Reservistika
Reservistika sind Gegenstände, vornehmlich Pfeifen und Bierkrüge, welche sich Soldaten, nach ihrer aktiven Ableistung der Dienstzeit, als Erinnerungsstücke anfertigen ließen. Von etwa 1870 bis 1913 war dieser Brauch üblich. Um 1870/71 und in der Folgezeit genossen Soldaten im Volk großes Ansehen, und man war stolz darauf, "für das Vaterland gedient" zu haben. Reservistika waren Ausdruck dieser Haltung, und sie wurden gern vorgezeigt. Teller, Gläser, Flaschen und vor allem Krüge und Pfeifen waren es, die den Namen des Wehrdienstleistenden der Dienstzeit und die Bezeichnung der Einheit trugen.
Krüge:
Anfänglich wurden Reservistenkrüge von Künstlern freihändig gestaltet. Mit zunehmender Nachfrage gingen den Herstellern die Maler aus und man brachte mittels eines Stahlstiches über den Umweg eines damit befeuchteten Papiers, welches um die Krug gelegt wurde, die Konturen auf den Krug auf und ließ die Umrisse dann in Massenproduktion ausmalen. Später folgte die billigere Serienproduktion über aufgetragene Abziehbilder. In der Masse gilt die genaue Beschreibung bei den Pfeifen.
Pfeifen:
Die Soldatenpfeife entstand in den der Zeit der Freiheitskriege, als viele patriotische Studenten gegen die Unterdrückung durch Napoleon kämpften und bereits vergleichbare Pfeifen verwendeten. Zunächst wurde dafür die Porzellanpfeife, die mit fein gemalten Regimentsemblemen vor allem den Offizierskorps vorbehalten war, bevorzugt. Dies belegen, bei den wenigen erhaltenen frühen Pfeifen, die entsprechenden Widmungen.
Eine zunehmende Verbreitung dieser Pfeifen mit militärischen Hintergrund fand sich danach durch bessergestellte Berufssoldaten aus den berittenen Truppenteilen mit ihren bevorzugten Dekorationen militärischen Reiterszenen.
Die fortschreitende Industrialisierung verdrängte aber, wie bei den Krügen, das ehemalige Kunsthandwerk und so mancher Porzellanmaler verarmte. Eine neue Blüte erlebte die Soldatenpfeifen durch die starke Nachfrage in den siegreichen Feldzügen Preußens gegen Dänemark, Österreich und Frankreich. Spätestens ab der umjubelten Kaiserproklamation von Wilhelm I. im Januar 1871 im französischen Feindesland, erhielt sie ihren nationalen Charakter.
Das häufigste Modell wurde die mehrteilige Gesteckpfeife mit langem Weichselrohr und einem aufsteckbaren Porzellanstummel mit entsprechenden Verzierungen. Für die meist ärmeren Wehrpflichtigen musste sich die Reservistenpfeife in einem erschwinglichen Rahmen bewegen. Man ersetzte sie durch Serienprodukte mit dem eingesetzten Umdruckverfahren wie bei den Reservistenkrügen beschrieben. Abgesehen von einer bescheidenen Handmalerei waren die Pfeifen vorproduziert und wurden nur mit den Namenszügen und der Einheit ergänzt. Bei den Motiven standen dabei die gesellschaftlichen Grundwerte, wie die Treue zum Landesfürsten und die Pflicht zur Wehrbereitschaft sowie die Liebste an vorderster Stelle der beliebten Motive.
Zum Ende des 19. Jahrhunderts, also in der Blütezeit der soldatischen Tabakspfeifen, wurden nun die verschiedensten Abziehbilder für alle vorhandenen Waffengattungen aufgelegt. Vor allem wurden nun auch Soldatenszenen aus den Waffengattungen, z.B. der Artillerie, Infanterie oder Kavallerie, verwendet. Vertreten war auch das lustige Soldatenleben durch fröhliche Wirtshausszenen, Heimkehr und gefallene Kameraden. Über allem thront aber Franz Josef, er wurde als oberster Befehlshaber gerne als ehrfürchtiges Brustbild abgebildet, wie auf der Pfeife von Andreas Mühlhauser 1880.
Die Beschriftung enthält nun immer den handschriftlichen dargestellten Besitzernamen, oft die Einheit und das Ende der Dienstzeit. Die Reservistenpfeife stellte für die Wehrpflichtigen ein wertvolles Andenken an ihre Dienstzeit dar die mit dem 1. Weltkriege aus dem ernsthaften Soldatenleben verschwand. Wir verfügen über eines der wenigen Exemplare nach dieser Zeit von Georg Schmitzberger. Die vorhandenen Exemplare wurden aber aus dem normalen Gebrauch herausgehoben und erhielten sich dadurch teilweise bis in unsere Zeit.
Ich rauche mein Pfeifchen
mit stürmischen Zügen
und liebe mein Mädchen
zu meinem Vergnügen
1880 | Mühlhauser | Andreas | 16. Kompanie | 1. Zug | Kaiser Franz Josef |
1891 | Frauscher | Paul | 4. Kompanie | 2. Zug | Zeltlager |
1892 | Seifried | Georg | ? | ? | Soldat mit Mädchen "Italia" |
1892 | Sugesleitner | Josef | 15. Kompanie | 1. Zug | Erscheinung am Schlachtfeld |
1895 | Fritzenwallner | Josef | 3. Kompanie | ? | Zeltlager |
1897 | Strüber | Christian | ? | ? | Abschied |
1909 | Stadlmann | Johann | 16. Kompanie | 3. Zug | Mädchen mit Soldat |
1910 | Rikl | Josef | 16. Kompanie | 1. Zug | Soldat mit Frau und Baby |
1911 | Lemberger | Karl | 15. Kompanie | ? | Ruhmeskranz |
1912 | Kramesberger | Andreas | 1. Kompanie | 3. Zug | Heimkehr |
1915 - 1917 | Schmitzberger | Georg | 4. Kompanie | 2. Zug | Mädchen bergüßt Soldat |
? | ? | ? | ? | ? | Erzherzog Rainer |
? | Ensberger | Josef | 15. Kompanie | 2. Zug | Erscheinung am Schlachtfeld |
? | Kaiser | Andreas | 3. Kompanie | 2. Zug | Heimkehr |
? | Leitner | Stefan | 7. Kompanie | 2. Zug | Mädchen mit Soldat |