Leutnant Bruno Westreicher

 
Lt Westreicher stellt für uns einen unglaublichen Glücksfall dar. Während zwei unterschiedliche Händler aus Braunau und Vöcklabruck uns die Feldpost zutrugen, konnte ich die letzten Nachfahren ausfindig machen – und dort die Schrapnellkugel finden, die Lt. Westreicher am 4.7.1916 traf. Aus diesen unzählbaren Karten und Briefen zeigt sich ein ungeschminktes Bild eines Soldatenleben in der Monarchie. Kälte und Kampf, der Verlust von Freunden, Heimweh und Dank für Gaben. Verwundung und Beförderung auf kleinen Karten festgehalten. 

 

Bruno Westreicher, MVK III, VM, SL, EK,

geb. am 14.7.1897 in Putzleinsdorf / OÖ,

erwähnt in Hoen auf Seite 578 und 635.

 
Volksschule in Vorchdorf.
Gymnasium Kremsmünster, Gmunden.
16.3.1915 freiwillig zu den Jungschützen eingerückt.
11.10.1915 in Linz maturiert.
16.8.1915 bis 14.4.1916 Ausbildung als Einjährig Freiwilliger Offiziersschule Wehrgraben in Steyr.
15.4.1915-9.7.1916 an der ital. Front.
4.7.1916 verwundet durch Kniesteckschuss, bis 17.6.1917 im Spital u.a. Bergstelle in Salzburg.
18.7.1917 - 28.12.1917 ital. Front. - verwundet, Kopfstreifschuss, Wirbelschuss.
19.7.1918-4.11.1918 in Skuteria, entlassen am 31.3.1919.
 
Mutter: Ida Westreicher, Oberschwester in St. Peter.
Vater: – Regimentsarzt, Oberarzt i.d.R, Lagerarzt und Chefarzt - im Kriegsgefangenlager Golling, Chefarzt in der Lehenkaserne.
Brüder: Richard Westreicher, verstarb an Blinddarmentzündung, und Reinhold, Dentist in Vorchdorf.
Bekannte Adressen Salzburg: Lehen, Villa Therese – Auerspergstraße 67/II – Gefangenlager Grödig, Offiziersmesse (Arbeitsplatz des Vaters) – Schallmooser Hauptstraße 7, Parterre rechts – Höllbräu, Judengasse – Vorchdorf bei Gmunden.
Bekannte Feldpostadressen von EinjFr Lt: IR 59/5 Feldpost 403 - IR 59 I/XXX Marschbaon Feldpost 55 – IR 59 1/XI Feldpost 64 – I Komp. Im Rayon III Feldpostsortierstelle Linz – XX Marschbaon I. Comp. IV Zug Feldpost 324 - – XX Marschbaon I. Comp. IV Zug Feldpost 64 - 
 
  
 
 
 
Arbeitsstätte des Vaters
 
 
Von 1915 bis 1919 bestand im Raum zwischen Grödig, St. Leonhard und Niederalm ein riesiges Kriegsgefangenenlager. Innerhalb von wenigen Monaten wurde im Jahre 1915 ein Kriegsgefangenen- und Flüchtlingslager errichtet. Dieses dehnte sich entlang des noch bestehenden Lagerfriedhofes (im Volksmund Russenfriedhof) bis nach St. Leonhard / Grödig aus.
 

 

Geschichte des Lagers

 

 

Schon am Anfang des Ersten Weltkriegs begann man in Österreich mit der Errichtung von Kriegsgefangenenlager. Neu-Anif bestand damals noch nicht, es gab nur den Namen Niederalm als Ortsbezeichnung. Das Lager I wurde bereits Ende 1914 entworfen und von der Baufirma Heuberger aus Thalgau ab 2. Jänner 1915 errichtet. In diesem Lager waren vor allem Russen und Serben untergebracht. Daher erhielt dieses Lager auch den Namen Russenlager und daher rührt der heutige Name des Russenfriedhof. Das mit einem zwei Meter hohen Stacheldrahtzaun umgrenzte Lager I umfasste zunächst 50 Wohnbaracken für jeweils 300 Gefangene. Es erstreckte sich vom Bahnhof Grödig der Salzburger Lokalbahn (Rote Elektrische) – St. Leonhard linker Hand der Niederalmer Straße bis hin zum kleinen Goishügel. Bereits am 3. März 1915 begann man mit der Errichtung des Lagers II, das sich nordwestlich des Almkanals zwischen Grödig und dem Drachenloch erstreckte. Lager III wurde östlich des bereits bestehenden Lagers I angebaut an den kleinen Gois gegen Überackerhof und Niederalm. Es war für Evakuierte und Flüchtlinge gedacht.

 

 

Die Gesamtkosten für den Lagerbau betrugen 2,5 Millionen Kronen. Lager I und II waren für Kriegsgefangene, Lager II war für Flüchtlinge aus den Gebieten der östlichen Donaumonarchie (Galizien und der Bukowina) vorgesehen. Das im Endausbau bis zu 40 000 Gefangene beherbergende k & k Kriegsgefangenenlager Grödig hatte zwei Wachbataillone zugeteilt gehabt und bestand aus etwa 290 Baracken. Darunter waren eine Theaterbaracke, es gab eine Bibliothek mit Lesehalle, eine katholische, evangelische und eine orthodoxe Kirche sowie einen jüdischen Tempel und einen muslimischen Gebetsraum. Die Lagerkinder wurden in einer russischen, einer ukrainischen und einer jüdischen Schule unterrichtet. Schon im Winter 1914/15 trafen die ersten Gefangenen in Grödig ein und wurden vor der Fertigstellung des Lagers in Glanegg untergebracht.Mit 28. April 1915 kamen die ersten Gefangenentransporte an, etwa 2 000 Personen mit der Lokalbahn am Bahnhof Grödig ein. Später führte vom Bahnhof ein Schleppgleis bis in die Lager.

 

 

Die Lagerstadt zählte zur Zeit des Höchstbelages bei einer Fläche von 598 000 m² an die 40 000 Menschen und war damit größer als die Landeshauptstadt Salzburg (35 000). Etwa 900 Gefangene wurden in einem Außenlager in Thalgau für Arbeiten in der Gemeinde (u. a. zur Errichtung der Russenstraße) untergebracht. Neben Menschen aus dem Osten und dem Balkan waren auch Italiener inhaftiert. Obwohl es eine Kanalisation und eine Trinkwasserleitung vom Untersberg her gab, traten immer wieder Infektionskrankheiten auf wie Blattern, Ruhr, Cholera und Typhus. An manchen Tagen starben daran bis zu 40 Menschen. Mehr als 2 000 Lagerinsassen verloren in dieser Zeit ihr Leben. Dennoch waren Fluchtversuche selten. Am 1. April 1918 brach im Lager ein Aufstand aus, an dem sich 3 000 Lagerinsassen aus den Reihen der Zivilflüchtlinge beteiligten. Dieser wurde unter Militäreinsatz ohne Blutvergießen beendet. Ab dem Februar desselben Jahres kam es zum ersten Rücktransport der Flüchtlinge. Im November 1918 begannen die Entlassungen und die Heimtransporte der Kriegsgefangenen und ab dem 15. Jänner 1919 die Schließung der Lager I und II. Im Lager III zogen Obdachlose ein. Aufgrund der Zunahme von Bettelei, Holzdiebstählen und Milchlieferungen forderte im Jänner 1919 die Gemeinde Anif den zuständigen Landesrat in einem Schreiben auf, die Lagerbewohner direkt von der Landesregierung mit allen Lebensmitteln zu versorgen.

 

 
Unter den Kriegsopfern die der Russenfriedhof beherbergt befinden sich aus ... 
 
  • Serbien: 24
  • Russland: 891 gefangene Soldaten aus dem 1. Weltkrieg
  • Galizien (Österreich-Ungarn: 916 Zivilinternierte und Flüchtlinge, darunter 422 Kinder im Alter zwischen 3 Tagen und 10 Jahren)
  • Ukraine, Wolhynien: Flüchtlinge (Anzahl nicht bekannt)
Der sogenannte "Russenfriedhof" am nördlichen Abhang des Gaisbergs und der "Russenkanal" (Abwasserkanal zum Almkanal) erinnern auch heute noch an dieses Lager, in dem zur Zeit seiner größten Ausdehnung in vielen Baracken ca. 40.000 (!) Gefangene der verschiedensten Nationen lebten. Zum Vergleich: Die Stadt Salzburg hatte damals etwa 36.000 Einwohner ! In die heute noch so genannte Lagerstraße ging damals ein Geleise der Lokalbahn (Rote Elektrische, 1953 aufgelassen) vom Grödiger Bahnhof (heute Gelände der Fa. Land-Leben) weg zur Versorgung der Gefangenen. Die rechtwinkelig angelegten Straßen in Neu-Grödig (Neue-Heimat-Str., Göllstr., Oberfeldstr., Franz-Peyerl-Str., Otto-Glöckel-Str.) erinnern noch an die von der Militärverwaltung in die Wiesen und Äcker hinein gebauten Lagerbezirke. In diesen Straßen lagen auch die Wasserleitungen.
 

Quelle: https://www.sn.at/wiki/Lager_Niederalm © Salzburger Nachrichten VerlagsgesmbH & Co KG 2018

 
 
 
Stempel auf Feldpostkarten von Lt. Westreicher