Korporal titl. Zugsführer Ferdinand Spitzer

Die SWGR dankt Herrn Andreas Danner von den Linzer Zweiern für die Überlassung dieser Unterlagen.

 

Diese drei Postkarten erscheinen auf den ersten Blick unbedeutend, enthüllen aber die ganze Dramatik der ersten Kriegswochen.

 

 

Ferdinand Spitzer, geb.: 1889 in Maria Schmolln, ging mit der ersten Feldkompanie in den I. Weltkrieg, nachdem er schon in der 11./ 59 gedient hatte. Er fiel am 7. September 1914 bei Grzeda. Der Vermerk Portozin auf seiner Todesnachricht ist eine Verballhornung von Poturzyn, ein Hinweis auf seinen Todesort, denn der am Sterbebild angegebene Ort Grzeda konnte von uns nicht gefunden werden. Die Kämpfe fanden in dieser Gegend zum angegebenen Todeszeitpunkt statt.

 

 

Als die Feldpost ausblieb befragten seine Eltern vorerst das Rote Kreuz. Aber es fand sich keine Spur von ihm und so kam am 6. 10. 1914, also ein Monat nach seinem Tod, eine Karte mit dem Vermerk „bisher keine Nachricht eingelangt“. Die Eltern hofften also noch auf eine Verwundung oder Gefangenschaft. Die Anfrage beim Regiment wurde am 10. Dezember 1914, also 3 Monate nach seinem Tod noch von Hptm Theodor Hettwer mit „bisher in keiner Verlustliste“ beantwortet. Bangen und Hoffen bei den Angehörigen bis zum 15. Jänner 1915. Dann erreichte den Vater, 4 Monate nach seinem Tod, die Nachricht „auf dem Felde der Ehre gefallen“. Sein Tod wurde in der Verlustliste 53 veröffentlicht.

 

AUFSTELLUNG DER VERLUSTZAHLEN DES IR 59

 

1914 1915 1916 1917 1918 1919
Jänner 0 38 48 17 68 24
Februar 0 71 39 22 9 0
März 0 73 32 30 20 0
April 0 53 24 23 16 0
Mai 0 328 311 31 32 0
Juni 0 87 132 82 290 0
Juli 0 280 134 42 71 0
August 93 274 154 21 23 0
September 186 212 87 19 14 0
Oktober 378 109 44 166 57 0
November 408 51 25 183 24 0
Dezember 258 42 32 107 6 0
Gesamt: 1323 1618 1062 743 630 24

 

DURCHSCHNITTLICHE TODESZAHLEN DES IR 59 PER MONAT:

 
1914 - 265
1915 - 135
1916  -  89
1917  -  62
1918  -  53

 

Wie die Aufstellung zeigt, brachten nicht einmal die beiden großen Maidurchbruchsschlachten im Norden und Süden solch starke Verluste wie die Monate Oktober und November 1914. Gesamt ergibt sich das Bild, dass das Regiment in 17 Monaten Nordfront mehr Tote zu beklagen hatte als im Rest des Krieges. Wobei die Toten der Nordfront, aus den Kriegsgefangenenlagern und auf Grund der Verletzungen erst ab 1916 gestorbenen, hier eigentlich auch der Nordfront zuzurechnen wäre. Leider wird aber der Zeitraum Nordfront wesentlich weniger gut beschrieben, sodass es ungleich schwieriger ist an Informationen und Fotomaterial zu kommen. Der Grund ist deutlich: viel mehr Soldaten starben und konnten nichts erzählen und bewahren.

 

Diese Zahlen offerieren auch den Grund für das Chaos in der militärischen Verwaltung. Denn es mussten auch die Kranken, Verwundeten und Gefangenen verwaltet werden. Auf diesen Krieg war niemand eingestellt. Bei Kriegsbeginn im Jahre 1914 war die Armee nicht nur von der materiellen Ausstattung sondern auch vom strategisch-taktischen Konzept nicht auf dem Stand, auf dem sie hätte sein müssen, um den Konfliktgegnern gewachsen zu sein. Ursache dafür war das Festhalten an überkommenen Vorstellungen. Das Resultat dieser Einstellung waren die ungeheuren Verluste. In einer ersten Mobilisierungswelle wurden bis September 1914 rund 1,3 Millionen Mann zur k. u. k. Armee einberufen, zusätzlich zur Friedensstärke von 415.000 Mann. Eine weitere Million Soldaten wurden bis Jahresende aufgestellt. Die Herbstschlachten 1914 in Galizien brachten dem k. u. k. Heer enorme Verluste, zirka 500.000 Gefallene, Vermisste und Gefangene - Kranke nicht eingerechnet.