OFFIZIERE DES EHEM. IR 59 BEIM JULIPUTSCH IN LAMPRECHTSHAUSEN ( KommR Dr. h.c. Otto Peter Lang )
UNRUHIGE GRENZE – UNRUHIGE NACHBARN. Salzburg und Bayern 1918-1938 vor dem Hintergrund des Aufstiegs der NSDAP ( Dr. Oskar Dohle )
HAUPTMANN ROSENKRANZ KOMMANDANT DER II./IR 3
und
OBERSTLEUTNANT CELAR
Es ist der 27. Juli 1934. Österreich steht seit 25. Juli 1934 unter dem Schock einer nationalsozialistischen Putschwelle, die von der deutschen NSDAP aktiv unterstützt wird. Erst am Nachmittag des 27. Juli gab die Salzburger SA-Führung (von Freilassing aus) den Einsatzbefehl, der aber nur noch in der Stadt Salzburg und im Flachgau befolgt wurde. Am Abend überfielen Nationalsozialisten den Gendarmerieposten von Seekirchen am Wallersee. Nachdem deutlich wurde, dass die Putschpläne in den südlichen Bundesländern total gescheitert sind, bekamen alle Ortsgruppen der SA den Befehl, sämtliche Putschpläne fallen zu lassen und keine weiteren Aktionen zu setzen. Außer in Lamprechtshausen wurde der Aufstandsversuch im Bundesland Salzburg überall schnell unterbunden, bevor er noch richtig begonnen hatte. Nur nach Lamprechtshausen drang diese Nachricht nicht durch. An diesem Tag rückte ein LKW mit Putschisten, bewaffnet und mit Hakenkreuzbinden versehen in den Ort ein. Der Gendarmerieposten wurde überfallen, die Beamten entwaffnet und gefangen genommen. Die Post gestürmt und die Verbindungen unterbrochen, ein Mann blieb als Wache zurück. Der geplante Diebstahl des Geldes unterblieb. Das Hauptquartier wurde im Gasthof Stadler eingerichtet.
Alle Versuche, der Heimwehr und der Gendarmerie sowie des Schutzkorps, Lamprechtshausen zu befreien, wurden von den SA-Männern unter heftigem Abwehrfeuer zurückgeschlagen. Zuerst wurden zwei Beamte, danach 8 weitere Angreifer von 25 Mann, der Heimwehr verwundet. Im Tanzsaal des Gasthofs Stadler, der auch als Gefängnis für alle „Vaterlandstreuen“ fungierte, waren die eingebrachten Gefangenen untergebracht. Ein verwundeter Heimwehrmann wurde durch Dr. Sprengler versorgt. Dieser Gasthof war der Kernpunkt des Aufstandes. Es war ein mächtiges Wirtshaus, direkt an der Hauptstraße, mit sehr guter Einsicht und ausgezeichnetem Feuerbereich. Kopf des Putsches war Gregor Gruber, der seinerseits die Anweisungen von SA-Führer Fritz Kaltner aus Salzburg entgegengenommen hatte. Die Stimmung unter den Putschisten Lamprechtshausens war ungebrochen optimistisch, es wurde gefeiert.
Hauptmann Rosenkranz bekam den Befehl von Oberst Stochmal über den stellvertretenden Baonskommandanten Oberstleutnant Celar, mit seiner Kompanie in Lamprechtshausen einzugreifen. Als Verstärkung wurde ihm ein Zug der Maschinengewehrkompanie und ein Gebirgskanonenhalbzug unterstellt. Damit wären sie in der Lage gewesen, wie in Wien, Häuser sturmreif zu schießen. Um 5.15 erreichte die ungefähr 120 Mann starke Einheit den Wald von Riedlkam. Hier blieben die Fahrzeuge unter Bewachung zurück. Hauptmann Rosenkranz ließ von drei Seiten auf Lamprechtshausen vorrücken. Der I. Zug unter Offiziersstellvertreter Weideder ( lt. Pallas Nr.3 Weidegger, das dürfte aber falsch übernommen worden sein - siehe Liste der II./12 und Fotobeschriftung ) von Norden, der II. Zug unter Wachtmeister Fingernagel ( lt. Pallas Nr.3 Finsternagl , dürfte aber ebenso falsch übernommen worden sein - siehe Liste der II./12 ) von Osten und der III. Zug unter Oberleutnant Preßlmayr von Süden. Geschütz und MG befanden sich beim II. Zug, bei dem sich auch Hauptmann Rosenkranz Stellung bezog. Der von Hauptmann Rosenkranz entsandte Unterhändler wurde sofort von den SA-Leuten beschossen. Um ca. 7.00 war der Ort umstellt. Daraufhin sandte Hauptmann Rosenkranz einen weiteren Unterhändler mit dem Auftrag zu den Aufständischen, die Putschisten zur Aufgabe aufzufordern. Dieser wurde ebenfalls beschossen. Erst nach diesem zweiten kriegerischen Akt erfolgte der Befehl zum Angriff. Als das Gasthaus und die weiteren Häuser, in denen sich Aufständische befanden, durch den I. und II. Zug immer mehr umstellt waren, erfolgte der Sturm und der Nahkampf im Gasthaus.
Bei diesem gescheiterten Putsch kamen in Lamprechtshausen acht Menschen, davon zwei auf Seiten des Bundesheeres ( Josef Gassner aus Hofgastein und Viktor Mayr aus Reifnitz ), ums Leben. Beide Soldaten fielen durch Bauchschüsse beim Nahkampf im Gasthof. Andere Quellen sprechen von 9 Toten, weitere von 11. Ein Grund für die unterschiedlichen Angaben ist die Einberechnung der getöteten Beteiligten vor dem Eintreffen des IR 12. So werden zu den 2 gefallenen Soldaten noch 3 Angehörige der Gendarmerie in Seekirchen gezählt, die also nicht in Lamprechtshausen fielen.
Oberst Stochmal kam von Salzburg nach Lamprechtshausen, dankte für die erfolgreiche Auftragserfüllung und ließ gegen 15.00 am 28. Juli nach Salzburg einrücken.
Bei der Befehlsübermittlung zum Einsatz in Lamprechtshausen kam es im Vorfeld für Hauptmann Rosenkranz zu dem verhängnisvollen Befehl, „keine Gefangenen zu machen“. Hauptmann Rosenkranz nahm diesen Befehl so auf, wie er gemeint war. Er befragte dazu Oberstleutnant Celar, der antwortete: " Du bist ein alter Frontsoldat, du wirst schon wissen, was das zu bedeuten hat." Diese Antwort zeigte, dass Rosenkranz sie selbst interpretieren sollte. Er legte sie wie folgt aus: Es sollte zu keiner Beunruhigung der Bevölkerung kommen, die beteiligten Personen sollten zu Hause verbleiben, Kampfhandlungen nur, wenn unbedingt nötig. Keinesfalls wurde zur Ermordung von Gefangenen aufgerufen. Dies zeigte auch der Umstand, dass Rosenkranz den SA-Leuten eine Flucht über die Salzach westlich Lamprechtshausen offen lassen wollte. Diese Vorgangsweise war eigentlich verboten, denn jegliche Putschisten sollten verfolgt werden.
Die 52 überlebenden SA-Männer wurden in der Festung Hohensalzburg interniert. 28 wurden angeklagt und bekamen Strafen zwischen 5 und 18 Jahren Kerker. Ihre Strafe mussten sie in Garsten verbüßen. Die Gemeinde wurde währenddessen unter die Verwaltung eines Regierungskommissärs gestellt. Die gerichtlich verurteilten nationalsozialistischen Putschisten wurden entweder nach wenigen Jahren amnestiert oder spätestens im März 1938 freigelassen.
Insgesamt forderte der SS-Putschversuch in Wien und SA-Aufstand in den Bundesländern mehr als zweihundert Tote – doch sieht man am Beispiel Lamprechtshausens, dass hier im Bezug auf die Bevölkerungszahlen des Ortes ( rund 2500 ) eine besonders hohe Todesanzahl erreicht wurde.
Nach dem »Anschluss« 1938 wurden jene, die für die militärische Niederwerfung des NS-Putsches und die gerichtliche Verfolgung der Täter verantwortlich waren, diffamiert und verhaftet. Der Ankläger forderte die Todesstrafe für Hauptmann Rosenkranz und General Stochmal, das Gericht verurteilte sie zu sechs und acht Jahren schweren Kerkers. Obwohl zweifach, durch die Instanz in Dresden nach 4 Jahren freigesprochen, wurde Hauptmann Rosenkranz als „Ehrenhäftling“ in das Konzentrationslager verbracht. Dies auf Antrag des Oberstaatsanwaltes Dr. Balthasar, der auch für die geforderten Todesurteile verantwortlich zeichnete. Er veranlasste dies angeblich zum Schutz von Hauptmann Rosenkranz vor der aufgebrachten Salzburger Bevölkerung, da er für sein Leben nicht garantieren konnte.
Franz ROSENKRANZ wurde direkt vom Gefangenenhaus in Salzburg nach Sachsenhausen, am 22. Juli 1942 unter der Häftlingsnummer 44704, Block 37, dann Block ZB verbracht, auch sein Abgang am 11. September 1942 ist dokumentiert, jedoch nicht seine Überführung nach Lublin, erst sein erneuter Zugang in Sachsenhausen am 1. Mai 1944 mit der Häftlingsnummer 61290, und schließlich der Vermerk: »zu beurlauben am 23. 1. 1945« findet sich in den Akten.
Franz ROSENKRANZ, der als »Ehrenhäftling« einen 10-tägigen Sonderurlaub bekam, durfte seine Familie in Salzburg besuchen, musste sich hier aber täglich bei der Gestapo melden und kam wegen der schwierigen Verkehrslage mit zweitägiger Verspätung zurück ins KZ Sachsenhausen. Wenige Tage vor der Befreiung des Konzentrationslagers am 22. April 1945 begann die Räumung durch die SS. Rund 33.000 Häftlinge wurden auf Todesmärsche geschickt. Dabei starben viele an Entkräftung. Franz ROSENKRANZ befand sich unter jenen Häftlingen, die von der SS erschossen wurden. 2 Tage vor der Befreiung durch alliierte Truppen, am 19. 4.1945, wurde er durch Genickschuss außerhalb des Lagers, zusammen mit weiteren Häftlingen, ermordet.
Dr. Balthasar wurde für dieses infame Vorgehen nie zur Verantwortung gezogen und lebte unbehelligt in Salzburg. Nach der Befreiung wurden die Täter Dr. Scheel, Dr. Sprenger und Dr. Balthasar zwar wegen ihrer Funktionen zur Verantwortung gezogen, doch alsbald wieder freigelassen. Salzburgs Erzbischof Andreas Rohracher hatte unter anderem zugunsten Dr. Scheels interveniert, der daraufhin freigelassen wurde und wieder seine Approbation als Arzt erhielt.
Der am 7. April 1938 ins KZ Dachau deportierte Richter der Prozesse gegen die Nationalsozialisten, Dr. Langer, wurde von der SS derart gequält, dass er am 12. Oktober 1938 Selbstmord beging. Besser erging es Oberstleutnant Celar, er wurde als einziger freigesprochen.
Hauptmann Rosenkranz` militärischer Werdegang
Hauptmann Franz Rosenkranz (1886-1945) wurde am 18. September 1886 in Erlat, einer Ortschaft im Bezirk Vöcklabruck, geboren. Nach seiner Schulzeit schlug er den Berufsweg als Brauer ein und rückte am 1. Oktober 1908, 22 Jahre alt, zur 4. Feldkompanie des IR 59 „Erzherzog Rainer“ ein. Da er sich als sehr guter Soldat erwies, wurde er rasch befördert und erreichte schon 1914 den Rang eines Stabfeldwebels. Mit seinem Regiment wurde er 1914 bis Anfang 1916 an der Nordfront eingesetzt und weiter zum Offiziersstellvertreter befördert. Dabei wurde er mehrfach verwundet, er erlitt einen Oberschenkeldurchschuss, einen Durchschuss der linken Hand und des linken Armes. Weitere Einsätze folgten an der Südfront wobei er sich auch noch eine Asthmakrankheit in Folge eines Gasangriffes zuzog. Seine hervorragendste Leistung war die Erstellung der Fernsprechvermittlung am Cimone, die jetzt im Rainermuseum in nachgebauter Form zu sehen ist.
Nach dem Krieg, zur Zeit der Volkswehr, wurde er von 1.1.1919 bis 1.6.1920 als Verwalter von Telegraphen- und Telefonmaterial am Waffendepot Salzburg eingesetzt. Ab dem 1.4.1920 trat er wieder als Soldat in das Bundesheer der 1. Republik, beim Alpenjägerbaon No. 3 in Salzburg, ein. Sein erster Einsatz führte 10.9.1921 bis 10.1.1922 zum Grenzdienst in das Burgenland. Auf Grund seiner erstklassigen Dienstbeschreibung wurde er am 12.1.1922 zum Offiziersanwärterkurs nach Enns abkommandiert. Am 31.7.1924 zum Leutnant befördert, folgte am 14.4.1927 die Beförderung zum Oberleutnant. Mit seiner Beförderung am 24. 6.1932 zum Hauptmann ging seine Bestellung zum Kommandant der 2. Kompanie einher. Seine Gesinnung war durchwegs deutschnational, wie damals im Offizierskorps üblich. Er war Vorsitzender des Wehrbundes in Salzburg und wurde 1936 für zwei Tage eingesperrt, weil er eine NS-versammlung in der Moosstraße, bei der auch andere Soldaten anwesend waren, nicht anzeigte. Weiters setzte er sich für sogenannte "Illegale" Berufssoldatenwerber ein. Er trennte jedoch Gesinnung und Befehl klar und deutlich.
Auszeichnungen:
Silberne Tapferkeitsmedaille 1. Klasse
Silberne Tapferkeitsmedaille 2. Klasse
Bronzene Tapferkeitsmedaille
Verwundetenmedaille mit zwei Streifen
Silbernes Verdienstkreuz mit der Krone am Bande der Tapferkeitsmedaille
Königlich Preußische Kriegsverdienstmedaille
Silbernes Ehrenzeichen / Ritterkreuz des österr. Verdienstordens
Goldene Verdienstmedaille der Republik Österreich vor 1934
Militärdienstzeichen für Offiziere 2. Klasse ( Kriegsjahre wurden doppelt gerechnet, alle anderen einfach. )
Ungarische Kriegserinnerungsmedaille mit Schwertern
Österreichische Kriegserinnerungsmedaille mit Schwertern
AJGB 3 und IR 12
Das Rainerregiment gab es nicht mehr, doch die Tradition wurde fortgeführt.
In der 1. Republik durch das Alpenjäger-Bataillon Nr. 3, das die Bezeichnung Erzherzog Rainer offiziell trug und später in das Infanterieregiment Nr. 12 mit der Rainer-Tradition umgewandelt wurde.
6. Brigade Kärnten, Salzburg, Tirol und Vorarlberg (ab 1935: 6. Division)
8. Brigade (aufgestellt 1935)
Kommandanten:
Oberst Josef Schmidberger (20. Januar 1935 – 1. September 1935)
Generalmajor Adalbert Szente (1. September 1935 – 31. Januar 1938)
Generalmajor Kurt Zborzil (1. Februar 1938 – März 1938)
Verbände:
Brigadestab Salzburg
Salzburger Infanterieregiment Nr. 12 (Salzburg)
Salzburger Leichtes Artillerieregiment Nr. 8 (Salzburg)
Salzburger Pionierbataillon Nr. 8 (Salzburg)
Abgänge bis 1938:
III. Bataillon des IR 12 zur 1. Division
Zugänge bis 1938:
I. Bataillon des IR 2 von der 1. Division aus Saalfelden
1938 wurde das IR 12 als I. / Gebirgsjäger – Regiment 137 in die deutsche Wehrmacht übernommen
Danksagung
Ich darf mich posthum bei Siegfried Trixl bedanken, der selbst in der 2. Kompanie des IR 12 diente und als Zeitzeuge die Unterlagen sammelte. Er legte ein Album an, in dem er Fotos aus seiner Zeit bei der II. Kompanie des IR 12, teilweise beschriftet, hinterlassen hat. Interessant dabei ist ein wichtiges Detail, welches die ungebrochene Liebe zu Österreich dokumentiert: Das Album wurde nicht mit Gebirgsjägerregiment 137 beschriftet, sondern mit D.eutsch – Ö.sterreichisches Inf.=anterieReg.iment 12 – dieses Regiment hat es unter dem Hakenkreuz nie gegeben. Es ist die Tarnung für ein Album, in dem die Fotos von Hauptmann Rosenkranz und den Opfern des nationalsozialistischen Putsches, sowie seiner Zeit im IR 12, die Masse stellen.
Vor allem darf ich mich aber bei Frau Sonja Eppenschwandtner bedanken. Sie hat die zeithistorische Wichtigkeit solcher Unterlagen erkannt und vor der Vernichtung bewahrt, indem sie die Unterlagen an die Salzburger Wehrgeschichtliche Rainerforschung leitete.
UNRUHIGE GRENZE – UNRUHIGE NACHBARN. Salzburg und Bayern 1918-1938 vor dem Hintergrund des Aufstiegs der NSDAP
Die Anfänge der Nationalsozialisten in Salzburg
Drei große ideologische Strömungen, nämlich die auf Landesebene dominierenden katholisch orientierten Christlichsozialen, die Sozialdemokraten sowie die organisatorisch zersplitterten Deutschnationalen prägten das politische Leben in der Zwischenkriegszeit. Erst das massive Auftreten der Nationalsozialisten im Zuge ihrer Wahlerfolge Anfang der 30er Jahre änderte das politische Gefüge in Salzburg grundlegend, da sie sich mit ihrer radikalen und antidemokratischen Linie nicht in den bislang bestehenden Konsens der Parteien einbinden ließen.
Tab. 1.: Die Ergebnisse der Landtagswahlen im Bundesland Salzburg in der 1. Republik[1]
6. April 1919: |
Stimmen |
% |
Mandate / Reg.-Sitze |
Christlichsoziale |
36.863 |
45,35 |
19 / 5 |
Sozialdemokraten |
24.107 |
29,66 |
12 / 3 |
Großdeutsche[2] |
17.320 |
21,31 |
8 / 2 |
Pinzgauer Wirtschaftspartei |
2.995 |
3,68 |
- |
9. April 1922: |
Stimmen |
% |
Mandate / Reg.-Sitze |
Christlich-Nationale Wahlgemeinschaft[3] |
54.895 |
56,66 |
13 / 3 |
Sozialdemokraten |
33.082 |
34,15 |
10 / 2 |
Großdeutsche |
8.899 |
9,19 |
2 / 1 |
3. April 1927: |
Stimmen |
% |
Mandate / Reg.-Sitze |
Christlichsoziale |
54.661 |
48,02 |
13 / 3 |
Sozialdemokraten |
36.606 |
32,07 |
9 / 2 |
Großdeutsche und Nationalsozialisten |
13.110 |
11,54 |
3 / - |
Landbund |
8.004 |
7,03 |
1 / - |
Wirtschaftsständebund |
1.521 |
1,34 |
- |
24. April 1932: |
Stimmen |
% |
Mandate / Reg.-Sitze |
Christlichsoziale |
44.013 |
37,94 |
12 / 3 |
Sozialdemokraten |
29.810 |
25,69 |
8 / 2 |
Großdeutsche |
2.050 |
1,77 |
- |
Kommunisten |
3.127 |
2,70 |
- |
NSDAP |
24.125 |
20,79 |
6 / 1 |
Unabhängige, Bauernbund, Ständevertretung |
7.361 |
6,34 |
- |
Heimatschutz |
5.530 |
4,77 |
- |
Die am 25. Oktober 1913 gegründete „Deutsche Arbeiterpartei“ („DAP“) Salzburgs fand vergleichsweise wenig Anhänger unter der Arbeiterschaft[4].
Abb. 1: Antrag des „Landesvereines der Deutschen national-sozialistischen Arbeiterpartei“ um Genehmigung (SLA, LRA 1910/19 VI D 8/1918; Reproduktion: SLA)
Erst die immer prekärer werdende Versorgungslage gegen Ende des Ersten Weltkrieges verschaffte ihr größeren Zulauf. Noch vor Kriegsende, 21. Juni 1918, genehmigte die k. k. Landesregierung die von Franz Wagner am 15. Juni 1918 eingebrachten Satzungen des „Landesvereines der Deutschen national-sozialistischen Arbeiterpartei“ in Salzburg[5]. Die Nationalsozialisten entsandten mit Franz Wagner und Leopold Schaschko auch zwei Vertreter in die im November 1918 einberufene provisorische Landesversammlung. Bei den Wahlen zur konstituierenden Nationalversammlung, am 16. Februar 1919, gelang den Nationalsozialisten in Salzburg mit 7,14 % ein im bundesweiten Vergleich überdurchschnittlicher Erfolg. In der Landeshauptstadt erreichten sie sogar 13,95 % der Stimmen und in Straßwalchen wurden sie sogar stimmenstärkste Partei[6]. An diesen Erfolg konnten sie bei den Landtagswahlen Anfang April 1919, bei denen sie in einer Listengemeinschaft mit anderen deutschnationalen Gruppierungen kandidierten, nicht mehr anschließen. Die NSDAP erreichte nur 3,33 % (2 Mandate) der Stimmen.
Salzburg hatte auf Grund seiner geographischen Lage bereits in den Anfangsjahren große Bedeutung für die Nationalsozialisten – nicht zufällig fand hier am 8. und 9. August 1920 die erste zwischenstaatliche, überregionale Tagung aller nationalsozialistischer Gruppierungen statt, bei der Adolf Hitler, der nominell erst am 29. Juli 1921 den Parteivorsitz übernahm, als Redner auftrat[7]. Ein bundesweiter, österreichischer Parteitag, der vom 12.-15. August 1923 in Salzburg stattfand, und bei dem neben Hermann Göring auch Adolf Hitler als Redner auftrat, markierte einen ersten politischen Höhepunkt der Nationalsozialisten, doch zeigte sich bei dieser Veranstaltung die tiefe Zerrissenheit der Bewegung, die bei der Diskussion um die Teilnahme bei bundesweiten Wahlen deutlich zu Tage trat[8].
Abb. 2: Abordnung bayerischer SA-Männer in der Salzburger Innenstadt auf dem Weg zur Fahnenenthüllung auf dem Residenzplatz, 12.8.1923 (Rohrwig, Freiheitskampf, 48 f; Reproduktion: SLA)
Nach außen hin versuchte die NSDAP jedoch Stärke und Geschlossenheit zu demonstrieren. Sichtbares Zeichen dafür war die Fahnenweihe der Salzburger SA, die am 12. August 1923 auf dem Residenzplatz stattfand, und bei der Hermann Göring unter anderem auch vor einer Abordnung bayerischer SA-Männer eine Rede hielt.[9]
Salzburg und der „Hitlerputsch“ in München 1923
Angesichts der Lage an der Grenze und der engen Kontakte zu den deutschen Nationalsozialisten, die auch finanzielle Zuwendungen beinhalteten[10], ist es nicht weiters verwunderlich, dass Salzburg von den Ereignissen im Zusammenhang mit dem gescheiterten Putschversuch am 9. November 1923 in besonderem Maße berührt wurde. Bereits bei seiner Rede vom 14. August 1923, am Parteitag der Nationalsozialisten in Salzburg, kündigte Hitler recht deutlich ein mögliches gewaltsames Vorgehen an, als er etwa ausführte, dass die Sturmtruppen „vielleicht schon in wenigen Tagen gezwungen sein können, auf die Wallstatt zu treten“[11]. Spätestens im Herbst dieses Jahres verdichteten sich dann in Bayern die Gerüchte über bevorstehende gewalttätige Aktionen. In Wien rechneten die zuständigen Behörden bereits Anfang Oktober 1923 „mit der Möglichkeit von Unruhen größeren Umfangs in Deutschland“ und, „dass zahlreiche Personen, die den Unruhen entgehen oder die sich vor dem Zugriff der siegenden Partei retten wollen, nach Österreich flüchten wollen“. Daher befahl das Bundeskanzleramt „zwecks Verhinderung des unbefugten Grenzübertritts politischer Flüchtlinge und des Zuzuges arbeitsloser Personen“ eine verstärkte Überwachung der Staatsgrenze zu Bayern. Zudem befürchtete man im Zusammenhang mit dem gerade laufenden Wahlkampf für die Nationalratswahl am 21. Oktober, dass unter den Flüchtlingen „nicht einwandfreie Elemente“ das „Asylrecht missbrauchen“ würden um sich politisch zu betätigen, und überdies „dürften sich österreichische Gesinnungsgenossen der in Deutschland miteinander um die Herrschaft ringenden radikalen Parteien einzeln oder in größeren Gruppen nach Deutschland begeben, um sich dort an dem Kampfe der Parteien zu beteiligen“[12]. Bemerkenswert ist der Umstand, dass man sich seitens der österreichischen Behörden zu diesem Zeitpunkt noch nicht im Klaren war, von welcher politischen Richtung die Umsturzpläne ausgehen könnten. Auch der Salzburger Polizeidirektor Hofrat Otto Steinhäusl ging in seiner Reaktion auf Berichte in der linksgerichteten Zeitschrift „Die Stunde“, wonach Hitler einen „Handstreich auf Salzburg“ plane, von einer Unterstützung der „Bruderpartei in Deutschland“ seitens heimischer Nationalsozialisten durch die „Entsendung von Sturmtruppen“ aus – die eher vagen Angaben über angebliche Einmarschpläne in Österreich hielt er freilich zurecht für „glatt erfunden“[13].
In den Tagen des gescheiterten Umsturzversuches Hitlers in München, am 8. und 9. November 1923, blieb es in Salzburg ruhig, dies, obwohl die Nationalsozialisten angeblich in ihrem damaligen Parteiheim im Schatzdurchgang, in der Altstadt, versammelt waren und marschbereit auf den Befehl warteten, „nach Bayern einzurücken“[14]. Die bestehende, verstärkte Überwachung der Grenze konnte ein Übergreifen von Unruhen auf österreichisches Staatsgebiet verhindern und zudem blieben in den grenznahen Landkreisen größere gewalttätige Aktionen der Nationalsozialisten aus[15]. Landeshauptmann Dr. Franz Rehrl forderte dennoch am 9. November zur „Aufrechterhaltung von Ruhe und Ordnung“ und zur Verhinderung von „unbefugten Grenzübertritten an der salzburgisch-bayerischen Grenze“ 40 Reiter des Bundesheeres als Unterstützung der Gendarmerie an[16]. Die verstärkten Sicherungsmaßnahmen konnten allerdings die Flucht einiger namhafter, am Putschversuch in München beteiligter Nationalsozialisten, wie Hermann Esser, Alfred Rosenberg oder Gerhard Roßbach nicht verhindern. Salzburg entwickelte sich in der Folge zu einer Zentrale für die Propaganda der Nationalsozialisten[17]. Illegale Zeitungen, wie „Großdeutschland“, „Der Jungdeutsche“ oder der „Mainzer Volksbote“, die sich zumeist inhaltlich nur geringfügig vom „Volksruf“, der Zeitung der Salzburger Nationalsozialisten, unterschieden, wurden hier gedruckt und anschließend nach Bayern geschmuggelt. Dies wurde bald den zuständigen Stellen in München bekannt, denn am 12. Jänner 1924 wandte sich der bayerische Ministerpräsident Eugen von Knilling deshalb brieflich an Landeshauptmann Rehrl und unterrichtete ihn, dass „sich ein Teil der wegen des Putsches vom 8.11.1923 verfolgten Personen nach Salzburg geflüchtet“ habe und, dass diese Stadt „einer der Hauptsitze zur Fortführung der Propaganda der revolutionären Kampfbewegung“ geworden sei. Daher ersuchte er ihn „der Fortsetzung dieses landesverräterischen Treibens … in irgend einer Weise entgegenzuwirken“[18]. Auf eine diesbezügliche Anfrage des Landeshauptmannes nannte der Salzburger Polizeidirektor wenige Tage später neben den oben erwähnten Zeitungen die Namen der von der Staatsanwaltschaft München gesuchten, geflüchteten deutschen Nationalsozialisten Max Neunzert, Hermann Esser, Alfred Hoffmann und Gerhard Roßbach, die sich in der Landeshauptstadt aufhielten oder vorübergehend aufgehalten hatten[19]. In seinem am 24. Jänner 1924 konzipierten Antwortschreiben an Ministerpräsident v. Knilling bestätigte Landeshauptmann Franz Rehrl den Aufenthalt von Personen, die in die Geschehnisse rund um den Hitlerputsch involviert waren, er bestritt jedoch, dass Stadt und Land Salzburg „ein Hauptsitz der Propaganda der Putschisten“ geworden sei. Bezüglich der Propagandaschriften meinte er, dass es für die österreichischen Behörden nach dem Pressegesetz keine Handhabe gäbe, „um gegen die Herausgeber, Drucker und Verbreiter der Zeitungen wegen des inkriminierten Inhaltes einzuschreiten“, jedoch sicherte er den bayerischen Behörden zu, sie über das Erscheinen derartiger Druckwerke in Kenntnis zu setzen[20]. Bei den Aktivitäten der geflüchteten Nationalsozialisten kam vor allem dem bei den jugendlichen Sympathisanten überaus populären Gerhard Roßbach eine führende Rolle zu. Dieser gut aussehende, junge Frontoffizier war ein blendender Redner, dem es immer wieder gelang, die Zuhörer in seinen Bann zu ziehen. Er war es auch, der bei der SA das „Braunhemd“ als Teil der Uniform einführte[21]. 1926 kehrte Roßbach, der durch seinen langen Aufenthalt in Salzburg nach und nach an Einfluss verloren hatte, nach Deutschland zurück und spielte dort keine politische Rolle mehr[22].
Den Salzburger Nationalsozialisten selbst fehlte in der Folge für eine erfolgreiche Propaganda das nötige Kapital und ihre Uneinigkeit trug zudem dazu bei, dass sie vorerst nur eine Randerscheinung in der Landespolitik darstellten. Daran konnte auch der Umstand, dass sie mit Hans Prodinger im Rahmen der „Christlich-Nationalen Wahlgemeinschaft“ einen Mandatar (1922-1927) im Landtag hatten, nichts ändern[23]. Die Kontakte nach Deutschland wurden jedoch weiter gepflegt, so traf sich im Mai 1924 eine von Hans Prodinger geführte Salzburger Delegation mit Hitler in seiner Festungshaft in Landsberg, und im September 1925 besuchte ihn die Halleiner SA am Berghof[24].
Ende der Spaltung – die „Hitlerbewegung“ setzt sich durch (1926-1931)
Erst nachdem Hitler Anfang 1925 in Deutschland wieder die Kontrolle über die während seiner Festungshaft in eine existenzielle Krise geratene NSDAP übernommen hatte, konnte er auch in Österreich darangehen, die Nationalsozialisten seinem Führungsanspruch unterzuordnen. Nachdem sich Anfang Mai 1926 die unter der Führung von Richard Suchenwirth stehende Gruppierung bedingungslos der deutschen Führung unterstellt hatte, fand bei einer gemeinsamen Tagung in Passau, am 12. August 1926, der Zusammenschluss der deutschen und österreichischen Nationalsozialisten statt[25]. Dies bedeutete jedoch noch kein Ende der innerparteilichen Querelen, und auch der Parteitag im „Gasthof zur Krone“ in Freilassing am 3. August 1927 brachte keine endgültige Klärung der Situation[26]. Erst der Aufstieg Hitlers in Deutschland sicherte der ihm ergebenen Fraktion die Vormachtstellung.
Salzburg stellte hier ebenfalls keine Ausnahme dar, obwohl sich hier die NSDAP („Hitlerbewegung“) am 26. September 1926 bei der Neugründung ihrer Ortsgruppe neu formierte – ein Umstand, der auf Grund der vielen personellen und ideologischen Kontinuitäten keinen wirklichen Bruch mit den alten Parteistrukturen bedeutete[27]. Dieser neuen Gruppe war jedoch vorerst kein Erfolg beschieden, denn 1928 umfasste sie lediglich 120 Mitglieder – Salzburg, Tirol und Vorarlberg wurden wegen der geringen Mitgliederzahl daher auch organisatorisch zu einem „Westgau“ vereinigt[28]. Durch die Listengemeinschaft mit den Großdeutschen bei der Landtagswahl 1927 hatten die Nationalsozialisten, so wie seit 1919 (Hans Prodinger), auch in der Legislaturperiode 1927-1932 einen Vertreter im Salzburger Landtag – den Halleiner Sudmeister Nikolaus Schlam[29]. Dieser trat häufig bei den zumeist nur spärlich besuchten öffentlichen Versammlungen auf und kritisierte bei dieser Gelegenheit die Politik der Landesregierung[30]. Einen guten Einblick in die Situation der gespaltenen Nationalsozialisten bietet der „Staatspolizeiliche Tätigkeitsbericht für das Jahr 1928“, in dem sich der Niedergang der als „Mutterpartei“ bezeichneten „Schulzgruppe“, die nun keine Unterstützung von der deutschen NSDAP mehr bekam, widerspiegelt[31]: „Nationalsozialistische deutsche Arbeiterpartei (Hitlerbewegung): Diese Partei ist im Verhältnis zur gleichnamigen Partei (Schulzgruppe oder Altnazionalsozialisten) von der sie sich im Jahre 1927 loslöste, in unbestrittenem Aufstiege. Sie hielt eine Anzahl reklamhaft aufgemachter öffentlicher Versammlungen und gründete im Berichtsjahre eine Ortsgruppe Salzburg des Verbandes „Hitlerjugend nationalsozialistische Jugendarbeit Österreichs“. Das Parteiblatt „Der eiserne Besen“ wurde unablässig in den Dienst der Parteisache gestellt. … Nationalsozialistische deutsche Arbeiterpartei (Schulzgruppe): Die Mutterpartei befindet sich im Verhältnis zur Hitlergruppe in auffallendem Niedergange. Sie ist 1928 öffentlich nicht hervorgetreten und waren auch ihre Monatsversammlungen durchwegs schlecht besucht.“
Die katastrophale Wirtschaftslage Anfang der 30er Jahre, der die etablierten Parteien weitgehend ohne Lösungskonzept gegenüberstanden sowie die aggressive, nicht mehr konsensorientierte Agitation gegenüber den politischen Gegnern begünstigten auch in Salzburg den Aufstieg der NSDAP, die durch die Erfolge Hitlers im benachbarten Deutschland zusätzlichen Rückenwind bekam. Bei Parteiveranstaltungen, bei denen in beleidigendem Ton gegen die Landesregierung und ihre Politik agiert wurde, kam es vermehrt zu gewalttätigen Auseinandersetzungen mit politischen Gegnern, wie am 10. Oktober 1930 bei einer Wählerversammlung in Hallein[32]. Prominente deutsche Nationalsozialisten traten auch vermehrt als Redner in Erscheinung. So sprach am 8. April 1930 der „bayerische Landtagsabgeordnete“ Heinrich Himmler im städtischen Kurhaus in Salzburg vor rund 370 Teilnehmern, unter ihnen ca. 20 uniformierte Nationalsozialisten (SA) aus Traunstein, zum Thema „Schwarz und Rot machen die deutsche Heimat tot“[33]. Bei den Gemeinderatswahlen am 29. März 1931 gelang den Nationalsozialisten, zu deren Wahlkampfversammlungen bereits bis zu 1.000 Besucher gekommen waren[34], in der Landeshauptstadt mit 1.877 Stimmen (9,21 % / 4 Mandate) ein beachtlicher Erfolg[35]. Das beste Ergebnis erzielten sie in Zell am See mit 31,9 % der abgegebenen Stimmen[36]. Zur Relativierung dieses Erfolges sollte jedoch in Betracht gezogen werden, dass die NSDAP nur in 29 der 157 Salzburger Gemeinden zur Wahl antrat[37].
Die konkurrierende „Deutsche nationalsozialistische Arbeiterpartei“, also die „Schulz-Richtung“, kandidierte nur noch in der Stadt Salzburg und in Golling[38]. In der Landeshauptstadt konnte sie aber immerhin noch 897 Stimmen (4,40 % / 1 Mandat) auf sich vereinen[39].
Die NSDAP als Massenpartei – von den Landtagswahlen 1932 bis zum Verbot 1933
Der endgültige Durchbruch zur Massenpartei gelang der NSDAP bei der Landtagswahl im April 1932, in deren Vorfeld es im gesamten Bundesland zur Gründung zahlreicher Ortsgruppen kam. Zentrale Elemente im Wahlkampf der Nationalsozialisten waren, abgesehen von einem radikalen Antisemitismus und der immer wiederkehrenden Forderung nach einem Anschluss Österreichs an Deutschland, die Betonung sozialer Fragen sowie das Aufdecken zahlreicher angeblicher Skandale und Korruptionsfälle unter ihren politischen Gegnern, denen sie überdies ganz offen mit Gewalt drohten oder sie der Lächerlichkeit Preis gaben. So meinte der Kreisleiter Piseky aus Salzburg Anfang März 1932 bei einer Wahlversammlung der Ortsgruppe Gnigl: „Ganz große Volksbetrüger und Volksbestehler … stolzieren heute ungeschoren in den Gassen, während man Arme, die sich aus Not etwas zuschulden kommen ließen, unbarmherzig zur Verantwortung zieht. Bei dem Sieg der Nationalsozialisten werden diese Übel mit der Wurzel ausgerottet und mit diesem Parasitengesindel scharfe Abrechnung gehalten“[40]. Besonders Landeshauptmann Rehrl und sein angegriffener Gesundheitszustand waren häufig das Ziel der verbalen Attacken. Bei einer Wahlveranstaltung, am 22. April 1932, wurde er vom Redner als „Franzl der Kleine, der dicke Herr Landeshauptmann“, der sich Bad Düsseldorf, „das teuerste Bad Deutschlands“, für seinen Krankenurlaub ausgesucht habe, bei dem er „täglich 50 Mark, welche er sich von der Krankenkasse auszahlen ließ, verbrauchen könne“ diffamiert[41]. Die Gewaltbereitschaft manifestierte sich auch durch die Anwesenheit von militärisch diszipliniert auftretenden, uniformierten und häufig mit Knüppeln bewaffneten Parteiformationen der NSDAP („SA“, „HJ“) als „Ordnerdienst“ bei Wahlveranstaltungen. Häufig kam es zu brutalen, gewalttätigen Auseinandersetzungen mit Aktivisten anderer Parteien, vornehmlich mit ebenfalls gut organisierten sozialdemokratischen Arbeitern, die zahlreiche Verletzte auf beiden Seiten forderten[42].
Der Wahlerfolg bei den Landtagswahlen 1932 brachte die Nationalsozialisten jedoch in ein Dilemma, da sie, die vehement den Sturz des von ihnen abgelehnten herrschenden Systems betrieben, nunmehr mit Landesrat Dr. Franz Ropper einen Vertreter in der Landesregierung stellten und somit landespolitisch Mitverantwortung übernehmen mussten. Die von den übrigen Parteien festgelegte Ressortverteilung sorgte allerdings dafür, dass keine zentralen Agenden in die Zuständigkeit des NS-Landesrates kamen[43]. So waren beispielsweise bei den Straßenangelegenheiten die Gaisbergstraße und die Großglockner-Hochalpenstraße ausgenommen – diese Zuständigkeit behielt sich der Landeshauptmann selbst vor[44]. Bei den Landtagsdebatten fielen die Nationalsozialisten wiederholt durch ihre radikale und die persönliche Integrität der von ihnen angegriffenen Personen missachtenden Äußerungen auf, die im krassen Gegensatz zu den bislang gebräuchlichen Gepflogenheiten standen[45]. Die Erfolge hatten 1932 innerparteilich zur Folge, dass die Salzburger NSDAP in der Parteiorganisation den Status eines eigenen „Gaues“ erhielt – Karl Scharitzer wurde Gauleiter. Die zunehmende Akzeptanz, nicht nur innerhalb der städtischen Bevölkerung, zeigt sich auch in der Anzahl der Ortsgruppen, die binnen eines Jahres, von Mai 1932 bis April 1933, von 23 auf 123 anstieg[46].
Nach der Machtübernahme Hitlers, am 30. Jänner 1933, verstärkten die an sich noch als legale politische Gruppe zugelassenen Nationalsozialisten in ganz Österreich ihre teilweise gewalttätigen Propagandamaßnahmen. Hakenkreuzschmierereien an markanten Gebäuden oder das Anbringen von Hakenkreuz-Fahnen und -Transparenten waren auch in Salzburg häufig eingesetzte Mittel der NS-Sympathisanten um Aufsehen zu erregen. Weniger harmlos waren Vorkommnisse an der Grenze zwischen Salzburg und Bayern, bei der sogar Schusswaffen zum Einsatz kamen. Besonders neuralgische Punkte waren in diesem Zusammenhang die Grenze am Dürrnberg, bei Großgmain und zwischen Laufen und Oberndorf[47]. So erschien der Kommandant der Gendarmerie in Laufen im Zusammenhang mit einer Schießerei, bei der in der Nacht vom 22. auf 23. April 1933 bayerische Nationalsozialisten in Oberndorf einen Sozialdemokraten durch Schüsse schwer verletzten, am darauf folgenden Vormittag am Gendarmerieposten des Nachbarortes und teilte mit, dass die Bewohner der Brückenstraße im Falle von Unruhen in ihren Häusern bleiben sollten, „zumal in Laufen weittragende Geschütze stehen, welche im Falle eines Einmarsches der Kommunisten in Laufen die Brücke und die Brückenstraße in Oberndorf unter Feuer nehmen werden“[48]. Obwohl davon ausgegangen werden kann, dass die Artilleriestellungen in Laufen ebenso wenig der Realität entsprachen wie die Gefahr eines kommunistischen Einmarsches, zeigt sich dennoch einerseits, wie aufgeheizt die Stimmung an der Grenze war, und andererseits, mit welcher Selbstsicherheit Vertreter deutscher Behörden auftraten, um ihre österreichischen Kollegen einzuschüchtern. Ein weiteres Beispiel dafür ist das Erscheinen deutscher Gendarmen, teilweise in SA-Uniform, am Gendarmerieposten in Großgmain, wo sie am 24. April 1933 die Entfernung eines Plakates verlangten, welches ihrer Meinung nach eine „Verhöhnung der Nationalsozialisten“ darstellte, und bei Nichterfüllen ihrer Forderung die Sperre der Grenze androhten[49]. Immer wieder kam es an der deutschen Grenze zu willkürlichen Verhaftungen und anschließend zu Misshandlungen österreichischer Staatsbürger. Die erwähnten Beispiele belegen die Unterstützung, welche die Nationalsozialisten ab 1933 aus Deutschland erhielten, da sie nunmehr von dort mit der Hilfe staatlicher Stellen rechnen konnten, aber auch den Konfrontationskurs, den das Deutsche Reich bereits kurz nach der Machtübernahme Hitlers gegenüber Österreich einschlug.
Als Reaktion auf die Terrorwelle der Nationalsozialisten, die im Juni 1933 in ganz Österreich einen ersten, blutigen Höhepunkt erreicht hatte, befahl die österreichische Bundesregierung neben der Verhaftung prominenter Nationalsozialisten weitreichende Maßnahmen gegen Mitglieder der NSDAP. Beispielsweise wurde Staatsbeamten, Lehrern und Inhabern öffentlicher Ämter die Mitgliedschaft in dieser Partei verboten. Am 19. Juni 1933 forderte ein von Nationalsozialisten verübter Handgranatenanschlag auf unbewaffnete Turner in Krems einen Toten und dreizehn Schwerverletzte[50]. Als Reaktion darauf erließ die Regierung noch am gleichen Tag eine Verordnung, wonach „der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (Hitlerbewegung) und dem Steirischen Heimatschutz (Führung Kammerhofer) jede Betätigung in Österreich“ untersagt wurde. Das Verbot beinhaltete zudem die „Bildung irgendwelcher Parteiorganisationen“ sowie das Tragen „jedweder Parteiabzeichen“[51].
Am 30. Juni 1933 trat der Salzburger Landtag zusammen und beschloss das „Ruhen der Mandate der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (Hitlerbewegung) und des Steirischen Heimatschutzes (Führung Kammerhofer)“[52]. Aus formaljuristischen Gründen und wohl auch aus seinem Demokratieverständnis heraus entschied sich der Landeshauptmann jedoch dagegen, einen formellen Mandatsverlust der Nationalsozialisten beschließen zu lassen[53].
Salzburg und die „1000-Mark-Sperre“
Parallel zu den Aktivitäten der Nationalsozialisten verschärfte das Deutsche Reich seinen wirtschaftlichen Druck auf das mit großen ökonomischen Problemen konfrontierte Österreich. Erster Höhepunkt war die Einführung der so genannten „1000-Mark-Sperre“ ab 1. Juni 1933, welche deutsche Reichsbürger bei Reisen nach Österreich zur Zahlung einer Gebühr in dieser Höhe verpflichtete[54]. Die Idee, von deutscher Seite her den Tourismus nach Österreich durch protektionistische Maßnahmen zu beschränken, stellte jedoch kein Novum dar, denn bereits ab 22. Juli 1931 hatte die Reichsregierung die Einführung einer Ausreisegebühr für Österreich in der Höhe von 100 Mark verfügt[55], diese Verordnung jedoch ein Monat später, am 22. August 1931, wieder außer Kraft gesetzt[56]. Auch im Frühjahr 1932 gab es ähnliche Überlegungen für die Sommersaison, die jedoch nicht realisiert wurden[57].
Den Vorwand für die „1000-Mark-Sperre“, die sich im Frühjahr 1933 bereits durch diplomatische Schritte angekündigt hatte, bildete die Ausweisung von Reichsjustizkommissar Hans Frank, der im Anschluss an seine Teilnahme am NS-Juristentag in Wien, am 13. Mai 1933, eine Propagandareise durch Österreich unternahm[58]. Mit dieser Ausreisetaxe, von der nur der „Kleine Grenzverkehr“ und Geschäftsreisen, nicht jedoch der Ausflugsverkehr ausgenommen waren, sollte die österreichische Wirtschaft, die in besonderem Maße auf die Deviseneinnahmen aus dem Fremdenverkehr angewiesen war, zusätzlich geschwächt werden. Die Reaktion Österreichs auf diese Maßnahme, die in den westlichen Bundesländern binnen Wochen zum Ausbleiben von bis zu 80 % der deutschen Urlaubsgäste führte[59], fielen vergleichsweise harmlos aus. Ab 1. Juni 1933 mussten österreichische Staatsbürger, die nach Deutschland reisen wollten, bei der zuständigen Passbehörde eine Ausreisebewilligung beantragen, die mit 5 Schilling vergebührt wurde[60]. Deutschland hielt die Reisebeschränkungen weitere drei Jahre aufrecht. Zu deren Aufhebung führten erst die im Zuge des „Juli-Abkommens“ geschlossenen deutsch-österreichischen Vereinbarungen. Zeitgleich, am 28. August 1936, setzte auch Österreich die 1933 erlassenen Reisebeschränkungen außer Kraft[61].
Die bilateralen Spannungen zwischen Deutschland und Österreich hatten für den Salzburger Fremdenverkehr außerordentlich schmerzliche Auswirkungen, da neben dem Übernachtungstourismus auch die Tagesausflugsfahrten aus und in die grenznahen Gegenden in Bayern fast vollständig zum Erliegen kamen. Bereits zu Pfingsten 1933, also noch vor der Verhängung der „1000-Mark-Sperre“, führte die gespannte Situation zwischen beiden Staaten zu einem empfindlichen Rückgang der Autobusausflugsfahrten. Beispielsweise betrug der Umsatzrückgang bei der „Ersten Salzburger Autobusgesellschaft“ („Sag“) bei den zu Pfingsten 1933 verkauften Busfahrkarten im Vergleich zum Vorjahr rund 75 %. Bestimmte Tagesfahrten, wie die „Königssee-Rundfahrt“, die nach Angaben der Firma bisher rund 40 % des Gesamtumsatzes an diesem Feiertagswochenende ausgemacht hatten, entfielen gänzlich[62]. Die geringe Auslastung der insgesamt sechs Autobusse der „Sag“ hatte zur Folge, dass die Entlohnung der Buschauffeure auf die Höhe der Arbeitslosenunterstützung gekürzt werden musste – nur so konnte ihre Kündigung verhindert werden. Auch bei den Nächtigungsziffern, bei denen 1932 der Anteil der Gäste aus Deutschland noch 72,4 % betragen hatte, führten die Ereignisse im Sommer 1933 zu einem dramatisches Einbruch[63]. Von 15. bis 31. Juli 1933 verzeichneten die Fremdenmeldungen bei der Bundespolizeidirektion Salzburg im Vergleich zum Vorjahr einen Rückgang von 22.637 auf 13.363 Personen. Die Anzahl der deutschen Besucher ging von 8.191 auf nur noch 413 zurück[64]. Versuche, durch verstärkte Werbung und vergünstigte Preise vermehrt Touristen aus anderen Ländern ins Bundesland Salzburg zu bringen, brachten keine Entspannung der Situation für die heimische Hotellerie, die sich bereits vor dem Juni 1933 in einer tiefen Krise befunden hatte. Wirtschaftlich besonders abhängig vom Transit über bayerisches Gebiet, nämlich über das „kleine deutsche Eck“, war die Marktgemeinde Lofer, doch wurde von den österreichischen Behörden als Reaktion auf die Reisebeschränkungen Deutschlands ein so genannter „Unbedenklichkeits-Vermerk“ für derartige Fahrten verlangt. Dies und die „1000-Mark-Sperre“ brachten den Fremdenverkehr, der einen Rückgang um rund 70 % zu verzeichnen hatte, weitgehend zum Erliegen. Als einzigen Ausweg aus diesem Dilemma sahen im Oktober 1934 die Verantwortlichen in Marktgemeinde und Verkehrsverein Lofer „eine Rückverlegung der politischen Kontrolle auf die beiden von der Natur aus gegebenen Grenzpässe ‚Pass Strub’ und ‚Pass Luftenstein’ (letzterer beim Ort St. Martin)“ – diese Gegend sollte also einen Status erhalten, vergleichsweise dem Kleinen Walsertal[65]. Dort waren 1933 Passkontrollen „unter dem Eindruck der reichsdeutschen Ausreisesteuer, auf dringende Bitte der Bevölkerung“ aufgehoben worden[66]. Negative Konsequenzen dieser Maßnahme, die probeweise im Herbst/Winter 1934/35 eingeführt werden sollte, sahen die Initiatoren nicht, sie betonten vielmehr „die bisher, trotz aller Grenzeinflüsse beispielgebende, einwandfreie Einstellung der Loferer Bevölkerung“ und, dass „auch bei einer Lockerung der politischen Kontrolle die volle Garantie ihrer angestammten Vaterlandsliebe“ gewährleistet sei. Obwohl es nie zur Realisierung des Vorschlages kam, ist er ein Indiz dafür, wie tief greifend auf lokaler Ebene die Folgen des wirtschaftlichen Druckes durch das Deutsche Reich waren.
Abb. 3: Das geplante Zollausschlussgebiet in der Gegend um Lofer (SLA, RehrlBr 1934/3076, Reproduktion: SLA)
Die Aufhebung der „1000-Mark-Sperre“ kam für die Sommersaison 1936 schon zu spät, und auch im darauf folgenden Jahr hielten sich die Einnahmen in Grenzen, da die deutschen Staatsangehörigen nur noch in beschränktem Umfang Devisen für Auslandsreisen ausführen durften. Vor allem der „kleine Grenzverkehr“ war von diesen Maßnahmen betroffen, denn den Bewohnern der grenznahen Kreise war pro Monat nur die Ausfuhr von 10 Reichsmark gestattet[67]. Genaue Überprüfungen der politischen Zuverlässigkeit der Ausreisenden durch die deutschen Behörden trugen ebenfalls nicht gerade dazu bei, Reisen ins benachbarte Österreich zu fördern[68].
Propaganda und Gewalt – vom Parteiverbot zum Juliputsch
Auch Salzburg war von der sich intensivierenden NS-Terror- und -Propagandawelle betroffen, die ab Juni 1933 ein Klima der Unsicherheit schuf und die ohnehin bereits angespannte innenpolitische Lage weiter aufheizte. Im ganzen Bundesland fanden Hakenkreuzschmierereien statt, auf weithin sichtbaren Berghängen wurden Höhenfeuer in Hakenkreuzform abgebrannt und nunmehr illegale Hakenkreuzfahnen und Transparente mit einschlägigen, politischen Parolen auf markanten Bauwerken angebracht. Aus den unzähligen Beispielen für derartige, vergleichsweise harmlose Aktionen sei hier nur jene 3 x 3 m große Hakenkreuzfahne angeführt, die am 13. November 1933 unbekannte Nationalsozialisten auf dem 56 m hohen Schlot der ehemaligen Ziegelei in Esch (Gemeinde Hallwang) anbrachten. Da die Täter dabei zum Teil die im Inneren des Rauchfangs angebrachten Steighaken entfernten, musste zum Entfernen der Fahne der örtliche Kaminkehrermeister beauftragt werden – dieser verrechnete dafür dem zuständigen Gendarmeriepostenkommando in Gnigl drei Schilling als Honorar.[69] Immer wieder kam es zu Zwischenfällen an der Grenze zu Bayern, wobei, so wie im Frühjahr, die Abschnitte bei Hallein (Dürrnberg), bei Großgmain und zwischen Laufen und Oberndorf die Brennpunkte der von Deutschland ausgehenden Propaganda darstellten. Neben dem Abbrennen weithin sichtbarer Hakenkreuzfeuer auf deutschem Staatsgebiet oder der Beschimpfung von österreichischen Grenzorganen kamen oftmals auch große Lautsprecher zum Einsatz, mit denen nationalsozialistische Lieder, Hetzreden und Parolen gegen die österreichische Regierung bzw. die Salzburger Landesregierung übertragen wurden. Schießereien, die im Zusammenhang mit derartigen Provokationen stattfanden, sowie Schikanen gegen einreisende Österreicher sorgten dafür, dass sich die Unruhe an der Staatsgrenze nach dem Verbot der NSDAP weiter verstärkte. Daneben versuchten immer wieder nach Deutschland geflüchtete illegale Nationalsozialisten über die schwer zu kontrollierende Grenze nach Österreich einzusickern um hier Anschläge durchzuführen oder, wie das beschlagnahmte Material belegt, mitgebrachte Schriftstücke oder Flugblätter zu verteilen[70].
Regelmäßig drangen ab dem Sommer 1933 Flugzeuge von Deutschland aus in den österreichischen Luftraum ein und warfen über grenznahen Ortschaften, vornehmlich im Großraum der Stadt Salzburg, NS-Propagandaflugblätter ab. Die erste derartige Grenzprovokation ist für den 14. Juli 1933 aktenkundig[71]. An diesem Tag flog ein „Klemm-Tiefdecker“ mit übermaltem Erkennungszeichen und mit einem großen Hakenkreuz auf dem Leitwerk von Deutschland kommend über die Landeshauptstadt und warf Flugzettel ab. Bereits seit dem 12. Juli waren auf dem Salzburger Flugplatz zwei Polizeiflugzeuge stationiert, doch konnten diese nichts unternehmen. Eine, mit einem MG bewaffnete Maschine war am Vormittag in Richtung Linz abgeflogen, und die andere konnte nicht starten, da der Motor nicht ansprang. Im Juli erschienen noch drei weitere Male Flugzeuge über Salzburg, denen es gelang, ungehindert Propagandamaterial, teilweise sogar über der Innenstadt abzuwerfen. Die Flugblätter enthielten häufig Aufrufe der nach dem Verbot der NSDAP nach Deutschland geflüchteten Parteispitze unter Gauleiter Karl Scharitzer und seinem Stellvertreter Herbert Parson, die ihr Hauptquartier im grenznahen Freilassing aufgeschlagen hatten[72]. Neben der Parteiführung setzten sich hunderte Nationalsozialisten nach Deutschland ab, so wie jene Gruppe von rund 80 Personen, die in der Nacht zum 22. August 1933 die Grenze in Richtung Marktschellenberg überschritt[73]. Die Flüchtlinge bildeten den Kern der „Österreichischen Legion“, die schon im August 1933 3.500 und 4.000 Mann umfasste – eine Zahl, die später auf 10.000 anstieg[74]. Eine Abordnung dieser Truppe nahm dann im August 1933 sogar am Reichsparteitag in Nürnberg teil[75]. Anfangs waren die österreichischen Nationalsozialisten im „Lager Lechfeld“ nahe Augsburg untergebracht, doch erwies sich dieses für den Winter als ungeeignet, sodass es im Anfang November 1934 aufgelöst und die „Legionäre“ auf mehrere Lager in Bayern aufgeteilt wurden. Das größte derartige Lager befand sich in einer ehemaligen Munitionsfabrik in Dachau-Schleißheim, in unmittelbarer Nähe des Konzentrationslagers, dessen Infrastruktur teilweise auch mitbenutzt wurde[76]. Die geflohenen Nationalsozialisten erhielten eine militärische Ausbildung, wobei besonderer Wert auf die Vermittlung von Kenntnissen für ihre paramilitärische Verwendung im Zuge des NS-Terrors gelegt wurde, wie beispielsweise das Erstürmen von besetzten Gebäuden oder der Umgang mit Sprengstoff[77]. Die Angehörigen der Legion kamen dann auch als Führer von Terrorgruppen zum Einsatz, und jene, die in Lagern in Grenznähe, beispielsweise in Freilassing, stationiert waren, wurden zu Propagandaaktionen, wie das Entzünden von Hakenkreuzfeuern, aber auch zum Schmuggeln von politischem Material, Sprengstoff und Waffen herangezogen. Nahe der Grenze, wie im Funtensee-Schutzhaus (südlich vom Königssee), aber auch in Österreich entstanden geheime Waffenlager, die im Falle eines Einmarsches zur Bewaffnung der örtlichen SA dienen sollten. Die schlechte Unterbringung und mangelhafte Ausrüstung, vornehmlich im Winter, die weitgehende Isolierung, das harte Regime der SS-Ausbildner sowie der Umstand, dass rund 10 % der Legionsangehörigen nicht aus politischen, sondern aus wirtschaftlichen oder kriminellen Gründen nach Deutschland geflüchtet waren, führten dazu, dass sich die Stimmung in den Lagern sehr verschlechterte und in einigen Fällen Legionsangehörige sogar dazu bewog, in ihre Heimat zurückzukehren[78]. Dennoch war die „Legion“ ein permanentes Instrument der Propaganda und des militärischen Drucks, das zu einer massiven Verunsicherung auf österreichischer Seite führte. So wurde nur auf Grund einer „gerüchteweisen Meldung“ eines als Hilfsgendarm eingesetzten Heimwehrmannes, wonach für den nächsten Tag von Berchtesgaden her der Einmarsch der „Österreichischen Legion“ bevorstünde, in der Nacht vom 24. auf 25. Jänner 1934 das Militär-Ortskommando Hallein alarmiert. Dieses schickte daraufhin unverzüglich 20 Mann des Bundesheeres mit zwei Maschinengewehren an die Grenze, die dann allerdings Tags darauf unverrichteter Dinge wieder abzogen, da sich die Meldung als unrichtig erwiesen hatte[79]. Sympathisanten der NSDAP verübten auch in Salzburg zahlreiche Bomben- und Bölleranschläge. Diese sollten neben der Einschüchterung der politischen Gegner vor allem während der Tourismussaison zu einer weiteren Destabilisierung der Lage führen und damit dem Fremdenverkehr, der durch die „1000-Mark-Sperre“ ohnehin in eine existenzielle Krise gestürzt worden war, zusätzlichen Schaden zufügen. Im Winter 1933/34 häuften sich diese Attentate, die zumeist mit „Papier-Böllern“ durchgeführt wurden und in der Regel nur Sachschäden, wie zersprungene Fensterscheiben, zu Folge hatten. Alleine für Jänner 1934 verzeichnen die „Vorfallenheitsberichte“ der Gendarmerieposten an die jeweiligen Bezirkshauptmannschaften 68 derartige Anschläge, wobei eine auffällige Häufung rund um den 30. Jänner, dem Jahrestag der „Machtergreifung“, festzustellen ist[80]. Von anderer, bereits terroristischer Dimension waren Bombenanschläge gegen Bahnlinien, wie jener am 30. April 1934, als ein Oberleitungsmast in Elsbethen gesprengt wurde[81]. Mehrere Schwerverletzte verursachte ein Böller, der am 21. April 1934 bei einer Kundgebung des „Salzburger Heimatschutzes“ im Bühnenbereich des Kleinen Festspielhauses detonierte[82]. Daneben forderten bewaffnete, gewalttätige Übergriffe von Nationalsozialisten gegen politische Gegner oder Angehörige der Sicherheitskräfte auf beiden Seiten zahlreiche Verletzte. Die österreichischen Behörden reagierten auf diese Terrorwelle mit teilweise drakonischen Strafen – auf den Besitz von Sprengstoff stand beispielsweise die Todesstrafe. Mehr als dreißig Personen wurden in Salzburg im Zusammenhang mit Anschlägen zum Tode verurteilt, allerdings wurde von den Urteilen keines vollstreckt[83]. Zahlreiche Hausdurchsuchungen bei bekannten NS-Sympathisanten fanden statt, bei denen auch immer wieder Waffen und Propagandamaterial gefunden wurde. Bereits im Sommer 1933 setzte eine erste Verhaftungswelle unter jenen Nationalsozialisten ein, die nicht nach Deutschland geflüchtet waren. So wurde auch Herbert Parson, Stellvertreter von Gauleiter Scharitzer, schon am 13. Juni 1933 verhaftet, kam aber bald wieder frei und setzte sich daraufhin ebenfalls ins grenznahe Freilassing ab[84]. Die nach Deutschland geflüchteten Nationalsozialisten wurden ausgebürgert und ihr Vermögen eingezogen. Viele, denen die Flucht nicht gelang, wurden ab Oktober 1933 im „Anhaltelager“ im niederösterreichischen Wöllersdorf inhaftiert[85]. Vergleichsweise strenge Strafen drohten auch beim Verbreiten von NS-Parolen in der Öffentlichkeit – so konnte ein „Heil-Hitler“ Ruf mit bis zu drei Wochen Arrest geahndet werden[86]. In Deutschland war man über die Pläne des österreichischen Sicherheitsapparates zur Bekämpfung der Nationalsozialisten recht gut informiert, da der Nachrichtendienst der NSDAP über ein dichtes Netz von Spitzel verfügte, das detaillierte Angaben über Mannschafsstärke, Bewaffnung, Ausrüstung, aber auch zur Moral innerhalb der Exekutive lieferte. Daran konnten auch die Verhaftung von Informanten, wie Anfang Juli 1934 jene einer Schreibkraft in der „staatspolizeilichen Abteilung der Bundespolizeidirektion Salzburg“ und eines Kriminalbeamten, wenig ändern – in Freilassing war Gauleiter Scharitzer und sein Stab über jeden Schritt dieser Behörden in Salzburg genau informiert[87]. Als Kurier diente auch der im Sommer 1934 verhaftete Chauffeur des deutschen Generalkonsulats in Salzburg[88]. Da bei den immer mehr überhand nehmenden Hakenkreuzschmierereien die Urheber nur schwer auszuforschen waren, gingen die Behörden dazu über, aus NS-Sympathisanten „Putzkolonnen“ zu formieren, die dann die Hakenkreuze abzuwischen hatten[89]. Damit sollten diese Personen einerseits gedemütigt, andererseits in der Öffentlichkeit diskreditiert werden. In eine ähnliche Richtung ging auch die Praxis, nach Bölleranschlägen, deren Täter nicht ausgeforscht werden konnten, in der Nähe des Tatortes wohnende Nationalsozialisten zu Schadenersatzzahlungen zu verpflichten[90].
Abb. 4: „Putzkolonne“ von NS-Sympathisanten unter Aufsicht von Heimwehrmännern bei der Entfernung von Hakenkreuzschmierereien in Salzburg (Rohrwig, Freiheitskampf, 336 f; Reproduktion: SLA)
Alle diese Maßnahmen erzeugten nur zusätzliche Verbitterung bei den Betroffenen und verstärkten zweifellos ihre Opposition gegen das herrschende Regime. Sie zeigen aber das Unvermögen des zunehmend autoritären Österreich, dem Nationalsozialismus und dessen Anhängern wirkungsvoll entgegenzutreten oder gar eine Alternative zu bieten.
Die Ereignisse im Juli 1934[91]
Die Terroranschläge der Nationalsozialisten gingen im Frühjahr 1934 mit unverminderter Intensität weiter, und zudem häuften sich in Salzburg die illegalen Grenzübertritte von Angehörigen der „Österreichischen Legion“, die neben Propagandamaterial auch Waffen und Ausrüstung ins Land schmuggelten[92]. In Salzburg blieb es am 25. Juli 1934, dem Tag der Ermordung von Bundeskanzler Engelbert Dollfuß, ruhig, denn Gauleiter Scharitzer erteilte von Freilassing aus den Angriffsbefehl erst für den Abend des 27. Juli[93]. In der Landeshauptstadt selbst blieben blutige Zusammenstöße aus. In Liefering, das nur durch die Saalach vom benachbarten Freilassing getrennt ist, forderte am Abend des 27. Juli die Erstürmung des Gasthauses „Hartlwirt“, wo sich Angehörige des „SA-Motorsturms Salzburg“ eingefunden hatten, unter Heimwehrleuten drei Tote. Einer der beteiligten Nationalsozialisten ertrank beim Versuch nach Freilassing zu entkommen in der Salzach[94]. Am selben Abend besetzten in Lamprechtshausen Angehörige der örtlichen SA den Gendarmerieposten und verhafteten Anhänger des Ständestaates[95]. Nachdem es bereits in der Nacht zu kleineren Kampfhandlungen gekommen war, umstellten am nächsten Morgen Einheiten des „Heimatschutzes“ und des Bundesheeres den Ort, dessen Erstürmung und anschließende „Säuberung“ sieben Putschisten und zwei Soldaten das Leben kostete, wobei es bis heute widersprüchliche Angaben über blutige Übergriffe gegen Nationalsozialisten gibt[96]. Eine weitere Auseinandersetzung, die auf Seiten der Nationalsozialisten drei und auf Seiten des Schutz-Korps einen Toten forderte, fanden am Abend des 27. Juli in Seekirchen am Wallersee statt, wo der Gendarmerieposten der Brennpunkt der Kämpfe war[97]. In Mattsee lieferten einander in der Nacht zum 28. Juli Heimwehr und Gendarmerie mit Nationalsozialisten, die sich in einer Hütte verschanzt hatten, einen heftigen Schusswechsel, der bei den Aufständischen einige Verletze forderte[98].
Nach der Verhängung des Standrechts am 27. Juli setzte eine massive Verhaftungswelle ein, sodass die Anzahl der in Salzburg inhaftierten Nationalsozialisten bis Ende September 689 betrug. Auf Grund der sich beruhigenden Lage verringerte sich diese Zahl allerdings bis Mitte Dezember auf 158[99]. Da die vorhandenen Gefängnisse nicht ausreichten, kam das Gros der Inhaftierten vorerst auf die Festung Hohensalzburg, wo sie oftmals Misshandlungen durch das Wachpersonal ausgesetzt waren – ein Umstand, der nach dem „Anschluß“ von der NS-Propaganda besonders betont wurde[100]. Daneben bestanden weitere provisorische Haftstätten, beispielsweise das ehemalige Arbeiterheim in Salzburg-Itzling[101], und noch im Sommer 1934 ging eine Reihe von Sammeltransporten ins Anhaltelager Wöllersdorf[102]. Viele, am „Juli-Putsch“ Beteiligte entzogen sich ihrer Verhaftung durch Flucht nach Deutschland. Alleine für den Bezirk Salzburg-Umgebung, also jenem, in dem es zu Kämpfen kam, sind von Juni 1933 bis zum 27. Oktober 1934 insgesamt 324 rechtskräftige und drei bis dato nicht rechtskräftige Ausbürgerungen bekannt, wobei anzunehmen ist, dass die Mehrzahl nach dem Juli 1934 erfolgte[103]. Aller Propaganda zum Trotz fehlte auch in Salzburg jegliche Unterstützung militärischer Art von Deutschland aus, sodass die Kampfhandlungen im Juli 1934 nie über den Charakter begrenzter, lokaler Ereignisse hinausgingen, die nach wenigen Stunden von der Obrigkeit niedergeschlagen werden konnten. Inwieweit das Vorgehen der Staatsgewalt Sympathie und Zustimmung der Bevölkerung genoss und ihr Ansehen stärkte, ist zumindest in Frage zu stellen.
Im Ständestaat – vom „Juli-Putsch“ zum „Anschluss“
Das Scheitern des Putsches stürzte die illegale österreichische NSDAP in eine schwere Krise, die dadurch verstärkt wurde, dass es den Behörden gelang, die Parteiorganisation weitgehend zu zerstören. Der Massenexodus von Parteimitgliedern ins Ausland – alleine nach Deutschland gingen bis Ende 1934 rund 42.000 – sowie die Verhaftungen vieler Mitglieder führten zu einer zusätzlichen Schwächung[104]. Hitler, der offiziell jegliche Beteiligung am „Juli-Putsch“ leugnete, war vorerst an einer Verbesserung der Beziehungen zu Österreich interessiert. Äußere Zeichen dafür waren die Einsetzung des ehemaligen Zentrumspolitikers und Katholiken Franz von Papen als deutschen Gesandten in Wien sowie die Auflösung der sich in München befindlichen Landesleitung der österreichischen NSDAP und die Absetzung ihres Chefs Theo Habicht[105]. Erst das als eine Konsequenz der geänderten außenpolitischen Konstellation geschlossene „Juli-Abkommen“ von 1936 brachte eine Konsolidierung der Nationalsozialisten in Österreich. Der illegale Gauleiter von Salzburg, Karl Scharitzer, verlor nach dem missglückten Aufstand ebenfalls viel von seiner innerparteilichen Macht. Der kommende Mann war Anton Wintersteiger, der im November 1934 stellvertretender Gauleiter wurde und im September 1936 selbst die Gauleitung übernahm[106].
Der Terror der Nationalsozialisten ging auch in Salzburg nach den Juli-Ereignissen weiter, auch wenn die „Vorfallenheitsberichte“ für das zweite Halbjahr 1934 auf einen vorübergehenden Rückgang der Bölleranschläge schließen lassen[107]. Am 18. September 1935 gelang es den Behörden Sprengstoffattentate auf führende Persönlichkeiten, wie Erzbischof Sigismund Waitz oder Polizeirat Franz Mayer, zu vereiteln, denen Paketbomben per Post zugeschickt werden sollten. Die Drahtzieher dieser Anschläge konnten nicht gefasst werden, da sie sich nach Deutschland absetzten[108]. Unvermindert ging auch die Propagandatätigkeit der Nationalsozialisten, wie das Abbrennen von Hakenkreuzfeuern oder Beschmieren von Gebäuden mit Parolen oder Hakenkreuzen, weiter, jedoch gibt es in den Quellen für den Zeitraum bis Ende 1935 keine Hinweise auf Abwürfe von NS-Flugblättern durch deutsche Flugzeuge über Salzburg[109]. Die Lage an der Staatsgrenze blieb weiterhin gespannt. Immer wieder kam es einerseits zu Provokationen von Deutschland aus und andererseits zu gewalttätigen, teils bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen österreichischen Sicherheitskräften und flüchtenden Nationalsozialisten. Diese wurden in Bayern in so genannten „Flüchtlingsüberprüfungslagern“ interniert, wo eine genaue Überprüfung ihrer politischen Einstellung bzw. der Motive der Flucht erfolgte. Ein solches Lager mit einem durchschnittlichen „Verpflegsstand“ von 40-50 Mann befand sich in Graßlfing (heute: Gemeinde Olching), rund 20 km westlich von München. Es wurde ausschließlich von Österreichern geleitet, aber zusätzlich von einer Einheit württembergischer SS-Männer bewacht, zumal Flüchtlinge, die aus kriminellen Gründen ihre Heimat verlassen hatten, in Sammeltransporten nach Österreich abgeschoben wurden[110]. Häufig hielten sich Angehörige der „Österreichischen Legion“ im Zusammenhang mit Propagandaaktionen illegal in Österreich auf. Einer dieser Legionäre, der in der Neujahrsnacht 1935 „in der Linzergasse ein Hakenkreuz abgebrannt“ hatte, ertrank am darauf folgenden Morgen bei Oberndorf in der eiskalten Salzach, als er nach Bayern zurück schwimmen wollte[111].
Das militärische Engagement Italiens in Äthiopien ab Herbst 1935 und die damit verbundene Annäherung an Deutschland führten zur zunehmenden außenpolitischen Isolierung Österreichs. Zudem hatte der Einmarsch deutscher Truppen in das entmilitarisierte Rheinland in der ersten Märzwoche 1934 deutlich gezeigt, dass die Westmächte an keinem militärischen Konflikt mit dem Dritten Reich interessiert waren. Konfrontiert mit dieser neuen Situation sah sich die Regierung Schuschnigg zu einer Änderung ihrer Politik gegenüber den Nationalsozialisten gezwungen. Eine Folge davon war das „Juli-Abkommen“ (11.7.1936), in dem „die deutsche Reichsregierung die volle Souveränität des Bundesstaates Österreich“ anerkannte[112]. Im Gegenzug verpflichtete sich der Ständestaat im nicht für die Öffentlichkeit bestimmten „Gentleman-Agreement“ unter anderem zu einer Außenpolitik im Sinne Berlins sowie zu weitreichenden Konzessionen gegenüber den Nationalsozialisten im Inland. Demnach sollten Vertreter der „Nationalen Opposition“ zur „Mitwirkung an der politischen Verantwortung“ herangezogen werden – Dr. Edmund Glaise-Horstenau (Minister ohne Geschäftsbereich) und Dr. Guido Schmid (Staatssekretär im Außenamt) wurden daraufhin vom Bundeskanzler in die Regierung aufgenommen. Im Zuge der vereinbarten Amnestie erfolgte noch im Juli die Freilassung von 17.045 in Österreich inhaftierten Nationalsozialisten[113]. Um die außenpolitische Lage zu beruhigen, war auch Hitler vorerst an keiner Eskalation gelegen. Dies brachte er beim Besuch hochrangiger österreichischer Nationalsozialisten am „Berghof“ am 16. Juli 1936 unmissverständlich zum Ausdruck, als er sie anwies, „in Österreich Disziplin zu bewahren“ und Politik im Rahmen der „Vaterländischen Front“ zu machen[114]. Tatsächlich dürfte es auch in Salzburg ab der zweiten Jahreshälfte zu einer Beruhigung der Lage gekommen sein, denn die „Vorfallenheitsberichte“ der Gendarmerieposten berichten, abgesehen vom Verteilen illegaler Fugblätter, über keine Propagandamaßnahmen oder Anschläge von Nationalsozialisten[115]. In diese Richtung geht auch ein im September 1936 in Oberndorf von der Gendarmerie beschlagnahmtes „Weisungsblatt“ an alle „Gliederungen bis einschließlich Ortsgruppen“ der NSDAP, in dem zur Zurückhaltung ermahnt wurde – alle Parteimitglieder hatten beispielsweise bei Androhung des Parteiausschlusses Reisen ins Deutsche Reich der Partei zu melden und jeglicher Kontakt mit „Reichs- und Emigranten-Stellen“ war ihnen mit der Begründung, dass „A. Hitler die Nichteinmischung strengstens befohlen“ hatte, untersagt[116]. 1937 änderte sich die im Vergleich zu den Jahren zuvor günstige Sicherheitslage nicht, wenn man von Hakenkreuzschmierereien und zahlreichen Verhaftungen von NS-Sympathisanten, beispielsweise wegen „Betätigung für die NSDAP“ oder „Grüssens mit Heil-Hitler“ und ähnlichen Delikten, absieht[117]. Auch wurden rund um den 20. April auf den Berghängen, vornehmlich im Großraum der Landeshauptstadt, mehrere Hakenkreuzfeuer abgebrannt[118]. An der Grenze nach Bayern kam es im Gefolge des „Juli-Abkommens“ zu einer Deeskalation der Verhältnisse, jedoch führten grenznahe Militärmanöver und Berichte über Truppenbewegungen weiterhin zur Beunruhigung der österreichischen Behörden[119]. Zusätzlich häuften sich im Sommer 1937 Klagen über strengere Grenzkontrollen, besonders der Devisenbestimmungen seitens der deutschen Zollorgane, wodurch „Deutschen Staatsangehörigen … der Übertritt nach Österreich verleidet sei“[120]. Grundsätzlich ging das Jahr 1937 ruhig zu Ende, und ebenfalls noch ohne größere Zwischenfälle verlief der Jahreswechsel 1937/38[121].
Der „Anschluss“[122]
Allen Repressalien zum Trotz verzeichnete die NSDAP eine stetige Zunahme der Anzahl ihrer illegalen Parteimitglieder. So ergab eine Hausdurchsuchung der Polizei, dass sich alleine in der Stadt Salzburg diese Zahl von 1936 bis Jahresende 1937 von rund 500 auf 1.100 mehr als verdoppelt hatte. Ein NSDAP-interner „Bericht über die Organisation des Gaues Salzburg“ nennt mit Stichtag 31. Jänner 1938 für die „Kreise I-V“, welche territorial den politischen Bezirken entsprachen, insgesamt rund „8.000 Parteigenossen“, von denen 435 aktiv die „Organisation der politischen Leitung“ der Partei aufrechterhielten.[123] Im Vergleich zu den 29.224 Mitgliedern der „Vaterländischen Front“ nimmt sich auch diese Zahl zwar mehr als bescheiden aus, doch zeigen die Wochen rund um den „Anschluß“, wie gering der „Ständestaat“ und seine Organisationen in der Bevölkerung verankert waren[124]. Anfang 1938 intensivierten die Nationalsozialisten ihre Propaganda in Österreich. Im Jänner 1938 beschlagnahmte die Staatspolizei am Salzburger Hauptbahnhof rund 14 Tonnen Propagandamaterial, das als Dienstpost der Reichsbahn getarnt, über die Grenze geschmuggelt worden war.[125] Anfang Februar erfolgte die Festnahme eines Salzburger Baumeisters, der zwei Lastwagen-Ladungen mit „nationalsozialistischen Werbeschriften“ illegal ins Land gebracht hatte[126]. Diese Erfolge konnten jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass die österreichischen Behörden als Folge der weitgehenden Durchsetzung mit Nationalsozialisten zunehmend in ihrer Handlungsfähigkeit eingeschränkt waren. So funktionierte Ende Februar 1938 die Kommunikation zwischen der Sicherheitsdirektion und den Bezirkshauptmannschaften bzw. den Gendarmeriepostenkommandos nicht mehr einwandfrei[127].
Seit dem Abschluss des „Berchtesgadener Abkommens“ am 12. Februar 1938 nahm die Agitation der Nationalsozialisten immer mehr den Charakter einer Massenbewegung an. Einen ersten Höhepunkt erreichte dies am 21. Februar, als zwischen 13.000 und 19.000 NS-Sympathisanten, SS und SA schon zum Teil in Uniform, in einem Fackelzug durch die Salzburger Innenstadt marschierten[128]. Als Reaktion darauf mobilisierte die „Vaterländische Front“ am 25. Februar noch einmal ihre Anhänger und veranstaltete ebenfalls einen Fackelzug, an dem sich 24.000 Menschen beteiligten – bezeichnend für die herrschende Stimmung ist, dass alle Bediensteten der Landesregierung verpflichtet wurden, an dieser Kundgebung teilzunehmen[129]. Nachdem Bundeskanzler Schuschnigg am 9. März in Innsbruck für den 13. März eine Volksbefragung über die Unabhängigkeit Österreichs angekündigt hatte, spitzte sich die Lage weiter zu, da die Nationalsozialisten gegen dieses Referendum mobil machten. Ausschreitungen in der Stadt Salzburg, die einige Verletzte forderten, waren die Folge. In der Nacht vom 9. auf 10. März wurden von Deutschland alle Grenzübergänge nach Österreich geschlossen. NS-Sympathisanten beherrschten schon die Straßen, und daran konnte auch die Absage der Volksbefragung am 11. März nichts ändern. Am Vormittag des 12. März 1938 erreichten schließlich die ersten deutschen Truppen die Stadt Salzburg, wo sie von einer jubelnden Menschenmenge begrüßt wurden – auf politischer Ebene hatte sich der Machtwechsel bereits am vorhergehenden Abend mit der Absetzung von Landeshauptmann Rehrl durch den aus Deutschland zurückgekehrten Gauleiter Wintersteiger vollzogen.
Abb. 5: SA-Posten auf der Staatsbrücke in Salzburg am „Tag nach der Machtergreifung“ (Rohrwig, Freiheitskampf, 432 f; Reproduktion: SLA)
Mit dem „Anschluß“ hatte die Grenze zwischen Salzburg und Bayern aufgehört eine Staatsgrenze zu sein – freilich um nach Kriegsende vorerst noch unüberwindlicher und trennender zu werden – es war von da an noch ein langer Weg, bis sie zu einer „verbindenden“ innereuropäischen Grenze zwischen zwei demokratischen Staaten eines gemeinsamen Wirtschaftsraumes werden sollte.
[1] Landespressebüro (Hg.), Salzburg Informationen 77/1, 2. Daten und Fakten – Bundesland Salzburg. Schriftenreihe des Landespressebüros Nr. 2, Salzburg 1977, 49.
[2] Sammelliste mehrerer deutschnationaler Gruppierungen.
[3] Christlichsoziale, Landbund, Nationalsozialisten.
[4] Ernst Hanisch, Zur Frühgeschichte des Nationalsozialismus in Salzburg (1913-1925), in: Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde (hinfort abgekürzt: MGSL) 117 (1977), 371-410, 378 f.
[5] SLA, LRA 1910/19 VI D 8 / 1918; bemerkenswert ist, dass es sich bei den eingereichten Satzungen um jene des „Bezirksvereines der Deutschen Arbeiterpartei“ handelte, die inhaltlich unverändert blieben. Lediglich das Wort „Bezirksvereinsleitung“ wurde in den 16 Paragraphen durch „Landesvereinsleitung“ ersetzt.
[6] Bundesweit errangen die Nationalsozialisten nur 0,78 %; vgl.: Robert Kriechbaumer, Die großen Erzählungen der Politik. Politische Kultur und Parteien in Österreich von der Jahrhundertwende bis 1945 (Schriftenreihe des Forschungsinstitutes für politisch-historische Studien der Dr.-Wilfried-Haslauer-Bibliothek, Salzburg, Bd. 12), Wien-Köln-Weimar 2001, 665.
[7] Norbert Schausberger, Der Griff nach Österreich. Der Anschluß, Wien-München 1978, 223.
[8] Hanisch, Frühgeschichte (wie Anm. 4), 406/407.
[9] Otto Reich v. Rohrwig, Der Freiheitskampf der Ostmark-Deutschen. Von St. Germain bis Adolf Hitler, Graz-Wien-Leipzig 1942, 48 f.
[10] Werner Maser, Die Frühgeschichte der NSDAP. Hitlers Weg bis 1924, Frankfurt-Bonn 1965, 263.
[11] Salzburger Chronik, 16.8.1923.
[12] Bundeskanzleramt (inneres) an Präsidium der Landesregierung; 3.10.1923; SLA, Präs. Akt 1923/XIa/4154.
[13] Polizeidirektor Steinhäusl an die Polizeidirektion Wien, 28.10.1923; SLA, Präs. Akt 1923/XIa/4154.
[14] Salzburger Volksblatt, 9.5.1938.
[15] Harold J. Gordon, Hitlerputsch 1923. Machtkampf in Bayern 1923-1924, Frankfurt 1971, 329-333.
[16] Landeshauptmann an das Ortskommando Salzburg, 9.11.1923; SLA, Präs. Akt 1923/XIa/4154.
[17] Hanisch, Frühgeschichte (wie Anm. 4), 408.
[18] Bayerischer Ministerpräsident an Landeshauptmann Dr. Röhrl (sic!), 12.1.1924; SLA, RehrlP-1924/0001.
[19] Polizeidirektor Steinhäusl an Landeshauptmann Rehrl, 19.1.1924; SLA, RehrlP-1924/0001.
[20] Landeshauptmann an bayerischen Ministerpräsident, 24.1.1924 (Konzept); SLA, RehrlP-1924/0001.
[21] Maser, Frühgeschichte NSDAP (wie Anm. 10), 323.
[22] Gordon, Hitlerputsch (wie Anm. 15), 420-422.
[23] Hans Prodinger gehörte seit 1919 für die Nationalsozialisten dem Salzburger Gemeinderat an; vgl.: Land Salzburg (Hg.), Hundert Jahre selbständiges Land Salzburg 1861-1961. Festschrift des Salzburger Landtages. Salzburg 1961, 98.
[24] Hanisch, Frühgeschichte (wie Anm. 4), 410.
[25] Die Partei war nach 1923 in folgende Strömungen zerfallen: „Nationalsozialistische Partei“ (Karl Schulz), „Deutschsozialer Verein“ (Walter Riehl), „Nationalsozialistische Hitlerbewegung“ (Richard Suchenwirth); vgl.: N. Schausberger, Österreich (wie Anm. 7), 224.
[26] Kriechbaumer, Erzählungen (wie Anm. 6), 679.
[27] Ernst Hanisch, Salzburg, in: Erika Weinzierl – Kurt Skalnik (Hg.), Österreich 1918-1938. Geschichte der Ersten Republik, Bd. 2, Wien 1983, 903-937, 920.
[28] F. L. Carsten, Faschismus in Österreich. Von Schönerer zu Hitler, München 1977, 144.
[29] Salzburg, Hundert Jahre (wie Anm. 23), 99.
[30] Polizeidirektor Steinhäusl an Landesreg. Rat. Negrelli, 15.3.1928; SLA, Präs. Akt 1928/32c/4192.
[31] Staatspolizeilicher Tätigkeitsbericht für das Jahr 1928, 10-11; SLA, RehrlBr-1929/2513.
[32] BH Hallein an Landesamtsdirektion, 23.10.1930; SLA, Präs. Akt 1930/32c/2596.
[33] Polizeidirektor Steinhäusl an Landesamtsdirektion, 9.4.1930; SLA, Präs. Akt 1930/32c/2596.
[34] SLA, Präs. Akt 1931/32c/2596.
[35] Heinz Dopsch – Robert Hoffmann, Geschichte der Stadt Salzburg, Salzburg-München 1996, 530.
[36] 27,9 % der Stimmberechtigten, Statistik der Ortsgemeindewahlen 1931; SLA, Präs. Sep. Fasz. Nr. 106.
[37] SLA, Präs. Sep. Fasz. Nr. 106.
[38] Dirk Hänisch, Die österreichischen NSDAP-Wähler. Eine empirische Analyse ihrer politischen Herkunft und ihres Sozialprofils. Wien-Köln-Weimar 1998, 91.
[39] Statistik der Ortsgemeindewahlen 1931; SLA, Präs. Sep. Fasz. Nr. 107.
[40] Gendarmeriepostenkommando Gnigl an Bezirkshauptmannschaft Salzburg, 7.3.1932; SLA, Präs. Akt 1932/32c/461.
[41] Gendarmeriepostenkommando Krimml an Bezirkshauptmannschaft Zell am See, 24.4.1932; SLA, Präs. Akt 1932/32c/461.
[42] SLA, Präs. Akt 1932/32c/461.
[43] Franz Schausberger, Ins Parlament um es zu zerstören. Das „parlamentarische Agi(ti)ren der Nationalsozialisten in den Landtagen von Wien, Niederösterreich, Salzburg und Vorarlberg nach den Landtagswahlen 1932 (Schriftenreihe des Forschungsinstitutes für politisch-historische Studien der Dr.-Wilfried-Haslauer-Bibliothek, Salzburg, Bd. 1), Wien-Köln-Weimar 1995, 226.
[44] LGBl. für das Land Salzburg Nr. 81/1932.
[45] Vgl.: F. Schausberger, Ins Parlament (wie Anm. 43), 224 f.
[46] Hanisch, Salzburg (wie Anm. 27), 920.
[47] SLA, RehrlBr 1933/0957.
[48] Zusammenstellung der in letzter Zeit an der deutschen Reichsgrenze vorgekommenen Zwischenfälle; SLA, RehrlBr 1933/0957.
[49] Zusammenstellung der in letzter Zeit an der deutschen Reichsgrenze vorgekommenen Zwischenfälle; SLA, RehrlBr 1933/0957.
[50] Bruce F. Pauley, Der Weg in den Nationalsozialismus. Ursprünge und Entwicklung in Österreich, Wien 1988, 106/107.
[51] BGBl. Nr. 240/1933.
[52] LGBl. für das Land Salzburg Nr. 866/1933.
[53] Stenographisches Protokoll, 2. Sitzung des Salzburger Landtages, 2. Session der 4. Wahlperiode, 3 f.
[54] Gesetz über die Beschränkung der Reisen nach der Republik Österreich, RGBl. Nr. 57/1933.
[55] Gremium der Autobusunternehmer der Stadt Salzburg an LH Rehrl, 19.7.1931; SLA, RehrlBr 1931/1312.
[56] Josef Wysocki, Leben im Berchtesgadener Land 1800-1990, Bad Reichenhall 1991, 261.
[57] Der Oberbürgermeister von Regensburg an LH Rehrl, 15.2.1932, SLA, RehrlP 1932/0002.
[58] Gustav Otruba, Hitlers „1000-Mark-Sperre“ und Österreichs Fremdenverkehr 1933, in: Rudolf Neck – Adam Wandruszka (Hg.), Beiträge zur Zeitgeschichte. Festschrift Ludwig Jedlicka zum 60. Geburtstag, Wien 1976, 113-162, 118.
[59] Otruba, „1000-Mark-Sperre“ 1933 (wie Anm. 58), 113.
[60] BGBl. Nr. 208/1933.
[61] BGBl. Nr. 290/1936.
[62] „Sag“ an LH Rehrl, 23.6.1933; SLA, RehrlBr 1933/2615.
[63] Kammer für Handel, Gewerbe und Industrie Salzburg an die Landesregierung, 6.6.1933; SLA, Präs. Akt 1933/14/4614.
[64] Otruba, „1000-Mark-Sperre“ 1933 (wie Anm. 58), 141.
[65] Marktgemeinde und Verkehrsverein Lofer an LH Rehrl, 30.10.1934; SLA, RehrlBr 1934/3076.
[66] Bereits seit 1891 war dieses Tal Zollausschlussgebiet; vgl.: Landesverkehrsamt in Salzburg, Information über die administrative Behandlung des Kleinen Walsertales in Vorarlberg; 15.11.1934; SLA, RehrlBr 1934/3076.
[67] Gendarmeriepostenkommando Wals an BH Salzburg, 1.1.1937; SLA, Präs. Akt 1937/34a/261.
[68] Gustav Otruba, Die Folgen des Juliabkommens 1936 für Österreichs Fremdenverkehr, in: Politik und Gesellschaft im alten und neuen Österreich. Festschrift für Rudolf Neck zum 60. Geburtstag, Bd. 2, Wien 1981, 146-162, 154.
[69] Gendarmeriepostenkommando Gnigl an BH Salzburg, 13.11.1933; SLA, Präs. Akt 1933/15a/6930.
[70] „Vorfallenheiten an der Grenze“; SLA, Präs. Akt 1933/15a/6930 und SLA, Präs. Akt 1934/15a/95.
[71] Sicherheitsdirektion Salzburg an Bundeskanzleramt, 14.7.1933; SLA, Präs. Akt 1933/15a/6930.
[72] Wysocki, Berchtesgadener Land (wie Anm. 56), 262.
[73] Gendarmeriepostenkommando Hallein an BH Hallein, 23.8.1933; SLA, Präs. Akt 1933/15a/6930.
[74] Gerhard Jagschitz, Zur Struktur der NSDAP in Österreich vor dem Juliputsch 1934, in: Ludwig Jedlicka – Rudolf Neck (Hg.), Das Jahr 1934: 25. Juli. Protokoll des Symposiums in Wien am 8. Oktober 1974, Wien 1975, 9-29, 13/14.
[75] Walter Leubuscher, Der große Irrtum. Ein Beitrag zur Geschichte der nationalsozialistischen Bewegung in Österreich. Wien 1937, 29. Beim Autor handelt es sch angeblich um einen ehemaligen Angehörigen der „Legion“, der 1935 (?) nach Österreich zurückkehrte.
[76] Einen überaus detaillierten Einblick in das Alltagsleben und die Ausbildung bietet der Bericht eines Angehörigen der „Österreichischen Legion“, der Mitte September 1933 beim Versuch die österreichische Grenze im Unterberggebiet zu überschreiten in Bergnot geriet und von der Gendarmerie aufgegriffen wurde; vgl.: Gendarmeriepostenkommando Grödig an BH Hallein, 15.11.1933; SLA, Präs. Akt 1933/15a/6930.
[77] Leubuscher, Irrtum (wie Anm. 75), 48.
[78] Gerhard Jagschitz, Der Putsch. Die Nationalsozialisten 1934 in Österreich, Wien 1976, 36 u. 43.
[79] Gendarmeriepostenkommando Hallein an BH Hallein, 24.1.1934; SLA, Präs. Akt 1934/15a/95.
[80] SLA, Präs. Akt 1934/15a/95.
[81] Gendarmerieposten Glas ad Aigen an Bezirksgendarmeriekommando, 1.5.1934; SLA, Präs. Akt 1934/15a/95.
[82] Salzburger Chronik, 23.4.1934.
[83] Ernst Hanisch, 1938 in Salzburg, in: MGSL 118 (1978), 257-309, 291.
[84] Gendarmeriepostenkommando Hallein an BH Hallein, 13.6.1933; SLA, Präs. Akt 1933/15a/6930.
[85] Gerhard Jagschitz, Die Anhaltelager in Österreich (1933-1938), in: Vom Justizpalast zum Heldenplatz, Studien und Dokumente 1927-1938, Wien 1975, 128-151, 134.
[86] Hanisch, Salzburg (wie Anm. 27), 921.
[87] SLA, Landesgericht Salzburg Vr 1394/1934.
[88] Jagschitz, Putsch (wie Anm. 78), 37.
[89] Beispielsweise nach einer derartigen Schmieraktion auf Bäumen in der Hellbrunnerstraße in Salzburg, am 12.11.1933; Gendarmeriepostenkommando Salzburg an BH; 13.11.1933; SLA Präs. Akt 1933/15a/6930.
[90] Einige Beispiele belegen diese Vorgangsweise der Behörden; vgl.: SLA, Präs. Akt 1934/15a/95.
[91] Die Ereignisse des „Juli-Putsches“ in Salzburg werden nur im Überblick behandelt, da diese in einer Vielzahl von Publikationen bereits dargestellt wurden.
[92] „Vorfallenheiten an der Grenze“; SLA, Präs. Akt 1934/15a/95.
[93] Kurt Bauer, Elementar-Ereignis. Die österreichischen Nationalsozialisten und der Juliputsch 1934, Wien 2003, 98.
[94] Peter F. Kramml, Liefering – Das Dorf an der Grenze (1816-1939/45), in: Liefering das Dorf in der Stadt, Salzburg 1997, 57-214, 181.
[95] Jagschitz, Putsch (wie Anm. 78), 164/165.
[96] Die Ereignisse bildeten den Hintergrund für das Propagandastück von Karl Springenschmid „Lamprechtshausener Weihespiel – Von Kampf und Not und eines deutschen Dorfes in Österreich“, das 1938 und 1939 in der Woche um den 25. Juli auf einer Freilichtbühne vor Ort aufgeführt wurde; vgl.: Gert Kerschbaumer, Faszination Drittes Reich. Kunst und Alltag der Kulturmetropole Salzburg, Salzburg o. J., 136-144.
[97] Ernst Hanisch, „Das wilde Land“ – Bürgerkrieg und Nationalsozialismus in Seekirchen, in: Elisabeth u. Heinz Dopsch (Hg.), 1300 Jahre Seekirchen. Geschichte und Kultur eine Salzburger Marktgemeinde, Seekirchen 1996, 323-346.
[98] Chronik des Gendarmeriepostens Mattsee I, 80.
[99] 23.9.1934: 689 / 15.12.1934: 158 Nationalsozialisten in Salzburg in Haft; vgl.: Jagschitz, Anhaltelager (wie Anm. 85), 149.
[100] z.B.: „Festung Juli 1934“ (Salzburger Volksblatt, 11.5.1938).
[101] Kammer der Arbeiter und Angestellten Salzburg an Landeshauptmann, 9.3.1938; SLA RehrlP 1938/0034.
[102] SLA, BH Salzburg-Umgebung 1934 N1/1578.
[103] BH Salzburg-Umgebung an Sicherheitsdirektion, 30.10.1934; SLA, BH Salzburg-Umgebung 1934 N1/26726.
[104] Pauley, Weg in den Nationalsozialismus (wie Anm. 50), 138.
[105] Kriechbaumer, Erzählungen (wie Anm. 6), 700.
[106] Hanisch, 1938 (wie Anm. 83), 260.
[107] SLA, Präs. Akt 1934/15a/95.
[108] Als in Linz ein Polizeibeamter eines der Pakete öffnete, kam es zu einer Explosion, bei der er einen Arm und ein Auge verlor; vgl.: Salzburger Volksblatt 18.9.1935, 23.9.1935 und SLA, RehrlBr 1934/3202.
[109] SLA, Präs. Akt 1934/15a/95 und Präs. Akt 19354/34a/296.
[110] Die Angaben entstammen dem Bericht des Gendarmeriepostenkommandos Oberndorf an die BH Salzburg über die Befragung eines am 21.12.1935 beim illegalen Grenzübertritt nach Deutschland aufgegriffenen ehemaligen Insassen des Lagers Graßlfing, 22.12.1935; SLA, Präs. Akt 1935/34a/296.
[111] Gendarmeriepostenkommando Oberndorf an die BH Salzburg, 2.1.1935; SLA, Präs. Akt 1935/34a/296.
[112] Ludwig Reichhold, Kampf um Österreich. Die Vaterländische Front und ihr Widerstand gegen den Anschluß 1933-1938. Eine Dokumentation, Wien 1984, 220-227.
[113] Pauley, Weg in den Nationalsozialismus (wie Anm. 50), 163.
[114] Wolfgang Rosar, Deutsche Gemeinschaft. Seyss-Inquart und der Anschluß, Wien-Frankfurt-Zürich 1971, 94/95.
[115] SLA, Präs. Akt 1936/34a/236.
[116] Gendarmeriepostenkommando Oberndorf an die BH Salzburg, 21.9.1936; SLA, Präs. Akt 1936/34a/236.
[117] Bundespolizeidirektion Salzburg, Vorfallenheitsberichte 1936 – März 1938; SLA, Präs. Sep. Fasz. 127.
[118] SLA, Präs. Akt 1937/34a/1280.
[119] Gendarmeriepostenkommando Großgmain an die BH Salzburg, 9.6.1937; SLA, Präs. Akt 1937/34a/261.
[120] Gendarmeriepostenkommando Oberndorf an die BH Salzburg, 5.6.1937; SLA, Präs. Akt 1937/34a/261.
[121] Bundespolizeidirektion Salzburg, Vorfallenheitsberichte 1936 – März 1938; SLA, Präs. Sep. Fasz. 127.
[122] Die Ereignisse im Zusammenhang mit dem „Anschluß“ Salzburgs werden nur im Überblick behandelt, da diese in einer Vielzahl von Publikationen bereits dargestellt wurden.
[123] Bericht über die Organisation des Gaues Salzburg; SLA, P-Archiv 11.
[124] Salzburger Volksblatt, 10.2.1938.
[125] Ulrich Eichstädt, Von Dollfuß zu Hitler. Geschichte des Anschlusses Österreichs 1933-1938, Wiesbaden 1955, 265.
[126] Salzburger Volksblatt, 7.2.1938.
[127] Sicherheitsdirektor an alle Bezirkshauptmannschaften, 22.2.1938; SLA Präs. Akt 1938/8a/871.
[128] Ereignisse rund um den „Anschluß“, wenn nicht anders angegeben: vgl: Hanisch, 1938 (wie Anm. 83), 260 f.
[129] Rundschreiben Landeshauptmann Rehrl, 22.2.1938, SLA Präs. Akt 1938/9/945.
Ich danke Herrn Dr. Oskar Dohle vom Landesarchiv Salzburg herzlich für die Rechte, seinen Aufsatz, erschienen in: Fritz Koller /Hermann Rumschöttel (Hrsg.), Vom Salzachkreis zur EuRegio. Bayern und Salzburg im 19. und 20. Jht. München ( Salzburg 2006), S. 257-296., auf dieser Seite zur Abrundung des Zeitbildes um Hauptmann Rosenkranz zu veröffentlichen