Krieg dem Krieg

 

ACHTUNG DIESER PUNKT IST NICHTS FÜR SCHWACHE NERVEN. BITTE GEHEN SIE AUF DIESER SEITE NUR WEITER, WENN SIE DEMENTSPRECHEND SICHER SIND, KEINEN SCHADEN DAVONZUTRAGEN. DIE BETREIBER DER WEBSEITE ÜBERNEHMEN KEINERLEI HAFTUNG.

 

 

Dieser Punkt hat in manchen Bereichen nicht direkt mit dem IR 59 zu tun. Da jedoch die Verwundungen und Bestattungen auf allen Kriegsschauplätzen entsprechend gleich waren, soll dieser Punkt hier Aufnahme finden. Die Fotos der Verletzten und Gräber sind aus dem Buch "Krieg dem Krieg" vom „Freie Jugend“ Verlag. Autor Ernst Friedrich. Die Fotos der Schlachtfelder sind aus dem Werk: "Der Weltkrieg in seiner rauen Wirklichkeit", Verlag Hermann Rutz nach Fotos von Hermann Rex. Die restlichen Fotos sind aus dem Archiv der SWGR. Der Text über Georg Trakl wurde von Frau Mag. Gerda Dohle vom Landesarchiv Salzburg verfasst und zeigt anschaulich die Auswirkungen. Diese Seite des Krieges ist neben Hunger und Kälte, Hitze und Krankheit, Gefangenschaft und dem Verlust der Lebenszeit, die praktisch jeden Soldaten betroffen hat, das wahre Gesicht des Krieges. Darüber können auch Paraden und Denkmäler nur hinwegtäuschen, wenn man sich dieser Tatsachen nicht erinnern will.

 

 

Nur zur Veranschaulichung dieses Grauens ein Beispiel:

 

11. Isonzoschlacht, 17. August bis 12. September.

Verluste: Italien: ca. 150.000 Mann, davon ca. 30.000 Tote,

Österreich-Ungarn: 100.000 Mann, davon ca. 20.000 Tote.

 

Zusätzlich wurden beide Armeen, durch grassierende Krankheiten wie Ruhr und Typhus, so geschwächt, dass auf beiden Seiten bis zu 500.000 Mann durch Krankheit ausfielen, ein Teil dieser Soldaten verstarb an den Krankheiten. Diese Zahlen sind zusätzliche Verluste, die in den offiziellen Zahlen nicht mitgezählt sind. Zum Vergleich: in dieser Schlacht starben so viele Soldaten, wie Salzburg zu dieser Zeit Einwohner hatte.

 

Georg Trakl  – eine sensible Seele verzweifelt an den Gräuel des Krieges

 

Vor 90 Jahren, am 3. November 1914, setzte der Salzburger Dichter Georg Trakl verzweifelt angesichts der Gräuel des Ersten Weltkrieges seinem Leben ein vorzeitiges Ende – ein Kriegsopfer, körperlich unverwundet, seelisch zu Tode getroffen! 

 

Trakls Eltern stammten aus unterschiedlichen Gebieten der Donaumonarchie – sein Vater, Tobias Trakl, kam aus dem Raum Sopron (Ödenburg), seine in Wiener Neustadt geborene Mutter, Maria, hatte böhmische Vorfahren. Nach ihrer Hochzeit, 1878, übersiedelten sie nach Salzburg, wo Tobias Trakl von Carl Steiner dessen renommierte Eisenhandlung in der Judengasse übernahm. 1885 eröffnete der Vater am Waagplatz eine eigene Eisenhandlung. Georg Trakl kam am 3. Februar 1887 zur Welt. Mit seinen sechs Geschwistern erlebte er eine Kindheit, zunehmend frei von wirtschaftlichen Sorgen, umgeben von Dienstboten und Gouvernanten. Zuerst stand den Kindern als Spielplatz nur der düstere und kühle Hof im Haus am Waagplatz zur Verfügung, später konnten sie einen wenige hundert Meter entfernten Garten – Motiv für das Gedicht „Kindheitserinnerung“ oder die Prosatexte „Erinnerung“ oder „Schwesters Garten“. Bedeutsam war eine aus dem Elsass stammende Gouvernante, die in Georg Trakl das Interesse für französische Literatur – vielleicht für Literatur im Allgemeinen – weckte. Er war ein introvertiertes Kind, das seine innere Ruhe in zunehmender Isolation suchte. Körperliche Bewegung oder gar Sport versuchte er weitgehend zu vermeiden.

 

1892 kam Georg Trakl in die Volkschule und ab 1887 besuchte er das k. k. Staatsgymnasium. Die dort herrschenden Zwänge bereiteten ihm im Laufe der Jahre immer größere Probleme. Zudem fühlte er sich im fast völlig auf die deutschen Klassiker ausgerichteten Deutschunterricht geistig eingeschränkt – für einen Schüler, der Nietzsche las und sich mit „moderner Literatur“ beschäftigte war im damaligen Schulsystem einfach kein Platz. Nachdem Trakl die siebte Klasse wiederholen hätte müssen, verließ er zu Schulbeginn 1905 das Gymnasium. In diesen Lebensabschnitt fallen Trakls frühe literarische Versuche, aber auch erste Erfahrungen mit Drogen und exzessivem Alkoholgenuss. Er entschied sich für den Beruf des Apothekers, welcher damals auch mit sechs Gymnasialjahren erreichbar war. Sowohl seine Drogenabhängigkeit als auch der Umstand, dass sein literarisches Vorbild Henrik Ibsen Apotheker war, haben diese Entscheidung sicher beeinflusst.

 

Dank seiner 1908 abgeschlossenen Ausbildung konnte er nach dem Einjährig-Freiwilligen-Jahr die Offizierslaufbahn einschlagen. Ende September 1908 zog Trakl nach Wien, wo er das Pharmaziestudium und den Militärdienst absolvierte. Trakl fühlte sich dort aber von der Reizflut des großstädtischen Lebens bedroht und flüchtete sich in eine träumerische Innenwelt. Dennoch hatte die Wiener Moderne zweifellos Einfluss auf sein literarisches Schaffen. Gegen Ende seines Studiums, 1910, entstanden einige Gedichte, darunter „Die Raben“, „Die Ratten“ und „Die schöne Stadt“. In diesen Jahren wurde ihm verstärkt die Unvereinbarkeit von beruflicher und dichterischer Existenz bewusst und die materielle Absicherung seines Lebens war von diesem Zeitpunkt an ein ständiges Problem

Nach einem kurzen Aufenthalt in Salzburg wurde er 1912 ins Garnisonsspital nach Innsbruck versetzt – Einsamkeit und die von Bergen eingeengte Stadt drückte aber auf sein Gemüt. Die Zeitschrift  Der Brenner“ wurde trotzdem zum beinahe ausschließlichen Publikationsorgan – genannt seien „Psalm I“, „Ein Winterabend“, „Helian“, „Untergang“ oder die kurz vor Kriegsausbruch erschienenen Gedichte „Das Gewitter“, „Der Abend“ und „Die Nacht“. Ende November 1912 verließ er den aktiven Militärdienst und arbeitete 1913 für kurze Zeit in einer Apotheke in Oberndorf. Im Juli 1913 erhielt er eine Stelle im Kriegsministerium, die er aber bereits nach einem Monat wieder aufgab – psychische Probleme sowie verstärkter Alkohol- und Drogenmissbrauch machten es ihm unmöglich einer beruflichen Tätigkeit nachzugehen.

 

Bei Kriegsbeginn 1914 meldete sich Trakl zum aktiven Dienst und wurde an die Ostfront, nach Galizien verlegt. Ein traumatische Erlebnis, dass ihm den Wahnsinn des Krieges vor Augen geführt hat, war zweifellos sein Einsatz als Sanitäter, als er 90 Schwerverwundete ohne ärztliche Hilfe zwei Tage lang betreuen musste*. Bereits unter dem Einfluss der militärischen Niederlagen stehen die Gedichte „Grodek“ (Eindrücke der Schlacht) und „Klage II“ (Ausdruck tiefer Daseinsangst). Zur Beobachtung seines Geisteszustandes wurde er im Oktober 1914 ins Garnisonsspital nach Krakau verlegt. Dort nahm er sich am 3. November 1914 mit einer Überdosis Kokain das Leben und wurde am Rakovitzer Friedhof in Krakau beerdigt. 1925 erfolgte seine Überführung nach Mühlau bei Innsbruck.

Georg Takl war einer von vielen Künstlern, die am Krieg zerbrachen – so auch der Linzer Maler Clemens Brosch, der Jahre nach dem Krieg, 1926, am Pöstlingberger Friedhof mit einer Überdosis Chloroform Selbstmord beging. Takls Schicksal steht auch stellvertretend für die vielen Namenlosen, die an der Realität des Krieges verzweifelten und bis heute verzweifeln.

(Mag. Gerda Dohle, Salzburger Landesarchiv)

Ich danke Frau Mag. Gerda Dohle für die Genehmigung den Aufsatz: Sensible Seele verzweifelt an den Gräueln des Krieges: vor 90 Jahren starb der Salzburger Dichter Georg Trakl, Pallasch Zeitschrift für Militärgeschichte, 2005, zu veröffentlichen.

 

* Trakl erlebte die Schlacht bei Grodek mit. Dabei hatte er rund neunzig Schwerverwundete unter schlechten Bedingungen allein, und ohne zureichendes Material, zu versorgen. Zwei Tage und zwei Nächte arbeitete er als Sanitätsoffizier in dem Lazarett, das später in der Presse als eine der „Todesgruben von Galizien“ bezeichnet wurde. Trakl hatte keine Möglichkeit, diesen hilflosen, schreienden, blutenden, sterbenden Soldaten zu Hilfe zu kommen. Ohne Medikamente und ärztliche Unterstützung betreute Trakl zwei Tage, fast ohne Unterbrechung, diese Soldaten.  Die grauenvollen Erlebnisse zerstörten den Lebensmut Trakls nachhaltig, und er stürzte in tiefe Verzweiflung. Nach dem Zeugnis seiner Vorgesetzten waren eine halbe Stunde zuvor dreizehn Ruthenen auf Bäumen vor dem Zelt gehängt worden. Trakl erlitt daraufhin einen Nervenzusammenbruch. Auf dem Rückzug über Limanowa beging er einen Selbstmordversuch. Am 03.11.1914 starb Georg Trakl, der seit seiner Lehrzeit im Umgang mit Drogen geübt war, an Herzlähmung, ausgelöst durch eine Überdosis Kokain. Im gleichnamigen Gedicht "Grodek" verarbeitete Trakl wenige Tage vor seinem Tod, seine Kriegserfahrung.

 

 Grodek

Am Abend tönen die herbstlichen Wälder
Von tödlichen Waffen, die goldenen Ebenen
Und blauen Seen, darüber die Sonne
Düster hinrollt; umfängt die Nacht
Sterbende Krieger, die wilde Klage
Ihrer zerbrochenen Münder.

Doch Stille sammelt im Weidengrund
Rotes Gewölk, darin ein zürnender Gott wohnt
Das vergoßne Blut sich, mondne Kühle;
Alle Straßen münden in schwarze Verwesung.

Unter goldenem Gezweig der Nacht und Sternen
Es schwankt der Schwester Schatten durch den schweigenden Hain,
Zu grüßen die Geister der Helden, die blutenden Häupter;
Und leise tönen im Rohr die dunkeln Flöten des Herbstes.

O stolzere Trauer! ihr ehernen Altäre
Die heiße Flamme der Geistes
nährt heute ein gewaltiger Schmerz,
Die ungeborenen Enkel.

 

 

 

 

Cesare Battisti

 

Cesare Battisti (* 4. Februar 1875 in Trient; † 12. Juli1916 in Trient) war ein italienischer Offizier und Irredentist, jedoch auch gleichzeitig österreichischer Staatsbürger und Abgeordneter. Im Ersten Weltkrieg kämpfte er auf dann italienischer Seite, wurde von den Österreichern gefangengenommen und hingerichtet. Durch seine Entscheidung galt Battisti als Überläufer und Verräter, denn

Battisti wurde als Sohn eines Kaufmannes im damals österreichischen Trient geboren und war somit österreichischer Staatsbürger. Nach dem Besuch des Gymnasiums in Trient studierte er an der Universität Florenz. Als sozialistischer Politiker versuchte er später, die Lage der Arbeiter im Trentino zu verbessern und für die Region ein Autonomiestatut zu erwirken. Im Jahr 1900 gründete er die Zeitschriften Il Popolo und Vita Trentina. 1911 zog er als Abgeordneter ins Parlament in Wien und 1914 in den Tiroler Landtag in Innsbruck ein.

 

Kurz nach Kriegsausbruch ging er nach Italien und warb in Städten, Zeitungen und Zeitschriften für einen italienischen Kriegseintritt, um dadurch einen Anschluss des Trentino an Italien zu erreichen. Im Gegensatz zu Ettore Tolomei und Gabriele d'Annunzio forderte Battisti nicht den Brennerpass als nördliche Landesgrenze, sondern lediglich die italienischsprachigen Gebiete des Trentino, womit in Südtirol die Landesgrenze entlang der Sprachgrenze an der Salurner Klause verlaufen wäre.[1] Österreich-Ungarn war nur nach erheblichem deutschen Druck bereit, über diese Forderung zu verhandeln, wobei es sich vorbehielt, das Trentino erst nach Ende des Krieges abzutreten. Hiervon ausgeschlossen blieben wichtige strategische Grenzgebiete, wodurch die Grenze nicht entlang der Sprachgrenze verlaufen wäre.

 

Als Italien im Mai 1915 in den Krieg eintrat, meldete er sich als Freiwilliger zum italienischen Heer. Zunächst diente Battisti als einfacher Soldat im Alpini-Bataillon „Edolo“, in dem er sich mehrfach auszeichnete. In einer Skifahrereinheit kämpfte er unter anderem auf dem Adamello. Kurz danach beförderte man Battisti zum Leutnant. Mit dem „Vicenza-Bataillon“ kämpfte er auf dem Monte Baldo sowie 1916 in der Südtiroloffensive auf dem Pasubio und auf dem Monte Corno, wo er nach schweren Gefechten am 11. Juli 1916 von österreichischen Truppen gefangengenommen wurde. Obwohl er als Abgeordneter zum österreichischen Reichsrat per Gesetz über parlamentarische Immunität verfügte, stellte man ihn umgehend vor ein (österreichisches) Kriegsgericht, das ihn im Castel del Buonconsiglio nach einem Prozess von zwei Stunden Dauer am 12. Juli 1916 zum Tode durch den Strang verurteilte. Als er noch am selben Tag im Hof dieses Gebäudes hingerichtet werden, überlebte er die Exekution wegen eines technischen Defekts am Würgegalgen (Scharfrichter Josef Lang aus Wien reiste schon vor dem Prozess an). In solchen Fällen wurden die Hinzurichtenden normalerweise begnadigt. Nicht so Battisti, dem der Henker einen neuen Strick umlegte. Nach der Hinrichtung wurde er mit dem Henker fotografiert und der Öffentlichkeit zwei Stunden zur Schau gestellt.

 

Dieses Urteil, obwohl sicher von Anfang an geplant, war den Gesetzen entsprechend. Es hat allerdings mit Sicherheit zu weiterem Hass auf beiden Seiten beigetragen, die Ausführung kann als besonders menschenverachtend gesehen werden.