Besondere Schicksale auf Sterbezetteln
 

 

Der Sterbezettel, entsteht Ende des 17. Jahrhunderts, wenn man von Einzelfällen absieht. Niederländische Quellen nennen das Jahr 1668 als frühest nachweisbares Datum. Sterbezettel erfreuten sich insbesondere in den Niederlanden besonderer Beliebtheit, wie umfangreichen Sammlungen in Nimwegen (Albertinum) und Amsterdam (Museum Amstelkring) mit je 300.000 Exemplaren sowie jene des Central Bureau voor Genealogie in Den Haag mit über 1 Mio. Exemplaren zeigen. Vor allem im 18. Jahrhundert ließ man auf Sterbezetteln das Leben und die Verdienste des Verstorbenen Revue passieren, vermerkte wichtige Ereignisse. Begleitend konnten Trost spendende Zitate biblischer oder sonstiger Herkunft abgedruckt sein. 

 

Im 19. Jahrhundert verbreitete sich der Brauch über Bayern (ca. 1840) nach Österreich. Bis 1860 wurden gewöhnliche Heiligen- oder Andachtsbildchen, auf der Rückseite mit dem Namen und wenigen Angaben zur Person des Verstorbenen beschriftet. Erst später setzte die Produktion spezieller Sterbebilder ein.

 

In den Kriegsjahren wurden 1914 die Sterbezettel noch relativ schlicht gehalten. Danach setzten sich aufwendige und zweiteilige Sterbebilder durch. Für die Salzburger Wehrgeschichtliche Rainerforschung sind diese Sterbezettel von großer Bedeutung. Sie ermöglichen durch die Kombination Daten mit Fotos eine Identifizierung der Soldaten auf anderen zeitgeschichtlichen Dokumenten.

 
 
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Das Denkmal der Rainer, im Spruch angelehnt an das Distichon am Denkmal der Spartaner bei den Thermopylen:
Wanderer, kommst du nach Sparta, verkündige dorten, du habest uns hier liegen gesehen, wie das Gesetz es befahl. 
(Friedrich von Schiller, frei nach dem griechischen Dichter Simonides:)
von Marcus Tullius Cicero ins Lateinische übersetzt:
dic hospes spartae hic te nos vidisse iacentes
dum sanctis patriae legibus obsequimur.
Der Stein befindet sich am Heldenfriedhof am Weg zum Monte Cimone an der Straße südlich Baita Casalena.
Josef Hatheier fiel vermutlich am 16. Mai 1916 am Coston de Asiero. Links vom Sterbezettel befindet sich das beschriftete Foto aus der ehemaligen Fotosammlung Albori, die jetzt in den Sammlung der SWGR zu finden ist.
  
Johann Hofer starb am Mt. San Gabriele. Zu dieser Zeit waren die Rainer in keine Kampfhandlungen verwickelt und an einem anderen Ort stationiert. In rund 200 Einheiten kämpften die Rainer und waren in der Verwaltung weiterhin dem IR 59 zugeteilt. Aus diesem Grund ist es besonders schwer, alle Sterbebilder der Rainer zu finden, denn oft wurde die zugeteilte Einheit angeführt, in der der Soldat Dienst tat, nicht die Einheit, in der seine Stammrolle zu finden ist. IN DIESEM FALLE IST FOLGENDES MÖGLICH: Das VIII  Marschbaon wurde dem IR 36 zugeteilt, nach dessen Auflösung wurden die letzten 180 Rainer dem 12. Feldjägerbataillon zugeteilt und haben mit diesem an den Kämpfen am Monte San Gabriele teilgenommen.

Paul, Franz und Josef Steiner. Zu den seltenen Sterbebildern im militärischen Bereich zählen die von Brüdern oder Söhnen mit ihren Vätern. Tragische Dreifachbilder wie dieses sind absolute Raritäten. Besonders zu beachten sind die drei verschiedenen Einheiten, in welche die Söhne einberufen wurden.
Das Sterbebild Holzer und Klettner ist deswegen so außergewöhnlich, weil militärische und zivile Tote zusammen auf einem Sterbebild aufscheinen. Da hier auch noch unterschiedliche Namen im Spiel sind, wäre es einer weiteren Nachforschung wert, die Zusammenhänge zu ergründen.
 
Die Brüder Russegger fielen beide im Ersten Weltkrieg. Ihr Marterl steht heute noch am Wegesrand und die zwei Gedenktafeln sind erstaunlich gut erhalten. Da immer wieder "Beutezüge" von Sammlern stattfinden, gebe ich hier den genauen Standort nicht bekannt. Das Dokument in der Mitte zeigt die Todesmeldung der Gemeinde an das Rainerarchiv. Scheinbar war schon damals kein Sterbebild mehr zu bekommen, denn von den 5 aufgeführten Soldaten wurden 2 auf diesen Kartonbildern, mit Zusatzbeschriftung, gemeldet. 
 
Vermutlich ist hier der Gemeinde ein Fehler passiert: Das Foto und der Text auf dem Marterlzeigen eindeutig  Johann und nicht Franz Russegger. Das Foto bei der Gemeindemeldung zeigt auch Johann Russegger, zu dem dann auch der Text passt.
Johann Russegger liegt auf dem Friedhof Poreba - Gorskie Nr. 175 / Grab Nr. 26 (in diesem Grab liegen insgesamt 24 namentlich bekannte Rainer) - Damit ist eindeutig erwiesen, dass die Gemeinde die Brüder in der Todesmeldung verwechselte. Wir danken für diese Information von Mag. Florian KOTANKO
Das Sterbebild Salchegger erzählt eine unglaublich lange Geschichte dieses Soldaten im Felde. Man glaubt gar nicht, wie viel Information auf so einem kleinen Raum - plus Gedicht und Foto - untergebracht wurde. Dieses Sterbebild ist ein Paradebeispiel für Zusatzinformationen, die sonst nicht erhalten sind.
Ein besonders tragisches Schicksal legt das Sterbebild von Georg Schwabl aus Leogang offen. Er starb in den Armen seines Bruders, der im selben Regiment diente. An diesem Tag schreibt der Gefechtskalender von Oberst Schad: "Demonstrativer Angriff einer Kompanie des II. Baons auf die russische Stellung Rotunda."
 

Fischer, Müller, Schatzdorfer -
Drei Soldaten des IR 59, welche in Serbien gekämpft haben, gefallen oder an Krankheiten verstorben sind. Es ist anzunehmen, dass auch diese Soldaten des IR 59 dienstzugeteilt waren, denn die Rainer kämpften nicht mit ihren Einheiten in Serbien. Auch diese drei Sterbebilder offenbaren die Geschichte eines Regimentes, dessen Soldaten oft wesentlich weiter verstreut waren, als wir dies heute noch nachvollziehen können. An die 200 Einheiten sind derzeit bekannt, bei denen die 59-er ihren Dienst leisteten. 

Franz Wegmayr - Sterbebild - Beerdigung des Lt Wegmayr im Park des Maierhofes Josefów südl. Lublin durch Feldkurat Bruno Spitzl.
  
Die Brüder Josef und Johann Gerner sind am gleichen Tag, beim gleichen Gefecht gefallen. Sie wurden beide von einer Granate getötet und am selben Friedhof beerdigt.
Ein sehr schönes Beispiel der Bayern, bzw. der in Bayern lebenden Soldaten im IR 59 sind die Sterbebilder von Christian und Peter Thalhauser aus Waging. Zweimal wird im relativ kurzen Text darauf hingewiesen, dass es sich um das IR 59 aus Österreich handelt. Zu beachten sind ist auch die generell identische Ausführung.
Im Landesarchiv Salzburg scheint der Todesort von Michael Verwanger aus Eberschwang, OÖ noch mit "Russischer Kriegsschauplatz" auf - man beachte die Hinweise auf dem Sterbebild der Gemeinde. Tatsächlich fiel Michael Verwanger in Campana bei Tonezza durch Granatbeschuss. Hier dienen Sterbebilder als Kontrolldokumente. 
Versetzungen wie die von Korp Franz Wirglauer waren verhasst. Diese Versetzungen bedeuteten für den Soldaten den Verlust der vertrauten Kameraden und dienten meist dazu, die von der Führung als nicht zuverlässig angesehenen Einheiten mit erstklassigen Soldaten aufzufrischen. Die Rainer stellten als eines der wenigen rein deutschsprachigen Regimenter den Pool für solche Stärkungen der die Zuverlässigkeit von Truppen, welche aus den Ost- und Nordregionen des Reiches zusammengestellt waren, erhöhen sollte.

Galizisches Infanterie Regiment "Wilhelm Ernst Großherzog von Sachsen-Weimar-Eisenach, Herzog zu Sachsen" Nr. 80 
Errichtet: 1860 - XI. Armeekorps - 11. Infanterie-Truppendivision
Nationalitäten: 25% Polen - 68% Ruthenen - 7% Sonstige
Ergänzungsbezirk: Zloczów
Garnison: Stab, I., III. Baon: Lemberg - II. Baon: Zloczów - IV. Baon: Nevesinje
Kommandant: Oberst Joseph Kruzlewski
Deutsche Uniform - Egalisierungsfarbe: scharlachrot - Knöpfe: Silber
aus:
http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_k.u.k._Kampftruppen
Der Sterbezettel von Kadett-Aspirant Rudolf Molterer und der Brief seines Vaters an das Rainerarchiv, in dem er auch die weiteren Vorgänge schildert und seine Ausbildung vor dem Krieg. Leider sind diese persönlichen Dokumente nur noch selten erhalten. Er war einer der wenigen, die auf Betreiben ihrer Eltern in der Heimat beerdigt wurden. Die meisten fanden ihr Ende in Massengräbern, die heute - vor allem auf dem östlichen Kriegsschauplatz - nicht mehr zu finden sind.
Zwei besonders berührende Schicksale zweier Brüder aus Mariapfarr. Die Sterbezettel der Brüder Michael und Johann Trattner sind für den Militärhistoriker besonders wegen dieser Detailinformationen wertvoll. Solche Informationen zeigen den Alltag im Feld und werden von Regimentsberichten kaum erläutert.
Die Geschichte von Kadett Wittauer Otto, in dem Brief an das Rainerarchiv und der Sterbezettel. Die Kombination der beiden zeithistorischen Dokumente ergibt ein umfassenderes Bild.

  

Die Brüder Holzer sind ein sehr ungewöhnliches Beispiel für den Lebensweg von zwei Bauernsöhnen. Während der Erste nur Bauernsohn und Infanterist bleibt, schafft es der Zweite zum Professor am Staatsgymnasium Feldkirch in Vorarlberg und zum Leutnant.
Sie kommen beide in berühmte Regimenter – IR 14 und IR 59 – und fallen für Gott Kaiser und Vaterland. Übrigens laut den Aufzeichnungen des IR 59 und der Regimentschronik am 8. und nicht am 10. Dezember 1914.
Das Sterbebild von Michael Maier zeigt ein besonders schönes Beispiel ausgestorbener Berufe: Schiffskipfenhändlersohn. Dieser Berufsbezeichnung ist Dr. Huber nachgegangen. Es ist ein Händler der Schiffsspanten erzeugt. Diese "Rippen" der Schiffe wurden aus einem speziellen Holz des Kobernausserwaldes gefertigt und in der Hauptsache nach Italien als Fertigware geliefert.
Die Brüder Hargaßner sind in Poturzyn gefallen. Die Angabe Bordozin ist eine Verballhornung dieses Namens. Der Doppelsterbezettel stammt aus Familienbesitz und hat keinen Vermerk der fehlerhaften Bilder, die Einzelsterbebilder waren in den letzten Jahren im Handel. Auf Grund der Tatsache das Familienbesitzes und der sonst üblichen handschriftlichen Vermerke bei fehlerhaften Bildern, gehen wir davon aus, dass das Doppelsterbebild die richtigen Gesichter zeigt. Geklärt konnte auch die fehlende Vornameneintragung in Hoen durch diese Sterbebilder werden. Der angeführte Korporal auf Seite 789 ( für Seite 26 ) war Anton Hargaßner. Das Wirken und Sterben seines Bruders fand keinen Eingang in die Regimentschronik. Ich darf mich hier für die Zusammenarbeit mit den Nachkommen der Gefallenen, vor allem bei Herrn Schrattenecker und der Familie Herbert und Erni Gurtner für Ihre Nachforschungen, bei Nachkommen und Gemeinden, herzlichst bedanken. Weiters darf ich mich für die "falschen" Originale bei Frau Erni Gurtner herzlich bedanken, die diese Sterbebilder nun im Original an die SWGR übergeben haben. Dies ermöglichte diese Klärung der verwechselten Daten die also lauten sollten:

 

Hargaßner Anton, gefallen in der 6. Kompanie bei Liwcze – Sulimów am 29. August 1914

Hargaßner Johannes, gefallen in der 1. Kompanie bei Poturzyn am 30. August 1914