm. Klomser ersehen.

Von Interesse ist der amtliche italienische Heeresbericht vom 27. November, welcher besagt:

Am gestrigen Nm richtete der Gegner nach wütender Beschießung unserer Stellung am Col del Beretta östlich des Brentatales dort einen Angriff, an dem die Infanterie einer ganzen Division beteiligt war. Der Kampf war äußerst erbittert und die Verteidiger durch heftiges Sperrfeuer völlig abgeschnitten, wären von der Heftigkeit und Überlegenheit der Angreifenden überwältigt worden, wenn nicht die Verstärkung (Sizilianer und die berühmte Brigade Aosta, 5. und 6. Regiment mit Teilen der 94. Infanterie, Messina Brigade und das Alpini Bataillon Val Brenta) rechtzeitig eingetroffen wären. Nachdem sie unentwegt die Sperrzone durchquert hatten, griffen unsere Truppen mit unwiderstehlichen Mute den Feind an, trieben ihn vor sich her und zwangen ihn, mit sehr großen Verlusten zu weichen. Der Gegner ließ Gefangene in unseren Händen.

In Wirklichkeit brach die Gruppe Klomser in die feindliche Stellung ein, blieb von 2 h 30 bis 4h nm in dieser und zog sich erst dann zurück


Die Zeit

4. Dezember bis 12. Dezember 1917

verblieb das Regiment in Fonzaso zur Retablierung, wurde sodann in 3 Märschen in den Raum Tisai, Bolzano, Vezzano, Barp nördlich Belluno verlegt, wo es bis inklusive 20. Dezember verblieb. Am 21. wurde der Rückmarsch in den Raum Foen durchgeführt, wo dem Regiment noch bis 29. Dezember Ruhe gegönnt war, um sodann neuerdings in das Grappagebiet (Monte Pertica) in Stellung zu gehen.

Am 29. Dezember 1917

wurde der Marsch nach Giaron durchgeführt.

30. Dezember 1917

wurde die sogenannte Meeraugenstellung zunächst vom I. und II. Bataillon bezogen, während das IV. Bataillon Brigadereserve im sogenannten Nordlager (Monte Prassolan) blieb.

Die Stellung zog sich vom Monte Pertica bis zum Val Cesilla herab. Sie war noch wenig ausgebaut, die Gräben nicht im verteidigungsfähigen Zustande, als Schutz war nur ein einfacher Draht vorgelegt. Unterkünfte waren nahezu keine, Kavernen gar keine vorhanden. Sehr ungünstig waren die Verbindungen nach rückwärts. Von C. Col d. Nocente zu Cra Cima führte ein schlechter, der Sicht des Gegners nicht entzogener Saumweg über C. Fontanella. Als zweiter Hauptweg, auf dem aller Nachschub mit Tragtieren erfolgen musste, kam der Karrenweg über den Monte Prassolan in Betracht. Die weitere Nachschublinie führte von dort über Monte Cismon nach Giaron. Die Linie war ungemein lang, (der Sicht erst im letzten Teil entzogen) es mussten daher Zwischenstationen aus Tragtieren und sonstige Depots angelegt werden, um diesem Übelstande zu steuern.

Schnee bis 50 cm und grimmige Kälte (-15) stellten an die Truppe ungeheure Anforderungen und vermehrten den Krankenstand (Erfrierungen) gewaltig. Die feindliche Stellung war stellenweise sehr nahe der eigenen, gut ausgebaut und stark verdrahtet. Vorzüglich postiert war die feindliche Artillerie, welche auch sehr präzise schoss und die eigenen Gräben wiederholt einebnete. Dies war auch der Anstoß, dass unsererseits in den Gräben nur einzelne Grabposten verblieben, während die Besatzung etwas weiter rückwärts Stellung nahm und nur im Falle einer Gefahr die Besatzung des Kampfgrabens durchführte. Die Abwehr aller Angriffe geschah fast immer durch Gegenstoß mit Zuhilfenahme von Handgranaten und Bajonett.

Am 6. Jänner 1918

sollte das I. Bataillon des Regimentes durch das II./11 abgelöst werden und dieses wieder die Stellung des II. Bataillons übernehmen. Der Marsch des II. Regimentes verzögerte sich jedoch derart, dass die Ablösung erst in der folgenden Nacht bewirkt werden konnte. Obstlt. Schad übernahm für den krank abgehenden Obst. Lauer das Kommando des Regimentes.

7. Jänner 1918

In den Morgenstunden und gegen Mittag legte der Feind starkes Artilleriefeuer auf unsere Linien. Nachts wurde die Umgruppierung ohne Friktion durchgeführt und nahm das Regiment die in der Skizze ersichtliche Gruppierung an.

8. Jänner 1918

waren Anzeichen eines feindlichen Angriffes bemerkbar. Es kam aber zu keiner Kampfaktion, vermutlich infolge des starken Schneefalles und Sturmes in der Nacht.

Von 9. bis 11. Jänner

waren bis auf sehr heftige mehrstündige Artilleriefeuerüberfälle keine besonderen Ereignisse zu verzeichnen. Das Regimentskommando war bemüht, die Stellung nach Kräften auszubauen. Die Kampfgräben wurden vertieft und ausgestaltet, das Drahthindernis durch spanische Reiter durchwegs verstärkt.

Sehr fühlbar machte sich der starke Verlust teils durch die feindliche Feuerwirkung und teils durch die Wetterunbill. Vom 30. Dezember an hatte das Regiment an Abgängen:
Im Spital 78 Mann, im Marodenzimmer (Monte Cismon) 150 Mann, Verwundete 51 Mann und 3 Offiziere, Tote 22 Mann und 2 Offiziere. Bei den Erkrankungen waren gut 60 Erfrierungen. Der Stand der Feuergewehre bei den Bataillonen sank auf durchschnittlich 160. Am

12. Jänner 1918

wurde das I. Bataillon durch das IV./59, die beiden Kompanien auf Cra Cima aber durch Truppen der Gruppe Lamatisch abgelöst. Das Regiment mit den Bataillonen I und II marschierte nachts nach Giaron.

13. Jänner 1918

Marsch nach Pedavena. Am

14. Jänner 1918

traf nachstehender Befehl des Kommandos der Edelweißdivision ein:

Gegner aus Asolonespitz eingedrungen, Gräben bei Meeraugenstellung durch feindliche Artillerie eingeebnet. Angriff zu erwarten. II. Bataillon mit Maschinengewehr Kompanie I und II, sowie Sturmkompanie unter Hptm. Klomser haben auf Cra Bolin (nächst Col di Baia) abzugehen, erhalten dort weitere Weisung vom Brigadekommando. Fassungen von Konserven in Arsie, von Munition in Santa Lucia.

Rasch wurden die Truppen alarmiert und befehlsgemäß in Marsch gesetzt. Die Angriffe der Italiener im Asolonegebiet waren mit Einsatz aller Mittel durchgeführt, doch gelang es ihnen nicht, im Abschnitte der eigenen Brigade durchzudringen. Das Verhalten des IV./59 bei der Abwehr der Angriffe auf die Meeraugenstellung war mustergültig und wurde auch von allen Kommandostellen voll gewürdigt. Am

17. Jänner 1918

wurde auch das IV. Bataillon zum Regiment nach Pedavena herangezogen. Bis

19. Jänner 1918

verblieb das Regiment in Pedavena. Am 18. Jänner traf auch das bisher detachierte III. Bataillon dortselbst ein, wo es freudigst empfangen wurde. Leider war es gleichzeitig ein Abschied vom Regiment, da dieses Bataillon infolge der Umorganisation der Infanterie (das Regiment nur mehr zu 3 Bataillonen) zum neu aufgestellten Infanterie Regiment 107 abzugehen hatte. ( III. und X. Baon gingen zum IR 107, Anm. d. Red.)

20. Jänner 1918

trat das Regiment dann den Marsch nach Innichen an, da es die Bestimmung hatte, ins Hinterland (Felixdorf, Laxenburg bei Wien) abzugehen.

Salzburg, am 22. Oktober 1926